Der Druck auf die Banken zur Aufarbeitung möglicher Währungsmanipulationen steigt. Großbanken wie die Deutsche Bank und die Citigroup wurden nun von der US-Finanzmarktaufsicht CFTC aufgefordert, ihre sämtlichen Daten und Aufzeichnungen nach Hinweisen auf Manipulationen am Devisenmarkt zu durchforsten und diese der Aufsichtsbehörde auszuhändigen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten.
Eine der informierten Personen sagte, die Deutsche Bank nehme gegenwärtig Millionen von Dollar in die Hand, um die E-Mails und Chat-Aktivitäten ihrer Devisenhändler nach bestimmten Schlagwörtern und anderen Hinweisen zu durchkämmen. Bislang hätten jedoch weder die Deutsche Bank noch die Citigroup derartiges Material an die CFTC übergeben. Die Aufsichtsbehörde selber wollte sich dazu nicht äußern.
Neben der Commodity Futures Trading Commission gehen noch weitere Aufsichtsbehörden rund um den Globus dem Verdacht auf Währungsmanipulationen nach. Eine Reihe von Großbanken sind von den Untersuchungen betroffen.
Das Wall Street Journal hatte bereits berichtet, dass J.P. Morgan und die Royal Bank of Scotland mit der britischen Finanzdienstleistungsaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) zusammenarbeiten und interne Untersuchungen durchführen. Nach Auskunft einer informierten Person soll die Royal Bank of Scotland in diesem Zusammenhang bereits entsprechendes Material an die FCA übergeben haben.
Ein zentraler Bestandteil der Untersuchungen ist laut informierten Personen das sogenannte Devisen-Fixing - tägliche Momentaufnahmen des Handels, die unter anderem von Disponenten dazu genutzt werden, um ihre Bestände zu bewerten. Das am häufigsten genutzte Fixing ist das um 16.00 Uhr Londoner Zeit. Die "Fixes" werden aus den Kursbewegungen in einem kurzen Zeitraum berechnet.
Die Untersuchungen in London, einer der Drehscheiben des weltweiten Devisenhandels, konzentrieren sich teilweise auf einen elektronischen Chatroom, in dem eine Gruppe von Devisenhändlern unter verschiedenen Spitznamen wie "The Club", "The Bandits' Club", "The Dream Team und "The Cartel" operiert haben soll.
Die schweizerische Finanzaufsicht hatte ebenfalls einer Untersuchung der Banken in die Wege geleitet. In einem Zeitungsinterview hatte Urs Rohner, Chef der Schweizer Großbank Credit Suisse, Anfang des Monats bereits erklärt, in seinem Haus bislang keine Hinweise auf mögliches Fehlverhalten von Händlern gefunden zu haben.
Laut Insidern soll auch das FBI in den USA ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet haben, um mögliche Manipulationen der internationalen Devisenmärkte zu untersuchen. Die Untersuchungen an den Devisenmärkten wurden durch einen Skandal um Zinsmanipulationen an der Wall Street und der City of London ausgelöst.
Nach Einschätzung einer mit den internen Nachforschungen bei der Citigroup vertrauten Person werden die Untersuchungen auf die Frage hinauslaufen, ab welchem Punkt aus einem normalen Informationsaustausch unter Händlern unangemessenes Verhalten wird.
Führende Banker einiger großer Geldhäuser schlossen nicht aus, dass es Devisenhändler ihren Job kosten könnte, Kurse in Absprache mit anderen Händlern zu Lasten von Kunden absichtlich nach oben getrieben zu haben.
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Der US-Baufinanzierer Fannie Mae hat sich in die Reihen der wegen Manipulation des wichtigen Interbankenzinses Libor klagenden Unternehmen eingereiht. Die Gesellschaft hat bei einem Gericht in Manhattan neun Großbanken auf Schadensersatz und zusätzliche Strafzahlungen verklagt. Durch die mutmaßliche Manipulation des Libors und anderer Zinssätze sei ein Schaden von 800 Millionen US-Dollar entstanden. Unter den Beklagten ist auch die Deutsche Bank.
Der Baufinanzierer Freddie Mac hatte bereits im März mit ähnlichem Vorwurf Klagen gegen mehr als zwölf Banken vorgebracht. Zu den Beklagten gehören in beiden Fällen die US-Institute Bank of America, Citigroup und J.P. Morgan sowie Barclays, UBS, Royal Bank of Scotland (RBS), Deutsche Bank, Credit Suisse und Rabobank.
Vier der Institute - Rabobank Group, Royal Bank of Scotland, UBS und Barclays - haben sich zwischenzeitlich mit den Behörden verglichen, schuldig bekannt und zur Zahlung von insgesamt mehreren Milliarden Dollar bereit erklärt.
Bank of America, Citigroup, J.P. Morgan, Barclays, RBS, Credit Suisse, Deutsche Bank, Rabobank und der britische Bankenverband (BBA) lehnten eine Stellungnahme am Donnerstag ab. UBS war nicht umgehend für eine Stellungnahme zu erreichen.
Fannie Mae wirft den Banken vor, konspiriert zu haben, um den US-Dollar-Libor zu drücken. Der Baufinanzierer habe in der Folge mit Zinsswaps Geld verloren, das er für die Absicherung von Risiken bei Hypothekeninvestments nutzt. Die Klage beinhaltete eine Analyse, laut der die Angaben der Banken für die Libor-Ermittlung "besonders auffällig an Tagen waren, an denen sie große Swap-Positionen mit Fannie Mae schlossen", heißt es in der Klageschrift.
Fannie und Freddie kaufen Kredite von Geldgebern auf und schnüren diese zu Wertpapieren. Die meisten Wertpapiere werden an Investoren verkauft, aber einige verbleiben auch im eigenen Portfolio der beiden Finanzierer.
Fannie Mae fordert mindestens 800 Millionen Dollar für den geschätzten Schaden sowie weitere Strafzahlungen.
"Fannie Mae hat diese Klage eingereicht, um Verluste wieder hereinzuholen, die das Unternehmen infolge der Manipulation des Libor durch die Beklagten erlitten hat", sagte ein Unternehmenssprecher. "Wir haben eine Verantwortung, gute Verwalter unserer Ressourcen zu sein."
Die Klage vom Donnerstag ist die jüngste rechtliche Salve, die die beiden von der US-Regierung 2008 geretteten Hypothekenriesen abfeuern. Auf der Höhe der Kreditkrise hatten sie die amerikanischen Steuerzahler über 150 Milliarden Dollar gekostet. In letzter Zeit haben die beiden Unternehmen aber große Gewinne erzielt, die in die Kasse des Finanzministeriums flossen.
Fannie und Freddie hatten 2011 Klagen gegen 18 der weltgrößten Banken eingereicht und nicht näher bezifferten Schadensersatz für hypothekenbesicherte Wertpapiere im Volumen von 200 Milliarden Dollar eingefordert, die sie während der Blase auf dem Immobilienmarkt verkauft hatten. Vier dieser Klagen wurden inzwischen beigelegt. Erst vergangene Woche erklärte sich J.P. Morgan zur Zahlung von 4 Milliarden Dollar bereit.