Der Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Claudio Borio, hat davor gewarnt, die Inversion der US-Renditekurve als Vorboten einer Rezession zu betrachten. "Im Gegensatz zu früheren Episoden spiegelt die Inversion die historisch niedrige Laufzeitprämie, die ihrerseits maßgeblich von den Wertpapierkäufen der Zentralbanken beeinflusst ist", sagte Borio anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen BIZ-Quartalsberichts. Die Laufzeitprämie sei kein Rezessionsindikator. Borio wies darauf hin, dass andere Finanzmarktindikatoren ein weniger pessimistisches Bild der US-Konjunkturaussichten zeichneten.
Zugleich wies Borio darauf hin, dass der breite Rückgang der Renditen auf Probleme hindeuten könnte: "Für das Privileg, ihr Geld loszuwerden, sind immer mehr Anleger bereit, draufzuzahlen - selbst zum Höhepunkt der großen Finanzkrise wäre dies undenkbar gewesen", sagte er. Es sei etwas beunruhigend, wenn das Undenkbare zum Normalfall werde.
Als wichtigstes Risiko für die Finanzstabilität betrachtet Borio weiterhin die zunehmende Kreditvergabe an bereits hoch verschuldete Unternehmen. "Vor dem Hintergrund einer aggressiven Risikoneigung und der Jagd nach Rendite werden diese Kredite zunehmend zum Rohmaterial für strukturierte Verbriefungen - collateralised loan obligations (CLOs) - die starke Parallelen zu den berüchtigten collateralised debt obligations (CDOs) aufweisen, die in der Finanzkrise eine zentrale Rolle gespielt haben", warnte Borio.