Laut einer Untersuchung der Creditreform waren im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends rund 340.000 Unternehmenszusammenbrüche in Deutschland zu verzeichnen. Die größte Insolvenz der letzten zehn Jahre war die des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor 2009. Etwa 52.000 Mitarbeiter sind von der Insolvenz der Unternehmensgruppe betroffen. Zu den Großinsolvenzen der 2000er Jahre zählten auch die Pleite des Baukonzerns Phillip Holzmann mit ca. 23.000 Beschäftigten, der 2002 zusammenbrach und die Pleite des Maschinen- und Anlagenbauers Babcock Borsig mit 21.000 Mitarbeitern im gleichen Jahr. Mit jeweils rund 11.000 Beschäftigten zählte die PIN Group im Jahr 2008 und der Möbelhersteller Schieder 2007 ebenfalls zu größten Firmenzusammenbrüchen des vergangenen Jahrzehnts.
Fünf Millionen Arbeitnehmer von Insolvenz betroffen
Insgesamt waren im zurückliegenden Jahrzehnt rund fünf Millionen Arbeitnehmer von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen. Durch die Schließung bzw. Sanierung der Unternehmen ist ein großer Teil dieser Arbeitsplätze auch tatsächlich weggefallen.
Damit hat fast jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den letzten zehn Jahren schon einmal die Pleite seines Arbeitgebers erlebt. Die Schäden für die Gläubiger für die Jahre 2000 bis 2009 belaufen sich insgesamt auf rund 250 Milliarden Euro. Pro Insolvenzfall mussten die Gläubiger damit Forderungen in Höhe von durchschnittlich 735.000 Euro abschreiben. 2009 wurde hierbei ein Rekordwert von knapp 1,1 Mio. Euro erreicht.
Auch bei den Verbraucherinsolvenzen waren hohe Steigerungen zu verzeichnen. Vor allem die Insolvenzrechtsreform im Jahr 1999 und weitere Vereinfachungen im Zuge der Novellierung im Jahr 2002 hätten eine regelrechte Flut von Verbraucherinsolvenzen ausgelöst: Insgesamt mussten rund 596.000 Verbraucher seit dem Jahr 2000 in die Privatinsolvenz. Damit hat jeder elfte Erwachsene in Deutschland die Restschuldbefreiung beantragt. Allein seit 2005 sind pro Jahr jeweils rund 100.000 neue Fälle hinzugekommen.
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Kommentare zu diesem Beitrag
Kleiner Nachtrag: Nur Banken lässt man nicht sterben... Aber das ist ja ein anderes Thema.
Zwar sagen alle Zukunftsprognostiker einen deutlich wachsenden Anteil von Freiberuflern für die Zukunft vorher, aber das wird sicherlich einhergehen mit vielen schlecht bezahlten Existenzen und einem Wegfall der Sozialversicherung für viele "Selbständige" mangels ausreichendem Einkommen.
Dazu gehört weiterhin auch endlich ein Wandel in der Einstellung zum Scheitern. Wenn sich Geschäftsmodelle einfach nicht rechnen, auch wenn diese Jahrzehnte oder über ein Jahrhundert lang Stand hielten, dann sollte man den gesunden Menschenverstand einsetzen, keine unnötigen Kredite aufnehmen (die eh nie zurückbezahlt werden können, horrende Zinsen enthalten und letztendlich nur den allgemeinen Steuerzahler unnötig belasten) und schnellstmöglichst das Unternehmen abwickeln.
Dass es bei den Dinosauriern sich immer so lange hinzieht, liegt größtenteils eben auch an einer sehr unflexiblen Einstellung in den Köpfen aller Mitarbeiter. Die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt ändern sich im Minutentakt, nur die Herren Manager und Angestellten haben diesen Umstand wohl noch nicht akzeptiert und kleben an ihren Arbeitsplätzen. Wenn die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung nur einen Tick flexibler agieren würde, gäbe es eine sehr viel dynamischere Marktwirtschaft.