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Die vergangenen Wochen waren im Wesentlichen von "Angela" und "Katrina" geprägt. Erst versank New Orleans in den Fluten des Lake Pontchartrain – dann im Chaos. Aus globaler Perspektive wirbelte der Hurrikan "Katrina" weltweit die Börsen durcheinander.

Nach der Katastrophe von New Orleans droht ein Energieschock mit gravierenden Folgen für die globale Konjunktur. In dieser Region werden immerhin 30 Prozent des amerikanischen Öls und 20 Prozent des Erdgases gefördert. 60 Prozent der US-Öleinfuhren gelangen über Häfen am Golf von Mexiko ins Land. Etwa die Hälfte der amerikanischen Ölraffinerien ist hier angesiedelt. Der gesamte direkte Schaden wird von Experten aktuell auf etwa 100 Milliarden US-Dollar geschätzt.

"Katrina" war auf den Risikolandkarten vieler Experten eingezeichnet und kam daher eigentlich nicht überraschend. Die US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) prognostizierte bereits Anfang Mai und Anfang August dieses Jahres elf bis vierzehn Tropenstürme für die nächsten Monate, von denen sich sieben bis neun zu Hurrikans und drei bis fünf sich zu Monsterstürmen entwickeln könnten. Beim Klima muss man grundsätzlich immer mit derartigen Entwicklungen rechnen: Schließlich ist es eines der komplexesten und überraschendsten Systeme, die es überhaupt gibt. Insbesondere die Chaos-Theorie liefert uns die wissenschaftliche Grundlage, dass sich komplexe Systeme plötzlich anders verhalten als vorausgesagt. Und: Wirbelstürme gab es im Golf von Mexiko bereits seit Menschengedenken. So wurde beispielsweise im Jahr 1900 die Küstenstadt Galveston in der Folge eines Hurrikan wegradiert. Und auch nach "Katrina" geht die Hurrikan-Saison weiter. Bereits wenige Tage nach "Katrina" hatten die Meteorologen "Lee", "Maria", "Nate" und "Ophelia" auf ihren Monitoren und Risikolandkarten.

Die Risikoindikatoren: Das Oberflächenwasser des tropischen Atlantik hatte sich dieses Jahr sehr stark erwärmt. Seine Temperatur lag etwa 1,5 Grad über dem sonst üblichen Wert für die Monate Juli und August. Hurrikane gewinnen ihre Energie aber aus den Ozeanen. Je wärmer die sind, desto mehr Energie tanken die Wirbelstürme. Durch die Erderwärmung ist mehr Feuchtigkeit und Energie in der Luft, was zum Ergebnis hat, dass Stürme, Gewitter und Regenfälle erheblich an Gewalt zunehmen. Trotz völlig unterschiedlicher Prognosen hinsichtlich der Klimaerwärmung gilt die 1,6-Grad-Prognose als sicher. Wenn die Sechs-Grad-Prognose eintritt, werden Ereignisse wir in New Orleans zum Alltag.

Dr. Ivor van Heerden von der Universität von Baton Rouge in Louisiana prophezeite vor zwei Jahren in einer Studie: "New Orleans ist die bedrohteste Großstadt der USA. Ein Hurrikan der Stärke 3 könnte die komplette Überflutung der Stadt zur Folge haben." Das Wasser würde wochenlang stehen bleiben und die Mischung aus Abwässern, Leichen und Chemikalien würden den Nährboden bilden für den massiven Ausbruch von Seuchen. Ernst genommen hatten diese Kassandrarufe nur wenige. Und auch die Prognosen weiterer Klimatologen, Wasseringenieure, Geomorphologen und Wissenschaftlicher verstaubten in Handbüchern und auf den Schreibtischen der Politiker und Entscheidungsträger. Dummerweise kann man auch im Risikomanagement von Unternehmen immer wieder ein ähnliches Phänomen beobachten. Fazit: Das Undenkbare muss gedacht werden …

 

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