Aktuelle Studie

Aktives Portfoliomanagement senkt Ausfallrisiken


Studie: Aktives Portfoliomanagement senkt Ausfallrisiken Studie

Ein konsequentes Risikomanagement verringert die Ausfallwahrscheinlichkeiten innerhalb des Geschäftspartnerportfolios im Zeitablauf deutlich. Dies belegt eine aktuelle Studie. Rund 15 Prozent der im Rahmen der Studie "Risikomanagement im Benchmark – Geschäftspartnerrisiken nachhaltig reduzieren" betrachteten deutschen Geschäftspartner wird ein überdurchschnittliches Ausfallrisiko bescheinigt. Global ist gar jedes vierte Unternehmen mit einem solchen Risiko behaftet. Doch lassen sich Zahlungsausfallrisiken in einem Geschäftspartnerportfolio durch einen stringenten Risikomanagement- und aktiven Portfoliomanagementprozess spürbar senken, so das Ergebnis der Untersuchung. Als schwieriger erweist sich, der zunehmenden Zahlungsunlust in der internationalen Geschäftswelt zu begegnen. Gleichwohl gibt es auch hier zumindest begrenzten Handlungsspielraum.

Grundlage der Studie "Risikomanagement im Benchmark – Geschäftspartnerrisiken nachhaltig reduzieren" von Bisnode Deutschland sind Daten zur Entwicklung von mehr als 250 realen, internationalen Geschäftspartnerportfolien über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Insgesamt umfassen die betrachteten Portfolien dabei rund eine Viertel Million Geschäftsbeziehungen.

Untersucht wurden die Beziehungen zu internationalen Kunden und Lieferanten deutscher, überwiegend mittelständischer Unternehmen. Dabei beinhaltet die Bewertung zu zwei Dritteln Geschäftspartner im Kredit- und Forderungsmanagement, zu einem Drittel Lieferanten.

Im Mittelpunkt der Studie stehen die beiden zentralen Risiken eines Ausfalls und eines Zahlungsverzugs. Die entsprechenden Daten stammen aus Anwendungen, die von Unternehmen für die fortlaufende Überwachung ihrer Risiken genutzt werden.

In der Gesamtbetrachtung der Geschäftspartner zeigt sich hinsichtlich der Verteilung der Ausfallrisiken zunächst kein eindeutiger Trend und insgesamt kaum Veränderung über den Zeitraum der vergangenen fünf Jahre. Eine detailliertere Betrachtung auf geografischer und branchenspezifischer Ebene liefert gleichwohl aufschlussreiche Ergebnisse: So ist die nahezu unveränderte Verteilung der Ausfallrisiken vor allem auf die hohe Stabilität der Risikobewertung deutscher Unternehmen zurückzuführen, die in den betrachteten Geschäftspartnerportfolien dominieren. Hier liegt der Anteil von Unternehmen mit überdurchschnittlichem Ausfallrisiko mittlerweile bei nur noch knapp 15 Prozent.

In den Top-10-Märkten ohne Deutschland ist zwar ein merklicher, teils signifikanter Rückgang der Ausfallrisiken festzustellen. So liegt die entsprechende Quote in den Niederlanden, Frankreich, Österreich und Großbritannien nur noch minimal über dem deutschen Niveau, in den USA und der Schweiz gar deutlich darunter. Dennoch bleibt der Anteil von ausländischen Unternehmen, die mit einem überdurchschnittlichen Ausfallrisiko bewertet werden, in der Gesamtbetrachtung der Top 10 klar höher, nicht zuletzt aufgrund ihres relativ hohen Anteils in Spanien und Italien (siehe Abbildung 01).

 Abbildung 01: Veränderung des Anteils von Geschäftspartnern mit verspäteter Zahlungsweise per Herkunftsland, Maximum und Minimum

Abbildung 01: Veränderung des Anteils von Geschäftspartnern mit verspäteter Zahlungsweise per Herkunftsland, Maximum und Minimum

In den übrigen Herkunftsländern ist der Anteil von Geschäftspartnern mit einem überdurchschnittlichen Ausfallrisiko noch einmal deutlich höher – und nimmt gegen den sonstigen Trend sogar tendenziell zu.

