Anker im Sturm: Wenn Staaten für Banken einspringen


Staaten wie die USA, Großbritannien und Deutschland können nach Ansicht der Ratingagentur Moody's Finanzinstitute mit Steuergeldern retten, ohne selbst ihre mit einem 'Aaa' gekennzeichnete Spitzenbonität zu gefährden. Diese Länder bildeten in der aktuellen Finanzmarktkrise einen "Anker im Sturm", erklärten die Rating-Analysten. "Wir sind der Meinung, dass Staaten mit Aaa-Ratings einspringen können, um unter Druck geratene Finanzinstitutionen zu retten. Ihre Fähigkeit, Schocks zu absorbieren, ist außergewöhnlich, und ihre Budgets sind flexibler als bei jedem privatwirtschaftlichen Unternehmen", sagte Risiko-Analyst Pierre Cailleteau. Faktoren wie eine solide fiskalische Basis seien dabei Faktoren, die das 'Aaa'-Rating schockresistent machten, hieß es weiter. Die jüngsten Ereignisse an den US-Finanzmärkten seien zwar dramatisch gewesen; sie seien aber auch weit davon entfernt, sich auf Länderratings auszuwirken, so Moody's.

Außerordentliche Refinanzierungsvehikel für Geschäfts- und Investmentbanken
Um eine Kettenreaktion innerhalb des Finanzsektors zu verhindern, haben sich die Finanzbehörden in den USA, Großbritannien und Deutschland in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt gezwungen gesehen, gefährdete Finanzinstitute mit Milliardensummen zu stützen und vor Risiken abzuschirmen. Zuletzt hatte die US-Notenbank einen Notverkauf der Investmentbank Bear Stearns in die Wege geleitet und mögliche Abschreibungsverluste bis zur Höhe von 30 Mrd. USD übernommen. Zudem hat sie seit Herbst 2007 ihren Leitzins mit aggressiven Senkungen um insgesamt 300 Basispunkte reduziert und außerordentliche Refinanzierungsvehikel für die Geschäfts- und Investmentbanken geschaffen, um die Liquiditätsengpässe zu mildern. Die US-Notenbank muss nach Ansicht von Charles Evans, Präsident der Federal Reserve Bank von Chicago, bei ihrer Zinspolitik das Risiko berücksichtigen, dass ein angeschlagener Finanzsektor die Gesamtwirtschaft belasten kann. Die neuen Kreditfazilitäten seien geschaffen worden, um die Engpässe bei der Liquidität direkt anzugehen, sagte der Währungshüter gestern. An den Finanzmärkten bedeute Stabilität nicht, die Preise konstant zu halten, sondern ein reibungsloser Ablauf der Prozesse.

Minister Glos verteidigt Finanzhilfen für die Landesbanken

Das gegenwärtige Zinsniveau in den USA bezeichnete Evans als "akkommodierend" und mit diesem Stimulus sollte die Wirtschaft wieder zu einem stärkeren Wachstum zurückfinden. Wegen der zeitverzögerten Wirkung der Geldpolitik dürften die Effekte jedoch erst langsam greifen. In diesem Jahr sieht Evans eine "Schwäche des realen Wachstums des Bruttoinlandsprodukts", besonders in der ersten Jahreshälfte. In der zweiten Hälfte des Jahres sollte sich die Situation aber verbessern. Auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos verteidigte die deutschen Finanzhilfen für die Landesbanken WestLB und SachsenLB sowie die angeschlagene Mittelstandsbank IKB. Eine Insolvenz der Banken hätte "den gesamten Finanzplatz und damit Wachstum, Arbeitsplätze und Einkommen vieler Mitbürger gefährdet" sagte der Minister. Sorgen, die Finanzkrise könne sich auf die Realwirtschaft auswirken, teilte der CSU-Politiker nicht. "Wir haben bisher noch keine Anzeichen dafür, dass die Probleme in den USA auf die Konjunktur in Deutschland überspringen", so Glos. Die Auftragslage der deutschen Unternehmen sei nach wie vor gut, der Arbeitsmarkt entwickele sich positiv.

Kreditwirtschaft bereit für Verbesserungen

Die Kreditwirtschaft will in der Debatte über Konsequenzen aus der Finanzkrise offenbar in die Offensive gehen und zeigt sich bereit für Verbesserungen. Nach Brancheninformationen will der internationale Bankenverband IIF am 9. April in Frankfurt einen Bericht mit detaillierten Vorschlägen zu den Lehren aus der Krise vorlegen. Präsentiert werde das Papier, das 90 Punkte umfasst, vom Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann, der auch Vorsitzender des Verbandes ist. Thematisiert würden in diesen Grundsätzen guter Geschäftsführung unter anderem Fragen des Risikomanagements, der Transparenz, der Rolle von Ratingagenturen und der korrekten Bewertung von Finanzprodukten, schreibt die Zeitung "Die Welt". Unter anderem setze sich der Verband kritisch mit der gegenwärtigen Praxis auseinander, wonach Banken solche Produkte zu Marktpreisen bewerten müssen. Dies gelte bislang als problematisch, weil der Markt zusammengebrochen ist und die Banken deshalb möglicherweise höhere Abschreibungen vornehmen müssten, als es ökonomisch gesehen nötig wäre. Dem Vernehmen nach sei es Ackermann gewesen, der darauf gedrängt habe, das prestigeträchtige Ereignis nach Frankfurt zu holen. Die neuen Standards sollen Exzesse im Kreditgeschäft eindämmen. Aus Sicht der Branche sei eine Selbstregulierung effizienter als strenge staatliche Regeln.

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