Nun ist es also raus. Wie aus sicheren finanzpolitischen Quellen durchsickerte, wird das Bargeld in Deutschland abgeschafft. Bereits zum 1. Januar 2017 soll der komplette Bargeldverkehr abgestellt werden. Über den exakten Zeitplan und die bis dahin notwenigen Schritte werden die zuständigen politischen Stellen in den kommenden Wochen in einem Maßnahmenpaket informieren. Diese Nachricht komme einem Erdbeben gleich, stellt eine Verbraucherschutzorganisation klar. Der zuständige Pressesprecher hierzu: "Uns hat die Meldung von der Abschaffung des Bargeldes kalt erwischt, gerade vor dem Hintergrund des jüngst erfolgten Bekenntnisses der Deutschen Bundesbank, die sich für den Erhalt von Bargeld ausgesprochen hat."
In der Tat sprach sich Carl-Ludwig Thiele, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, für den Erhalt von Bargeld aus: "Es gibt (…) viele gute Gründe, weiterhin Bargeld zu verwenden. Eine politisch motivierte Zurückdrängung oder Abschaffung ist weder sinnvoll, noch nötig." Doch trotz aller Beteuerungen aus der Wirtschaft und Politik, zeichnete sich seit geraumer Zeit ein Umdenken in Sachen Bargeld ab.
Für Experten bedeutete nicht nur die Abschaffung des 500-Euro-Scheins ein klares Signal gegen Bargeld, sondern auch die Aussagen mancher Bankvorstände. Ein Beispiel: John Cryan, Chef der Deutschen Bank. Für ihn ist Bargeld eher hinderlich, unterstützt Geldwäsche und Kriminelle. Das Ende des Bargeldes liegt der Idee des Aufhebens der Anonymität des kaufenden Kunden zugrunde. "Bargeld bedeutet Freiheit für die Bürger und einen Kontrollverlust für Unternehmen und den Staat. Während Kunden relativ sicher – weil unbehelligt – kaufen können ist das Thema Bargeld Unternehmen, Banken und Finanzbehörden ein Dorn in den Augen, so ein Beitrag zu "Cybersicherheit im Bankenumfeld" im Jahrbuch 2015 der Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung.
Und die Autoren des Beitrags schlussfolgern zu den Gründen: "Sie haben keine Transparenz über das, was der Kunde mit seinem Geld unternimmt (…) Für Finanzinstitute ist das Handling von Bargeld, Sparschweinen und -strümpfen ein kostspieliges Unterfangen." Und unter dem Titel "Total durchsichtig" ging das Wirtschaftsmagazin "brand eins" bereits 2013 dem schwedischen Weg des bargeldlosen Zahlens nach. Hierzu heißt es in einem Interview mit Niklas Arvidsson, Autor der Studie "The Cashless Society": "Auch die Polizei ist dafür. Dass sich die Steuerbehörden für das Thema interessieren, liegt auf der Hand. Der bargeldlosen Gesellschaft fällt der Kampf gegen Schwarzarbeit und die organisierte Kriminalität leichter. Oder anders: Solange man am Bargeld festhält, kommt die Gesellschaft für die "social costs" auf." Welche Folgen die Abschaffung des Bargeldes für die Gesellschaft wirklich hat, wird sich spätestens mit Beginn des neuen Jahres zeigen. Denn dann haben die Überwacher und Kontrolleure in staatlichen Stellen und Unternehmen die Oberhand über unser Kaufverhalten. Ob wir das wollen? "Das ist nicht die Frage, denn die Antwort ist schon gegeben", so der Verbraucherschutzsprecher. Und die wird zukünftig bargeldlos aussehen.