Das Milliardendebakel der US-Bank J.P. Morgan Chase geht vor Gericht. Am Dienstag haben Aktionäre zwei Klagen gegen das Institut eingereicht. Der Vorwurf: Die Führungsriege der Bank um CEO James Dimon habe Anleger über die Investitionen des Instituts und deren Risiken in die Irre geführt. J.P. Morgan musste kürzlich einen Investment-Verlust von über 2 Milliarden US-Dollar eingestehen.
"Diese Wetten auf Derivate sind mächtig schiefgegangen, was zu einem Kapitalverlust in Milliardenhöhe für das Unternehmen und zu noch weiteren Milliardenverlusten für die Anleger geführt hat", heißt es in einer der Klageschriften. Ein Sprecher von J.P. Morgan wollte die Vorgänge nicht kommentieren.
Dimon selbst hatte den Verlust als einen "schrecklichen, ungeheuerlichen Fehler" bezeichnet. Als Folge musste die Chefin der verantwortlichen Abteilung ihren Hut nehmen. Ina R. Drew hatte das Risikomanagement seit 2005 geleitet.
Eine der Klagen, eingereicht vom Saratoga Advantage Trust, strebt den Status einer Sammelklage an und will Anleger repräsentieren, die zwischen dem 13. April und dem 10. Mai in Aktien von J.P. Morgan investiert waren. Am 13. April hatte Bankchef Dimon in einer Konferenz die Zahlen zum ersten Quartal erläutert, am 10. Mai musste er den Milliardenverlust eingestehen.
Die Klageschrift behauptet, dass Dimon und Finanzchef Douglas Braunstein die Verluste und die potentiellen Risiken für die Investoren falsch dargestellt hätten. Beide Klagen richten sich auch gegen die beiden Manager.
Die andere Klage, eingereicht von dem Anleger James Baker, ist eine sogenannte Aktionärsklage. Dabei bringt ein Anleger zugunsten des Unternehmens gegen eine dritte Partei eine Klage vor. In diesem Fall ist die dritte Partei der Vorstand und der Board des Unternehmens.
So zieht der spektakuläre Verlust immer weitere Kreise. Neben dem Imageschaden und den rechtlichen Konsequenzen hatte der Skandal eine erneute Debatte über die Bankenregulierung entfacht.
Handelsverlust bei J.P. Morgan steigt um mindestens 50%
Der Investmentskandal bei der US-Bank J.P. Morgan weitet sich anscheinend aus. Der von J.P. Morgan Chase ursprünglich auf gut 2 Milliarden US-Dollar bezifferte Verlust aus Handelswetten sei in den vergangenen Tagen noch einmal um die Hälfte gestiegen, berichtet die New York Times unter Berufung auf ungenannte Quellen.
Die Verluste hätten sich innerhalb von vier Handelstagen massiv vergrößert, weil Hedgefonds und andere Investoren die Notlage der Bank ausnutzen würden. Dadurch würde sich die zugrundeliegende Kreditmarktposition von J.P. Morgan schneller verschlechtern, schrieb die New York Times auf ihrer Webseite.
CEO Jamie Dimon hatte zuvor eingeräumt, der Handelsverlust könne wegen der volatilen Märkte auch höher ausfallen.
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Die Londoner Handelsverluste von J.P. Morgan Chase & Co dürften zu einem bedeutenden Teil die Gestalt eines Nullsummenspiels annehmen: Einige der größten Rivalen der New Yorker Bank können sich über hohe Kapitalzuflüsse freuen. Von den mindestens 2 Milliarden US-Dollar an Handelsverlusten dürfte eine Gruppe von etwa einem Dutzend Banken, darunter die Goldman Sachs Group Inc und Bank of America Corp, bis zu 1 Milliarde Dollar einstreichen, sagten Händler und mit der Angelegenheit vertraute Personen. Gelegentlich stünden die Positionen des J.P. Morgan Chief Investment Office direkt diametral denen der Konkurrenz gegenüber.
Die erfolgreiche Konkurrenz erhandelte sich das Geld auf verschiedenen Wegen. Einige handelten direkt mit der J.P. Morgan-Sparte und Bruno Iksil, dem wegen seiner hohen Wetten als "Londoner Wal" bezeichneten Händler. Diese Banken bauten für sich selbst oder ihre Kunden Positionen in Kreditausfallversicherungen auf. J.P. Morgan verkaufte diese Finanzprodukte in diesem Jahr in großem Umfang.
