Kreditversicherung ist in der Regel eine profitable Versicherungssparte. Die Erträge unterliegen zwar zyklischen und zufälligen Schwankungen, hohe Verluste treten jedoch sehr selten auf. Der Grund hierfür liegt in einem effizienten Risikomanagement, welches auf einem vereinbarten Zusammenspiel zwischen Versicherungsunternehmen und Versicherungsnehmer beruht. So wird der Lieferant, dessen Außenstände durch eine Kreditversicherung abgesichert sind, von seinem Versicherer über aktuelle Veränderungen der Bonität seiner Kunden informiert und beim Zahlungs- und Mahnwesen unterstützt. Das Risikomanagement reicht aber noch wesentlich weiter und geht bis hin zur Sanierung von Insolvenz bedrohter Lieferkunden. Diese Maßnahmen zeigen, dass Absicherungen ungewisser und riskanter Verpflichtungen eines effizienten Risikomanagements bedürfen, welches auf vollständigen Informationen und einer genauen Bewertung des Risikos basiert.
Pauschale Bewertungen, beispielsweise durch Ratings, sind hierfür nicht immer ausreichend. In vorliegendem Text wird eine Risikosteuerung des Versicherungsunternehmens durch Investment in Makroderivate untersucht. Dabei geht es nicht um die Abgabe von Risiken, sondern um die Verringerung der Schwankungen im Cashflow der Kreditversicherung durch Investment in Finanzmarkttitel. Um die Wirkung solcher Kompensationsgeschäfte zu studieren, hat der Autor eine empirische Studie durchgeführt, welche Daten über Entschädigungszahlungen in der Kreditversicherung und Kapitalmarktdaten verknüpft. Die Versicherungsdaten stammen von der Schweizer Rückversicherung, mit denen das Kreditversicherungsrisiko für Europa und die USA ausreichend genau ableitbar ist.
Bei der Kreditversicherung kann man Abhängigkeiten beobachten: Entschädigungszahlen treten nicht nur zufällig, sondern oft auch gehäuft auf, weil sie beeinflusst werden von Konjunkturdaten, also beispielsweise von der Veränderung des Bruttosozialproduktes oder dem Grad der Arbeitslosigkeit. Man wird also erwarten können, dass man das Risiko in der Kreditversicherung zumindest teilweise durch Kompensationsgeschäft in Konjunkturindices reduzieren kann. Man könnte auch hoffen, dass dadurch die zyklischen Schwankungen in der Kreditversicherung verringert werden. Die Ergebnisse zeigen allerdings, dass man durch Kompensationsgeschäft keine große Risikoreduktion erreichen kann.
Das heißt auch hier gilt die alte Börsenweisheit: Hohe Renditen sind nur bei entsprechend hohem Risiko möglich. Doch auch eine geringe Risikoreduktion ist für Versicherer interessant, man kann durch die Verbindung von Versicherungs- und Bankprodukten immerhin eine signifikante Verbesserung der Risikoposition erreichen.
Die wissenschaftliche Arbeit "Wertpotenziale der Kreditversicherung" beschäftigt sich – vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzmarktturbulenzen – mit einem hochaktuellen Thema und kann allen Praktikern und Wissenschaftlern empfohlen werden, die sich mit der Risikosteuerung im Rahmen der Kreditversicherung beschäftigen.
Rezension von Frank Romeike