Ein aktuell veröffentlichtes Whitepaper zu den "Risiken und Perspektiven in der Automobilindustrie" des Kreditversicherers Coface analysiert die Entwicklungen und Herausforderungen in der globalen Automobilbranche, insbesondere mit einem Fokus auf die asiatischen und amerikanischen Märkte im Vergleich zu Europa. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und Erkenntnisse aus dem Whitepaper:
Globale Trends und Risikobewertungen
- Die Automobilindustrie erlebt ein moderates Wachstum der weltweiten Autoverkäufe mit einer Prognose von 2 bis 3% jährlich nach einem Anstieg um 10% im Jahr 2023. Länder wie Indien, Japan, Südkorea, Polen, Tschechien und das Vereinigte Königreich haben ihr Produktionsniveau vor Corona wieder erreicht und zeigen eine Normalisierung im Automobilsektor, allerdings bleibt das Risikoniveau in vielen anderen Ländern hoch.
- Die Industrie sieht sich steigenden Zinsen und restriktiveren Kreditbedingungen gegenüber, was sowohl die Haushalte als auch die Unternehmen belastet und den Kauf neuer Fahrzeuge potenziell verzögert.
Marktentwicklungen in verschiedenen Regionen
- Asien: Dominiert den weltweiten Absatz mit einem starken Wachstum im Elektrofahrzeugsegment. China positioniert sich als zentrales "Powerhouse" für Elektroautos, gefolgt von Ländern wie Japan und Südkorea. Asiatische Hersteller, insbesondere aus China, sind zunehmend in globalen Märkten präsent und profitieren von der politischen Isolation Russlands, was ihnen neue Exportmöglichkeiten eröffnet.
- USA: Erwartet ein Produktionswachstum von 4% und ein Absatzwachstum von 2,5%. Die Elektrofahrzeugverkäufe sind jedoch noch gering, wobei Prognosen einen Marktanteil von knapp 10% für 2024 vorhersagen.
- Europa: Schwaches Branchenwachstum zwischen 1% und 2%. Elektrofahrzeuge treiben die Neuzulassungen an, wobei ein Wachstum von 35% gegenüber dem Vorjahr für 2024 erwartet wird.
Herausforderungen und Empfehlungen
- Lieferketten / Supply Chain: Die Branche sieht sich mit Herausforderungen wie der Knappheit von Rohstoffen und Vorprodukten, insbesondere Lithium, Silizium und Kobalt, konfrontiert. Empfohlen wird eine Diversifizierung der Bezugsquellen und eine stärkere Fokussierung auf die Resilienz der Lieferketten.
- Regulatorische Entwicklungen: Neue Regelungen wie das Verbrenner-Verbot in der EU und der Inflation Reduction Act in den USA fördern den Aufbau lokaler Produktionskapazitäten für Batterien und die Diversifizierung von Rohstoffquellen.
Industrielle und technologische Autonomie
Sowohl die USA als auch die EU versuchen, ihre industrielle und technologische Unabhängigkeit zu stärken, insbesondere in Bezug auf die Elektromobilität und die damit verbundenen kritischen Rohstoffe.
Fazit und Ausblick
Das Whitepaper verdeutlicht, dass die Automobilindustrie an einem Wendepunkt steht, geprägt durch den Übergang zur Elektromobilität und verstärkten globalen Wettbewerb. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Lieferketten. Trotz der Herausforderungen bieten sich auch Chancen durch neue Technologien und Märkte, die es proaktiv zu nutzen gilt. Empfehlungen zur Risikominderung und Anpassung an die neuen Marktbedingungen werden als essenziell für zukünftigen Erfolg angesehen.
[Quelle: Coface-Whitepaper (2024): Ausgebremst?! Risiken und Perspektiven in der Automobilindustrie, Mainz, Mai 2024]