In den nächsten 15 Jahren werden die Versicherungsunternehmen durch eine starke Transformation gehen, in deren Verlauf neue Produkte, Services und Geschäftsprozesse entstehen werden. Dies geschieht vor allem, um zusätzliche Wertschöpfung und langfristiges Wachstum zu erzielen.
Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie „Insurance 2020: Innovating beyond Old Models“, die das IBM Institute for Business Value nun vorgelegt hat. Im Rahmen der Untersuchung wurden mehr als drei Dutzend hochrangige Versicherungsexperten und Top-Manager der Branche befragt. Ihrer Einschätzung nach werden im Zentrum der anstehenden Veränderungen solche Versicherungsmodelle stehen, die exakt auf bestimme Lebenssituationen des einzelnen Kunden zugeschnitten sind (so genannte „Pay-as-You-Live“-Modelle). Auch ein aktives Risiko-Management, das stärker auf Prävention und die Vermeidung von Versicherungsansprüchen setzt, gewinnt für die Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Darüber hinaus fokussiert sich die Assekurenz auf die Neugestaltung der Geschäftsprozesse. Dies soll bei der Reduzierung der Kosten helfen und das Angebot einer attraktiveren Produkt-Palette ermöglichen.
Hinzu kommen weitere große Veränderungen, mit denen die Branche in den kommenden Jahren zu kämpfen haben wird: Neben dem Einsatz moderner Technologien sind dies neue Regularien, stärkerer Wettbewerb aus einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen sowie die demographische Entwicklung der Bevölkerung. Online Informationsmöglichkeiten und die Auswirkungen der Globalisierung tragen ebenfalls zu den Veränderungen bei. Fast alle Befragten waren sich allerdings darin einig, dass die gegenwärtigen Prozessabläufe die Fähigkeiten der Unternehmen zu Innovation eher behindern.
Source: The IBM Global CEO Study 2006.
„Wir gehen davon aus, dass es mittelfristig zu einer Spezialisierung der Unternehmen kommen wird“, kommentiert Norbert Dick, IBM General Manager mit weltweiter Verantwortung für die Versicherungsbranche, die anstehenden Entwicklungen. „Eine Reduzierung der Fertigungstiefe ist auch in Deutschland kein Tabu mehr.“ So ermöglichen Konsolidierung und Erhöhung des Automationsgrades eine Reduzierung der Komplexität bestehender Abläufe und Strukturen, was zu einer Qualitätsverbesserung in der Erfassung und Verarbeitung aller für das Unternehmen relevanten Daten führt. Dies dient nicht nur der Erfüllung gesetzlicher oder aufsichtsrechtlicher Anforderungen, sondern auch der Bereitstellung der notwendigen Informationsbasis für Managemententscheidungen hinsichtlich der Kunden- und Produktstrategie sowie des Risikomanagements.
Im Rahmen der Studie wurden u. a. die folgenden Trends für die nächsten 15 Jahre identifiziert:
- Technologie virtualisiert die Wertschöpfungskette und senkt die Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber. Nischenanbieter innerhalb und außerhalb der Branche werden den Markt bedienen und es werden neue, vollkommen virtuelle Unternehmen entstehen.
- Aktive und hervorragend informierte Verbraucher werden auch die neuen Anbieter akzeptieren. Loyalität wird zunehmend zugunsten einer größeren Eigenverantwortung des Kunden aufgegeben. Entscheidend sind aus Kundensicht nur noch der bessere Service und die besseren Konditionen.
- Regularien und allgemein anerkannte Industrie-Standards werden sich weltweit anpassen. Durch zunehmende Globalisierung über alle Industrien hinweg und der Notwendigkeit, immer effizienter zu arbeiten, muss nach neuen Möglichkeiten zur Automation und Standardisierung gesucht werden.
- Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen eine massive Flexibilisierung der Versicherungsprodukte und eine vollkommen neue, an die jeweilige Kundensituation angepasste Kostenkalkulation für bestimmte Risiken – etwa „Just-in-Time“- bzw. „Pay-as-You-Live“-Versicherungsmodelle, bei denen der Kunde nur genau das Risiko bezahlt, dem er sich auch tatsächlich aussetzt.