Mittelstandsbarometer

72 Prozent erwarten eine Zuspitzung der Krise


Mittelstandsbarometer: 72 Prozent erwarten eine Zuspitzung der Krise News

Die europäische Schuldenkrise bereitet dem deutschen Mittelstand große Sorgen: Die große Mehrheit der Unternehmer (72 Prozent) erwartet eine weitere Zuspitzung der Krise, immerhin knapp jeder dritte Befragte ist sogar der Meinung, dass die Europäische Währungsunion auseinanderbrechen wird. Die Krise in Europa ist nach Meinung der Unternehmer derzeit das größte Konjunkturrisiko – neben den hohen Energie- und Rohstoffpreisen.

Unter der Schuldenkrise und den negativen Folgen für die Konjunktur in Deutschland leidet auch das Ansehen der Bundesregierung: Erstmals seit 2009 sinkt die Zustimmung der Unternehmer zur bundesweiten Politik für den Standort Deutschland. Derzeit bezeichnen zwar immerhin noch 80 Prozent der Befragten die Standortpolitik als gut oder eher gut – vor einem Jahr lag der Anteil aber noch bei 87 Prozent.

Auch mit den Verhältnissen vor Ort sind die Mittelständler nicht mehr ganz so zufrieden wie noch vor einem Jahr: Jeder dritte Befragte hält die Rahmenbedingungen im eigenen Bundesland für uneingeschränkt gut – vor einem Jahr waren es noch 40 Prozent. Am besten schneiden im Standort-Ranking Bayern und Baden-Württemberg ab. Vor allem Bayern kann sich wieder als Top-Standort profilieren und belegt in drei von vier Kategorien – in der Bildungs-, Mittelstands- und Förderpolitik – den ersten Platz. Das Infrastruktur-Ranking wird hingegen von Hessen angeführt.

Das sind Ergebnisse des Mittelstandsbarometers 2013 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Die Studie wird halbjährlich durchgeführt. Ihr liegt eine Umfrage unter 3.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland zugrunde, die im Dezember 2012 und Januar 2013 durchgeführt wurde.

Unternehmen erwarten Verschärfung der Staatsschuldenkrise

Spätestens seit der Wahl in Italien steht hinter dem vermeintlichen Abflauen der europäischen Schuldenkrise wieder ein großes Fragezeichen. Und auch die deutschen Mittelständler glauben nicht, dass die Krise schon bald ausgestanden ist. Im Gegenteil: Knapp drei von vier Befragten rechnen damit, dass der schlimmste Teil der Schuldenkrise noch bevorsteht. 30 Prozent der Manager gehen sogar davon aus, dass die europäische Währungsunion auseinanderfallen wird. Und die große Mehrheit der Unternehmer (81 Prozent) ist der Ansicht, dass schließlich auch Deutschland in erheblichem Umfang für die Schulden anderer Euro-Länder zahlen wird.

"Viele Mittelständler misstrauen den bisherigen Strategien der Politiker zur Lösung der Staatsschuldenkrise. Aus eigener Erfahrung wissen sie um die Notwendigkeit struktureller Anpassungsprozesse in Krisenzeiten und sehen in einer Politik des billigen Geldes vor allem einen Aufschub der Probleme, nicht aber die Lösung", beobachtet Englisch. Zudem müssen viele in den südeuropäischen Ländern engagierte Mittelständler derzeit schmerzhafte Einbußen bei ihrem Geschäft vor Ort hinnehmen. Vorerst sei in den Krisenländern keine positive Trendwende auszumachen. Im Gegenteil: "Einige der wichtigsten Auslandsmärkte deutscher Unternehmen – vor allem Spanien, Italien und auch Frankreich – fallen als Wachstumstreiber vorerst aus", konstatiert Englisch. "Und unabhängig davon, ob eine politische Lösung für das Schuldenproblem gefunden wird, die auch die Märkte überzeugt, steht fest: Die Talsohle der Krise in den südeuropäischen Schuldenländern ist noch nicht erreicht. Diese Volkswirtschaften befinden sich nach wie vor im Abwärtsstrudel – und das spüren wir auch Deutschland."

Zustimmung zur Standortpolitik sinkt erstmals seit 2009

Trotz des düsteren Ausblicks ist die große Mehrheit der Mittelständler grundsätzlich zufrieden mit der Politik für den Standort Deutschland: 80 Prozent der Befragten bewerten die bundesweite Standortpolitik positiv ("eher gut" oder "gut"). Im Vorjahr lag die Zustimmungsquote mit 87 Prozent noch etwas höher. Nachdem allerdings die Zustimmung seit 2009 kontinuierlich gestiegen war, könnten die aktuellen Zahlen eine Trendwende signalisieren: "In der sinkenden Zustimmung zur Standortpolitik der Bundesregierung spiegelt sich vor allem die konjunkturelle Unsicherheit in der Eurozone und damit auch in Deutschland wider. Nach wie vor ist aber eine große Mehrheit der Mittelständler grundsätzlich einverstanden mit der Richtung, die die Politik für den Standort Deutschland eingeschlagen hat. Fakt ist, dass Deutschland nach wie vor innerhalb Europas der Fels in der Brandung ist – auch aus Sicht ausländischer Investoren, die zunehmend Deutschland als attraktiven und wettbewerbsfähigen Standort entdecken."

Bayern führt das Standort-Ranking an

Auch die Bewertung der Rahmenbedingungen in den Bundesländern fällt in diesem Jahr etwas zurückhaltender aus als 2012: Nach 90 Prozent im Vorjahr äußern sich derzeit durchschnittlich 86 Prozent der Unternehmen zufrieden mit den Rahmenbedingungen in ihrem Bundesland. Besonders gute Noten gibt es für Bayern, das sowohl das Gesamtranking anführt als auch in den Kategorien Mittelstands-, Bildungs- und Förderpolitik am besten abschneidet. Auch die Rahmenbedingungen in Baden-Württemberg und Niedersachsen werden von den Mittelständlern vor Ort überdurchschnittlich positiv bewertet.

Die besten Noten für ihre Mittelstandspolitik erhalten in diesem Jahr Bayern und Berlin, gefolgt von Thüringen, Rheinland-Pfalz und Hamburg, wobei in Bremen und Berlin die stärksten Zuwächse zu verzeichnen sind. In den meisten anderen Bundesländern ist die Zustimmung zur Mittelstandspolitik hingegen rückläufig.



[Bildquelle: © egeneralk - Fotolia.com]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /21.03.2013 19:30
+++ Zypern bereitet Abwicklung der Laiki Bank vor +++

Zypern bereitet nach Aussagen informierter Personen die Abwicklung der zweitgrößten Bank des Landes vor und will dafür das größte Institut, die Bank of Cyprus, schützen. Dazu sollen die guten Vermögenswerte des Instituts der Bank of Cyprus übertragen werden. Das dazu nötige Gesetz soll nach Angaben einer Person ins Parlament eingebracht werden, sobald die Regierung dafür "grünes Licht" gibt.

Zuvor hatte eine Sprecherin der Zentralbank des Landes betont, dass keine Schließung der Bank geplant sei. "Die Restrukturierung einer Bank bedeutet nicht, dass sie geschlossen wird", sagte Aliki Stylianou. Nach entsprechenden Medienberichten hatten sich Hunderte Angestellte vor der Bank versammelt, um gegen eine Schließung zu demonstrieren. Die Bank selbst war für einen Kommentar nicht erreichbar.

Am Abend reduzierte sie mögliche Barabhebungen auf 260 Euro.
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