Andere verdienten als Intermediäre fast schon unfreiwillig Geld mit der J.P. Morgan-Sparte. Diese Banken wollten die Positionen eigentlich an ihre Kunden weitergeben. Das Geschäft schlug fehl. Die Kunden lehnten ab. Jetzt stehen diese Banken mit ihren Positionen als glückliche Sieger da, die Überraschungsgewinne einfahren. Womit J.P. Morgan nicht gerechnet hatte, trat ein: Die Kreditausfallversicherungen gewannen an Wert und bescherten den Arbeitgebern des "Londoner Wals" herbe Verluste.
Einige Banken sitzen jetzt auf hohen Gewinnen, die bisher noch nicht realisiert wurden. Deswegen ist noch nicht klar, wie hoch die Gewinne im Endeffekt ausfallen werden. Sprecher von J.P. Morgan, Goldman Sachs und Bank of America wollten keine Stellungnahmen abgeben. Andere Banken gingen leer aus: Die Citigroup Inc ging auch Kontrakte mit dem "Londoner Wal" ein und profitiert trotzdem nicht von den großen Verlusten des Konkurrenten.
Dagegen kommen laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen einige Hedge-Fonds groß ins Geschäft. Diese können mit Gewinnen von jeweils 50 Millionen Dollar und mehr rechnen.
An den meisten Handelstagen war J.P. Morgan der größte Verkäufer von Kreditausfallversicherungen, bezogen auf den Index CDX.IG.NA.9, der den Wert von Unternehmenskrediten abbildet. Einige Hedge-Fonds und andere Anleger gingen Wetten gegen Iksils Positionen ein. Manche Banken trommelten geradezu für Gegenpositionen zu Iksils Wetten, sagten Personen, die Einblick in die Kommunikation der Banken hatten.
Der gewaltige Verkauf von Kreditausfallversicherungen auf den CDX.IG.NA.9 machte es teurer, sich gegen den Ausfall der einzelnen Unternehmen selbst zu schützen. Viele Banken und Hedge-Fonds rechneten damit, dass sich die Preise zwischen dem Index und den einzelnen Versicherungen gegen den Ausfall von Unternehmenskrediten wieder annähern würden. Im Endeffekt behielten sie Recht.
Während der vergangenen zwei Wochen spürten Händler die Quellen von J.P. Morgans immensen Handelsverlusten auf. Im Vordergrund stand die Frage, wie sie sich auf mehr als 2 Milliarden Dollar aufsummieren konnten. Jetzt wollen sie auch herausfinden, wie sich J.P. Morgan aktuell positioniert.
Einige Händler meinen, die Großbank habe ihre Positionen im April bereinigt, bevor sie diesen Monat mit den Verlusten an die Öffentlichkeit ging. Diese Schachzüge sollten vor großen Ausschlägen bei den Marktpreisen schützen, sobald andere Banken von J.P. Morgans Verlustposition Wind bekamen.
Unterdessen hat J.P. Morgan das Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt, das erst vor 2 Monaten angekündigt wurde. Bankchef James Dimon will erst einmal auf Nummer sicher gehen. Der Schritt beruhe nicht auf Vorgaben der Aufsichtsbehörden. Dimon will die Quartalsdividende allerdings nicht kürzen und die Entscheidung zum ausgesetzten Aktienrückkauf nicht als Zeichen gewertet wissen, dass sich die Handelsverluste noch ausweiteten.
Die US-Großbank JP Morgan Chase & Co baut ihr Geschäft im schnell wachsenden China aus. Die New Yorker Gesellschaft pumpt nach eigenen Angaben knapp 400 Millionen US-Dollar in die Tochter JP Morgan Chase Bank (China) Co. Das Geld fließe in den Ausbau des Filialnetzes sowie in die Produktentwicklung. Zudem solle das Kreditgeschäft verstärkt werden, sagte Zili Shao, Chairman und CEO der JPMorgan China.
Ausländische Banken sind bereits seit längerer Zeit am chinesischen Markt interessiert. Bisher sind sie mit einem Anteil von gerade einmal 2 Prozent an der Bilanzsumme des gesamten Bankenwesens in dem Land vertreten. Sie unterliegen ebenso wie die Inlandsbanken strengen regulatorischen Vorgaben. Vor wenigen Wochen hatte die Australia & New Zealand Banking Group Ltd den Ausbau ihres Chinageschäfts für rund 317 Mio US-Dollar angekündigt.
JP Morgan teilte weiter mit, sie habe die Genehmigung für eine weitere Filiale in China erhalten. Sie werde in Suzhou eröffnet. Die Stadt gilt als reich und ist weniger als eine Stunde Autofahrt von der Metropole Schanghai entfernt. Aktuell besitzt die US-Bank sechs Filialen in China.