EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger rechnet damit, dass die wichtigsten internationalen Reformvorhaben in der Bankenregulierung Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein werden. Bei der Euro Finance Week in Frankfurt sagte Lautenschläger: "Es gibt einige Punkte, an denen wir noch etwas im Baseler Ausschuss und im Finanzstablitätsrat FSB arbeiten müssen, aber insgesamt sollten wir uns jetzt auf die Umsetzung konzentrieren, anstatt immer neue Regulierungen aufzusetzen." Sie fügte hinzu: "Ich denke, auf internationaler Ebene werden die großen regulatorischen Projekte Ende 2016 abgeschlossen sein."
Allerdings wird der Baseler Ausschuss 2016 voraussichtlich mit Konsultationen zu einem neuen, sehr bedeutenden Reformprojekt eröffnen, der regulatorischen Behandlung von Staatsanleihen. Vor allem Deutschland drängt die Aufsichtsbehörden dazu, die regulatorische Sonderbehandlung von Staatsanleihen in Bankbilanzen zu beenden. Bundesbank und Finanzministerium wollen, dass Banken künftig auch bei Staatsanleihen die Großkreditregel befolgen und für ihre Staatsanleihebestände auch Eigenkapital hinterlegen müssen.
Das dürfte einen großen zusätzlichen Eigenkapitalbedarf auslösen und zumindest kurzfristig die Finanzierung von Staaten verteuern. Beobachter rechnen deshalb mit komplizierten Verhandlungen im Baseler Ausschuss und in Brüssel.
Bundesbank-Vizepräsidentin Buch glaubt nicht an Regulierungspause
Die Vize-Präsidentin der Deutschen Bundesbank, Claudia Buch, glaubt nicht an eine Regulierungspause für die Finanzmärkte. Bei der Euro Finance Week in Frankfurt verwies sie darauf, dass die Sicherung von Finanzstabilität eine langfristige Aufgabe sei. Zwar gebe es schon recht viele Regulierungsmaßnahmen und sicherlich sei es richtig, dass die Regulierungen erst einmal wirken müssen. "Aber trotzdem glaube ich, dass wir weiterhin wachsam sein müssen und weiterhin den Blick darauf lenken müssen, wo es noch Lücken in der Regulierung gibt und wo es noch zusätzlichen Bedarf dafür gibt, das, was beschlossen worden ist, umzusetzen", sagte Buch.
Die Vize-Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Sabine Lautenschläger, hatte kürzlich bei einer Konferenz anlässlich des ersten Geburtstags der europäischen Bankenaufsicht SSM gesagt, Öffentlichkeit, Medien und Öffentlichkeit seien nach einem Jahrzehnt regulatorischer Reformen müde, sagte Lautenschläger. Sie schließe sich der Aufforderung an, nun von der Entwicklung- zur Umsetzungsphase überzugehen.
Claudia Buch dagegen verwies darauf, dass sich die Bundesbank derzeit dafür einsetze, dass Staatsanleihen ihren regulatorischen Status als risikofreie Anlage verlören. Experten halten dies und die Anwendung der Großkreditregel auf Staatsanleihen für ein sehr kontroverses Vorhaben.