In "Wirtschaftsvampire" geht es um den Risikofaktor Mensch und um die Selbstbereicherungsstrategien der Unternehmen. Die meisten Aufsehen erregenden Unternehmenskrisen in den vergangenen Jahren sind weniger auf Markt-, Finanz-, Rechtsrisiken oder externe Risiken zurückzuführen, sondern vielmehr auf Missmanagement und Managementfehler (siehe Romeike: Risikomanagement jenseits der exakten statistisch-mathematischen Methoden - Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral). Robert Jakob beschreibt und analysiert in seinem Buch - auf eine sehr unterhaltsame Weise - die Schwächen eines sich selbst korrumpierenden Systems. Der Leser erfährt viel über die kriminellen Machenschaften und die Selbstbedienungsmentalität vieler Unternehmenslenker und die Rolle der Helfershelfer (Analysten, Ratingagenturen, Wirtschaftsprüfer, Banken etc.). Als Opfer bleiben die Unternehmen ausgelaugt am Boden liegen. Und Opfer gab es in den vergangenen Jahren genug: WorldCom, ENRON, TYCO, Comroad, CPU, Infomatec, Metabox, Phenomedia, EM.TV, Flowtex, Kirch Media ...
Robert Jakob bringt Transparenz in ein perverses Selbstbedienungssystem und beschränkt sich nicht auf die reine Analyse, sondern skizziert auch Vorschläge zur Korrektur des Systems. Unterm Strich bietet das Buch einen unterhaltsamen und spannenden Einstieg in ein hochaktuelles Thema.
Nur wenige Fehler trüben die ansonsten sehr gut recherchierte Publikation. So stellt Jakob etwa fest, dass es nur drei Ratingagenturen weltweit gibt, die alle aus den Vereinigten Staaten kämen. Dies ist nicht korrekt. Wenn die drei Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch sich auch den größten Teil des gesamten Ratingmarktes teilen, so gibt es doch noch einige andere Agenturen auf dem Markt. Ausserdem ist Fitch im Eigentum des französischen Konzerns Fimalac.
Der Autor: Robert Jakob ist promovierter Diplom-Biochemiker und war sowohl in der Grundlagenforschung wie im Management von Industrieunternehmen tätig. Seit Anfang 1999 ist er Chefredakteur/ stv.Chefredakteur zweier renommierter Schweizer Fachzeitschriften.
Rezension von Frank Romeike