Neue Analyse des Internationalen Währungsfonds (IWF)

1,4 Billionen US-Dollar Verluste durch die Finanzkrise


Im April diesen Jahres hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert, dass die Verluste aus der US-Hypothekenkrise auf rund eine Billion US-Dollar auswachsen können. Was auf den ersten Blick unvorstellbar wirkt, könnte sogar noch zu knapp geschätzt sein, so die Einschätzung von Experten vor wenigen Monaten. Im April hatten die bekannt gewordenen Abschreibungen von circa 230 Mrd. US-Dollar bei den großen Investmenthäusern gerade mal 0,37 Prozent des weltweit ausstehenden Volumens an Credit Default Swaps ausgemacht. Der IWF wies darauf hin, dass dies nicht die einzigen Risiken seien, die in den Bankbilanzen schlummern. Das ausstehende Nominalvolumen an OTC-Kontrakten wurde von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Ende Juni 2007 auf rund 516 Billionen US-Dollar geschätzt. Angesichts eines wachsenden Gegenparteiausfallrisikos, kann keiner sagen, welche Beträge bei den Banken hier im Feuer stehen.

Gerade die risikoreicheren Junior-Tranchen der verbrieften Kreditstrukturen dürften eher bei Hedgefonds untergebracht worden sein. Und es ist davon auszugehen, dass die zumindest einen Teil ihrer Positionen mit Krediten der Banken finanziert haben,  die diese in ihrer Rolle als Prime Broker gewährt haben. So dürften die Subprime-Risiken also nicht wirklich aus den Büchern verschwunden sein, so die Erkenntnisse vor wenigen Monaten.

Inzwischen rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Verlusten von 1,4 Billionen US-Dollar (1.400.000.000.000 US-Dollar) in der Folge der Finanzkrise. Das Vertrauen in die globalen Finanzinstitutionen und -märkte sei "auf das Schwerste erschüttert", heißt es in dem Bericht. Die Belastungen des weltweiten Finanzsystems ließen erwarten, dass sich der globale Abschwung beschleunige und eine Erholung hemme, so die Studie. Die Experten des IWF rufen in ihrem Bericht zu "international einheitlichen und entschiedenen" Maßnahmen auf, um das Vertrauen in das globale Finanzsystem wieder herzustellen. Sollte dies ausbleiben, drohten ein unstrukturierter Abbau von Schulden und massive Auswirkungen für die Realwirtschaft.

Der IWF fordert in der Analyse außerdem die Zentralbanken der Welt auf, weiterhin über Liquiditätsspritzen die Märkte zu beruhigen. Die Finanzkrise habe den Geldverleih von Banken untereinander fast zum Erliegen gebracht, da das Vertrauen der Banken untereinander schwer beschädigt ist. Die Marktteilnehmer haben in den vergangenen Monaten zu viele Überraschungen erlebt. Vorstände, die vollmundig darauf hinwiesen, dass sie kein Liquiditätsproblem in ihrem Institut hätten (siehe Bear Stearns, HRE etc.), riefen wenige Tage später nach dem Staat. "Das globale Finanzsystem hat ein neues Stadium der Krise erreicht, in der Solvenzprobleme mancher Institute zu anhaltenden und weit verbreiteten Sorgen über Abwärtsrisiken geführt haben und den Einsatz öffentlicher Ressourcen erfordern", heißt es in dem IWF-Bericht.


Kommentare zu diesem Beitrag

Hans /08.10.2008 01:14
Der IWF hat sicherlich Recht, dass nur international abgestimmte und entschiedene Maßnahmen sinnvoll sind, um das Vertrauen in das globale Finanzsystem wieder herzustellen. Aber genau das passiert zur Zeit nicht ;-(( siehe auch Äußerungen Steinbrück zum Hilfsprogramm der USA sowie die Einzelaktionen in Island, Frankreich etc.
Susanne /08.10.2008 01:18
Staat, Banken und Bürger haben über ihre Verhältnisse gelebt und Risiken ausgeblendet. So einfach ist das ... nun dürfen wir alle die Suppe wieder auslöffeln!
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