Die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise dürfte negative Folgen für Dachgesellschaften in Europa nach sich ziehen. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hervor. Die Niederschläge der Subprime-Turbulenzen sind an den europäischen Aktien- und Finanzmärkten noch immer spürbar. Die Marktvolatilität habe deutlich zugenommen, die Aktienkurse seien im Ganzen gefallen und auch das Niveau bei den Kursgewinnverhältnissen sei rückläufig. Parallel sei die Liquidität am Markt geschrumpft, weil Anleger und Unternehmen nur sehr zögerlich investierten. Die Zeit billiger und einfacher Finanzierungen sei vorüber. Viele Beteiligungsunternehmen und breit aufgestellte Dachgesellschaften in Europa hätten ihre Vermögenswerte im dritten Quartal neu und damit niedriger bewerten müssen, schreibt S&P-Analyst Andreas Kindahl. Dennoch seien die meisten von Ratingagenturen bewerteten Beteiligungsgesellschaften und operativen Holdingunternehmen gut gerüstet für die Korrektur. Denn die Fremdkapitalaufnahme sei im vergangenen Jahr insgesamt schwächer als erwartet ausgefallen. Als positiv vermerkt die Studie, dass die Markttrends in den Staaten des Golfkooperationsrats positiv blieben. Die Studie begründet diese Aussicht mit der Masse an vorhandener Liquidität einseits und dem Mangel an Investitionsmöglichkeiten andererseits. 2006 seien diese Märkte von einer deutlichen Korrektur bei den Aktienkursen belastet worden, in den jüngsten Turbulenzen der globalen Finanzmarktkrise hätten sie sich aber als sehr belastbar erwiesen.
Angespannte Lage in der Assekuranz
Derweil werden sich die finanziellen Folgen der Krise am US-Subprimemarkt in der Versicherungswirtschaft über das erste Quartal 2008 hinaus erstrecken und wahrscheinlich bis ins dritte Quartal nachwirken. Diese Ansicht vertritt Thomas Pütter, Vorstandsvorsitzender der Allianz Capital Partners, der Private-Equity-Sparte der Versicherung Allianz SE. Das Thema werde sich nicht schon im ersten Quartal erledigen, sagte er am Rande einer Bankenkonferenz, sondern länger dauern als allgemein erwartet. Der Forderung nach mehr Transparenz hinsichtlich der direkten und indirekten Engagements im US-Subprimemarkt werde wahrscheinlich erst mit Vorlage der Jahresbilanzen zu erfüllen sein, hieß es am Markt. Erst dann hätten die Banken ihre entsprechenden Aktiva neu bewertet. Somit werde erst im kommenden Frühjahr mehr Klarheit über die Folgen der Krise herrschen. Zuvor hatte die Swiss Re einen Mark-to-Market-Verlust von 1,2 Mrd. CHF im Geschäft mit Kreditausfallabsicherungen mitgeteilt. Die aus der Subprime-Krise resultierenden Abschreibungen bei der Swiss Re Group sind nach Einschätzung von Elke König, Finanzvorstand der Hannover Rückversicherung AG, zwar ein Einzelfall und nicht die Spitze eines Eisberges. Ähnliche Abschreibungen wegen Absicherungsgeschäften, wie sie der Züricher Rückversicherer mitgeteilt hatte, seien bei den Wettbewerbern voraussichtlich nicht zu erwarten. Dennoch ist die Lage derzeit merkbar angespannt.
Klage gegen AIG im Zusammenhang mit der Subprime-Krise
In den USA ist gegen die American International Group (AIG) letzte Woche eine Klage im Zusammenhang mit der Subprime-Krise eingereicht worden. Darin wird dem Versicherungskonzern und seinem Management vorgeworfen, das wahre Ausmaß, mit dem das Unternehmen der Subprime-Krise ausgesetzt war, verschleiert zu haben. Die AIG hatte im dritten Quartal ein um 27 Prozent geringeres Nettoergebnis gemeldet. Der Buchverlust aus der Subprime-Krise war für den Zeitraum auf 1,95 Mrd. USD vor Steuern beziffert worden. Bis ins nächste Jahr hinein werde das Unternehmen von der Hypothekenkrise belastet werden, hatte CEO Martin Sullivan im Anschluss erklärt. Des Weiteren wird in der Klage der Vorwurf erhoben, das Unternehmen sei dazu gebracht worden, eigene Aktien im Wert von 3,7 Mrd. USD zu einem künstlich überhöhten Preis zurückzukaufen. Zudem hätten bestimmte Angeklagte Aktien aus ihrem persönlichen Besitz im Wert von 6 Mio. USD verkauft, während sie über vertrauliche Informationen verfügten. Die Klage wurde beim Bundesgericht in Manhattan als "Shareholder Derivative Lawsuit" eingereicht, bei dem ein Aktionär quasi stellvertretend für das Unternehmen klagt, wenn Pflichtverletzungen des Managements vermutet werden.