Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat Deutschland wie zuvor schon andere Ökonomen einen Aufschwung vorhergesagt, aber auch vor Risiken für das Wachstum gewarnt. In seiner aktuellen Konjunkturprognose sagt das IW ein Wirtschaftswachstum von gut 1,75 Prozent in diesem und knapp zwei Prozent im nächsten Jahr voraus. Allerdings sah das arbeitgebernahe Institut "unkalkulierbare Gefahren im risikobeladenen globalen Umfeld" sowie in Fehlern und Versäumnissen der Regierung.
Bisherige Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute deuten für dieses Jahr auf ein Wachstum von knapp unter zwei Prozent und für nächstes Jahr von knapp darüber. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hatte vergangenen Donnerstag eine Zunahme des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr um 1,6 Prozent und für 2015 um 2,4 Prozent prognostiziert. Die Bundesregierung rechnet offiziell mit 1,8 Prozent in diesem und zwei Prozent im kommenden Jahr und prognostiziert einen breitangelegten Aufschwung.
Harte Wirtschaftsdaten haben erst am Montag belegt, dass die Wirtschaft stark in das erste Quartal gestartet ist. Nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes konnte das produzierende Gewerbe im Februar die Fertigung stärker hochfahren als am Markt erwartet. Die Produktion legte gegenüber Januar um 0,4 Prozent und damit doppelt so stark zu als von Analysten vorhergesagt. "Diese Zahlen passen gut ins Aufschwungsbild", konstatierte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. "Es gibt kräftigen Rückenwind für das Wachstum im ersten Quartal."
Diese Einschätzung wird auch durch eine aktuelle Erhebung des IW unter mehr als 3.000 Unternehmen gestützt. Laut der in den vergangenen Wochen durchgeführten IW-Konjunkturumfrage hat sich die Geschäftslage bei 46 Prozent der befragten Firmen verbessert; im Herbst lag dieser Anteil noch knapp 10 Prozentpunkte niedriger. Gleichzeitig reduzierte sich der Anteil der Firmen, die über schlechtere Geschäfte klagen, von 20 auf 14 Prozent. Mit Blick auf die Produktion im Jahr 2014 stehen die Zeichen laut IW "auf Wachstum": Im Herbst gingen noch gut 42 Prozent der Unternehmen von einem Produktionsanstieg aus, mittlerweile sind es 53 Prozent.
"Diese positiven Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen", warnten die Kölner Konjunkturforscher. "Gleich zwei Damoklesschwerter" schwebten über Deutschland. Das IW verwies auf zahlreiche politische und wirtschaftliche Unsicherheiten in wichtigen Schwellenländern und die noch nicht überstandene Staatsschuldenkrise in vielen Ländern Europas. Zudem gebe die deutsche Wirtschaftspolitik "aktuell kein gutes Bild ab und könnte so die konjunkturelle Entwicklung gefährden".
Weder komme der Schuldenabbau spürbar voran, noch seien entscheidende Fragen der Energiewende zufriedenstellend beantwortet. "Darüber hinaus hat sich die Regierungskoalition zu sozialpolitischen Wohltaten hinreißen lassen, deren Finanzierung und Auswirkungen, vor allem auf den Arbeitsmarkt, noch immer ungeklärt sind", kritisierte IW-Direktor Michael Hüther. Entscheidende Reformen etwa mit Blick auf die kalte Steuerprogression seien bislang hingegen ausgeblieben.
Die Ökonomen des IMK hatten hingegen eine andere Sichtweise eingenommen und ihrerseits eine inzwischen veränderte Struktur des Wirtschaftswachstums gelobt. Anders als im vergangenen Jahrzehnt hänge der Aufschwung nicht mehr ausschließlich am Außenhandel, sondern werde wesentlich vom Konsum und zunehmend von den Investitionen im Inland getragen. Im kommenden Jahr erhalte der sich verbessernde Konsum durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns eine zusätzliche Dynamik. Auch die Düsseldorfer Ökonomen hatten allerdings davor gewarnt, dass sich die Krise im Euroraum wieder zuspitzen könnte.
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