Vor dem Hintergrund des zukünftigen Regelwerks zu Solvency II steigen die Anforderungen an das Risikomanagement deutlich. Der hierbei bereits begonnene Wandel des Risikomanagements – von einer ursprünglich rein qualitativen Risikobeobachtung und -überwachung zu einem integralen Bestandteil einer wertorientierten Unternehmenssteuerung – wird sich auf nahezu alle Bereiche eines Versicherungsunternehmens auswirken.
Die zunehmende Komplexität des unternehmensinternen Risikomanagements und externer Transparenzanforderungen durch den Kapitalmarkt (Rating-Agenturen), Verbrauchern und Vermittlern hat zu einer steigenden Bedeutung von Simulationssoftware geführt. So gibt es vielfältige Softwarelösungen im Asset-Liability-Management (ALM) für Lebensversicherer und für den Nicht-Leben-Bereich („Dynamische Finanzanalyse“ – DFA).
Die branchenspezifische Anwendung unterscheidet sich deutlich: Während ALM-Tools im Leben/Kranken-Bereich insbesondere zur Optimierung der Kapitalanlagen, der Berechnung von Embedded Values, zur Plausibilisierung der Überschusszuteilung und zur Steuerung der Rückstellungen für Beitragsrückgewähr (RfB) verwendet werden, spielt DFA-Software bei Kompositversicherern im Risikomanagement, bei der Schätzung von Abwicklungsergebnissen oder bei der Optimierung der Rückversicherungsstruktur eine tragende Rolle.
Die derzeit in der Praxis verwendeten Softwareprodukte sind in der Regel modular aufgebaut. So soll sowohl die Lösung spezieller Probleme, wie die Optimierung von Rückversicherungsprogrammen, die operative Steuerung von Kapitalanlagen oder auch die Abbildung des kompletten Unternehmensgeschehens, durch einen ganzheitlichen Ansatz in einem Enterprise Risk Management (ERM) ermöglicht werden. In der Abbildung 1 werden exemplarisch einige Anbieter und marktgängige Produkte aufgeführt.
Diese Tools und deren potenzielle Anwendungsfelder sind hoch komplex, sodass in einem Auswahlprozess besondere Aufmerksamkeit erforderlich wird. Ein Teil der Entscheidung ist eine grundsätzliche Abwägung zwischen individuell entwickelter und auf dem Markt verfügbarer Software. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Verfügbarkeit adäquater unternehmensinterner Daten.
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Quelle: Dieter Köhnlein, Thomas Willert, Thomas Rauschen: Aktuarielle Software für Risikomanagement und Unternehmenssteuerung: Ein systematischer Analyse- und Bewertungsprozess als kritischer Erfolgsfaktor, in: Versicherungswirtschaft Heft 20/2006.