Aktuelle Studie: Vorstand und Aufsichtsrat verantwortlich für IKB-Krise


Für die Entstehung der Krise bei der IKB Deutsche Industriebank AG machen Branchenexperten und Manager in erster Linie die Bank selbst verantwortlich, also ihren Vorstand und den Aufsichtsrat. Dagegen wird die Erklärung, es handele sich um eine Liquiditätskrise am Kapitalmarkt, an der die Bank selbst keinen Anteil hat, kaum akzeptiert. Dies geht aus einer aktuellen Erhebung des Center for Financial Studies (CFS) mit Sitz in Frankfurt am Main hervor. Das an der Johann Wolfgang Goethe-Universität angegliederte Forschungsinstitut publiziert regelmäßig den sog. CFS-Finanzplatzindex, der auf einer vierteljährlich durchgeführten Managementbefragung unter über 400 Unternehmen des Finanzstandortes Deutschland basiert. Der Index fasst qualitative Angaben bezüglich der Unternehmenskennzahlen Geschäftsvolumen, Ertragssituation, Mitarbeiteranzahl und Investitionen bezüglich des gerade vergangenen und aktuellen Quartals zusammen.

Sonderfragen zur IKB-Rettungsaktion

Die aktuellen Sonderfragen des CFS-Finanzplatzindex beschäftigen sich mit der Unterstützungsaktion für die IKB Deutsche Industriebank AG. Die erste Frage betraf das Krisenmanagement im Falle der IKB, und dessen Auswirkung auf das Vertrauen in das deutsche Bankensystem. Hier sieht eine Mehrheit der Befragten einen negativen Einfluss. Dies gilt insbesondere aus dem Blickwinkel des heimischen Finanzmarktes, für den zwei Drittel der Befragten einen Vertrauensverlust feststellen.  Weiterhin macht die Analyse deutlich, dass auch den  Wirtschaftsprüfern und, in etwas geringerem Umfang, der Bankenaufsicht BaFin eine Mitverantwortung bei der IKB-Krise zugewiesen wird. Interessanterweise wird den Eigentümern, und auch der Bundesbank, die geringste Mitverantwortung an der Krisenentstehung beigemessen.

Befürworter und Gegner der Unterstützungsaktion halten sich die Waage

Die Höhe der Unterstützungsaktion von bisher 8 Mrd. Euro wird sehr unterschiedlich interpretiert. An dem Antwortverhalten wird deutlich, dass es sich bei der IKB-Rettungsaktion um ein ordnungspolitisch bedeutsames, und daher auch umstrittenes Thema handelt.  41 Prozent der Befragten halten den bereitgestellten Betrag für zu hoch und hätten lieber eine Insolvenz der IKB in Kauf genommen. Dagegen hält eine etwa gleich große Befragtengruppe (37 Prozent) diesen Betrag angesichts der Notwendigkeit einer Rettungsaktion für akzeptabel. 22 Prozent machten keine Angaben. Man kann gut erkennen, dass der Finanzplatz Deutschland quer zu den verschiedenen Unternehmenstypen etwa je zur Hälfte in Befürworter und Gegner der Unterstützungsaktion geteilt ist.

Abwehr von systemischen Risiken

Dies wirft die Frage auf, inwieweit die Befragten eine Rettung der IKB  mit der Abwehr von systemischen Risiken für die Stabilität des deutschen Bankensystems rechtfertigen. Auch wenn keine Einigkeit über die sinnvolle Höhe der IKB-Unterstützung besteht,  so wird doch einheitlich ein systemisches Risiko konstatiert. So vermuten 54 Prozent der Befragten, dass eine Unterlassung der Unterstützungsaktion das systemische Risiko des deutschen Bankensystems erhöht hätte und weitere 17 Prozent sehen für diesen Fall sogar die Gefahr einer Bankenkrise als gegeben an.

Privater Käufer erwünscht

Über den Abschluss des "Falles IKB", nämlich den angekündigten Verkauf der IKB-Anteile, wünscht sich eine Mehrheit der Befragten (54 Prozent), dass die Veräußerung ausschließlich dem Grundsatz der Erlösmaximierung folgen soll. Nur eine Minderheit von 20 Prozent wünscht zusätzlich eine Berücksichtigung ordnungspolitischer Gesichtspunkte. Bei einer Kategorisierung der Käufer gibt es eine klare Wunschrangfolge: privat vor öffentlich, inländisch vor ausländisch. Zusammengenommen gibt dieses Meinungsbild eine klare Empfehlung für das Vorgehen der Bundesregierung und der KfW bei der zukünftigen Verwertung ihrer IKB-Beteiligung.


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