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82% der Wirtschaftskriminellen sitzen in Führungspositionen


82% der Wirtschaftskriminellen sitzen in Führungspositionen News

Laut einer internationalen Studie in 69 Ländern, welche die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG durchgeführt hat, ist der "typische" Wirtschaftskriminelle männlich (in 87 Prozent der Fälle) und bekleidet eine Führungsposition (in 82 Prozent der Fälle), vor allem im Finanzbereich oder Vertrieb. 41 Prozent der Delikte werden von Tätern verübt, die zwischen 36 und 45 Jahre alt sind. 60 Prozent der Täter sind zum Zeitpunkt der Entdeckung der Straftat bereits länger als fünf Jahre im Unternehmen, ein Drittel sogar zehn Jahre und mehr. Der durchschnittliche Schaden pro Fall liegt bei rund einer Million Euro.
In 74 Prozent haben die Täter laxe interne Kontrollen ausgenutzt – ein Anstieg um 25 Prozentpunkte gegenüber der letzten Untersuchung im Jahr 2007. Nach Ansicht von KPMG-Partner Frank M. Hülsberg sei dies ein Alarmzeichen. Die Studie zeige, dass der typische Täter (gerade weil er oft lange im Unternehmen ist und in der Hierarchie relativ weit oben steht) in aller Regel hohes Vertrauen genieße. "Er kennt die Prozesse in- und auswendig und kann Kontrollmechanismen dadurch viel leichter außer Kraft setzen", mahnt Hülsberg.

Die häufigsten Delikte sind Veruntreuung von Vermögenswerten oder Betrug beim Einkauf vom Waren und Dienstleistungen (43 Prozent der untersuchten Fälle). Auch gefälschte oder geschönte Zahlen im Finanz-Reporting kommen relativ oft vor. Darüber hinaus stelle auch die Annahme von Bestechungsgeldern für die Akzeptanz von überhöhten Projektkosten eine gängige Methode dar. Im internationalen Durchschnitt gab es in 61 Prozent der Fälle Mittäter, neben Kollegen auch Geschäftspartner wie Kunden, Lieferanten oder Berater. In Deutschland traf dies auf rund die Hälfte der Delikte zu.

Der Studie zufolge zeichnen sich kriminelle Handlungen häufig bereits im Vorfeld ab. Allerdings würden die Warnsignale in 56 Prozent der Fälle ignoriert, beispielsweise die Tatsache, dass ein Mitarbeiter plötzlich einen exzessiven Lebensstil führt und offensichtlich über seine Verhältnisse lebt. Laut Studie wurden lediglich sechs Prozent aller Hinweise verfolgt, was einen Rückgang um fast 20 Prozentpunkte gegenüber der vorherigen Untersuchung bedeutet. Diese Ignoranz sei umso fataler, als dass 96 Prozent Mehrfachtäter sind.

In deutschen Großunternehmen sind die Aufdeckung wirtschaftskrimineller Delikte und die Einhaltung von Gesetzen und internen Richtlinien inzwischen Chefsache: So haben bereits 45 Prozent ein eigenes Vorstandsressort "Compliance" eingerichtet oder die Zuständigkeit direkt dem Vorstandsvorsitzenden zugeordnet, 46 Prozent beschäftigen außerdem einen Chief Compliance Officer (CCO). Bei Firmen mit mehr als 100.000 Mitarbeitern ist das sogar bei zwei Dritteln der Fall. Ebenfalls 46 Prozent haben bereits eine konzernweite Compliance-Abteilung mit mehr als 20 Vollzeitstellen. Zwar sind 83 Prozent davon überzeugt, dass ein funktionierendes Compliance-Management Schadensfälle vermeiden und Haftungsrisiken verringern kann. Allerdings überprüfe nur die Hälfte regelmäßig, ob ihr Compliance-Management-System auch tatsächlich effektiv ist. Zur Aufdeckung der Fälle führen oft anonyme Hinweise aus dem Unternehmen oder von Geschäftspartnern. Inzwischen haben 71 bzw. 58 Prozent der Unternehmen eine Telefonhotline oder ein Email-Postfach eingerichtet, wobei eine große Mehrheit von 88 Prozent "hilfreich" oder sogar "sehr hilfreich" findet.

Mitarbeiter, die gegen gesetzliche oder unternehmensinterne Regeln verstoßen, müssen außerdem mit harten Sanktionen rechnen: Mit 92 Prozent ziehen fast alle großen Unternehmen in Deutschland arbeitsrechtliche Konsequenzen, jeweils 79 Prozent stellen Strafanzeige oder erheben Schadenersatzansprüche.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

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