Ein ähnlich differenziertes Bild ergibt die Analyse nach Branchen: Während der Anteil überdurchschnittlich ausfallgefährdeter Unternehmen in einigen Sektoren leicht steigt, in anderen geringfügig sinkt, bleibt das Gesamtbild relativ konstant. Den geringsten Anteil an Unternehmen mit einem überdurchschnittlichen Ausfallrisiko weisen die Branchen Banken, Finanzen und Versicherungen, Herstellung von Konsumgütern beziehungsweise von Investitionsgütern sowie der öffentliche Sektor und Freiberufler auf. Der Anteil liegt im Minimum um 15 Prozent oder sogar darunter, das Maximum von 20 Prozent wird nicht überschritten. Die Dienstleistungsbranche, Transport und Logistik und der Einzelhandel wiesen den höchsten Anteil von Geschäftspartnern mit erhöhtem Ausfallrisiko auf – er liegt zwischen 25 und 30 Prozent, zum Teil auch höher (siehe Abbildung 02).

Abbildung 02: Geschäftspartner mit überdurchschnittlichem Ausfallrisiko 2010 - 2015, nach Branchen, Maximum - Minimum

Abbildung 02: Geschäftspartner mit überdurchschnittlichem Ausfallrisiko 2010 - 2015, nach Branchen, Maximum - Minimum

Die branchen- und länderübergreifend beachtlichen Divergenzen, teils uneinheitliche Trends und die insgesamt nicht unerhebliche Höhe des Anteils mit überdurchschnittlichem Ausfallrisiko bewerteter Unternehmen, zeigen die überragende Bedeutung eines Risikomanagementprozesses, der sich auf die langfristige und kontinuierliche Überwachung dieser Ausfallrisiken aller relevanten Geschäftspartner fokussiert. Dazu zählen die fortwährende Überprüfung bestehender Geschäftsbeziehungen und eine konsequente Trennung von stark ausfallgefährdeten Partnern ebenso wie die frühzeitige kritische Risikobewertung neuer Geschäftspartner.

Die Analyse der Entwicklung der Risikoverteilung in den untersuchten Portfolien zeigt, dass es der Mehrzahl der Unternehmen gelungen ist, den Anteil stärker ausfallgefährdeter Geschäftspartner über derart konsequente Prozesse im Laufe der Zeit zu reduzieren – wenn auch selten bereits im ersten Geschäftsjahr. 85 Prozent der Beteiligten waren schließlich erfolgreich (siehe Abbildung 03).

Abbildung 03: Anteil der Portfolien mit Verbesserung/Verschlechterung der Portfoliostruktur hinsichtlich Ausfallrisiko abhängig von der Laufzeit

Abbildung 03: Anteil der Portfolien mit Verbesserung/Verschlechterung der Portfoliostruktur hinsichtlich Ausfallrisiko abhängig von der Laufzeit

Weniger eindeutig fällt der Erfolg im Umgang mit einem zu beobachtenden Rückgang der Zahlungsmoral aus. Während ausländische Geschäftspartner noch nie gern pünktlich gezahlt haben – 2015 haben gerade knapp 20 Prozent der Geschäftspartner aus den Top-10-Ländern ohne Deutschland ihre Rechnungen pünktlich beglichen –, nimmt der Anteil fristgerechter Zahler unter traditionell deutlich pünktlicher zahlenden deutschen Unternehmen zuletzt deutlich ab. Dieses ist in den betrachteten Geschäftspartnerportfolien in den vergangenen fünf Jahren um rund 10 Prozentpunkte auf "nur noch" etwa 64 Prozent gesunken.

Diese zunehmende Zahlungsunlust der wichtigsten Geschäftspartner in den untersuchten Portfolien konnte dabei nicht vollständig kompensiert werden. Im Forderungs- und Kreditmanagement gelingt es immerhin vielfach, den Forderungsbestand gegenüber potenziell säumigen Zahlern zu reduzieren und so den Risiko-Effekt zunehmender Zahlungsverzüge zumindest abzufedern.
Im Einkauf sind hingegen keine Anstrengungen zu beobachten, auf das Zahlungsverzugsrisiko zu reagieren. Unter den Lieferanten nimmt die Zahl säumiger Zahler merklich zu. Das hat zwar keine unmittelbaren Auswirkungen – denn die Lieferanten sind in der Studien-Perspektive die Zahlungsempfänger. Dennoch lässt die Erhöhung des Anteils der Lieferanten, die sich gegenüber ihren Vorlieferanten im Verzug befinden, in der großen Mehrheit der Portfolien künftig höhere Risiken in der Supply Chain zumindest erahnen.

Autor:

Michael Seifert, Senior Manager Business Consulting, Bisnode Deutschland GmbH.

Michael Seifert, Senior Manager Business Consulting, Bisnode Deutschland GmbH.

[ Bildquelle Titelbild: © SENTELLO - Fotolia.com ]
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