Laut einer Studie des Kreditversicherers Euler Hermes spiegelt sich die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft auch zunehmend in der Entwicklung der Firmeninsolvenzen wider. So sollte die Zahl der Firmeninsolvenzen in diesem Jahr nach dem dramatischen Anstieg 2009 nur noch um 1,3 Prozent auf 33.100 Fälle zunehmen. Die Summe der Not leidenden Forderungen dürfte im laufenden Jahr dagegen bereits deutlich sinken.
Entspannung bei Not leidenden Forderungen
In ihrer neuesten Prognose rechnen die Experten von Euler Hermes erst 2011 mit einer signifikanten Trendumkehr bei den Unternehmensinsolvenzen. Dann wird die Zahl voraussichtlich um 5,4 Prozent auf 31.300 sinken. Das Vor-Krisen-Niveau von unter 30.000 Fällen wird damit aber immer noch nicht erreicht. Eine schnellere Besserung ist nach der Prognose des Kreditversicherers bei den Not leidenden Forderungen zu erwarten, die im Jahr 2009 infolge von zahlreichen Großpleiten um mehr als 230 Prozent auf insgesamt 73,1 Mrd. Euro hochschnellten. Allein aufgrund des Basiseffekts dürfte 2010 die Summe der Not leidenden Forderungen wieder deutlich sinken. Konkret erwartet Euler Hermes einen Rückgang um 62,8 Prozent auf 27,2 Mrd. Euro. Gegenüber dem Jahr 2008 bedeutet dieser Wert aber immer noch eine Zunahme um knapp 25 Prozent. Für das Jahr 2011 ist dann mit einem weiteren Rückgang um weitere 11,8 Prozent auf rund 24 Mrd. Euro zu rechnen.
Branchenunterschiede bestehen fort
Mit Blick auf die Hauptbranchen in Deutschland bleibt die Lage vor allem im Verarbeitenden Gewerbe und bei den Dienstleistungen angespannt. In beiden Sektoren steigt die Zahl der Firmeninsolvenzen 2010 weiter an. Das Verarbeitende Gewerbe, 2009 mit einem Zuwachs von gut 40 Prozent weitaus am härtesten getroffen, verzeichnet laut der Studie im Jahr 2010 bei den Insolvenzfällen voraussichtlich ein weiteres, wenn auch moderates, Plus von 1,9 Prozent. Dabei sind in wichtigen Industriezweigen wie dem Maschinenbau und der EDV-Branche noch anhaltende, aber abgeschwächte Zuwächse zu erwarten, während beispielsweise im Automobilbau, aber auch im Bereich Eisen und Stahl die schwere Insolvenzwelle langsam wieder abebbt.
Bei den Dienstleistungen gehen 2010 voraussichtlich 18.170 Betriebe in die Pleite, das sind 5,2 Prozent mehr als 2009 und 54,9 Prozent aller gewerblichen Insolvenzfälle. Im Baugewerbe und im Handel dürfte die Zahl der Firmenpleiten dagegen bereits im laufenden Jahr um 8,3 bzw. 1,6 Prozent sinken. Das Baugewerbe, jahrelang die Sorgenbranche der deutschen Wirtschaft, schneidet damit, wie schon in den beiden Jahren zuvor, in dieser Hinsicht besser ab als die anderen Hauptbranchen der deutschen Wirtschaft.
Ausgeprägtes Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle
In den alten Bundesländern wird die Zahl der Firmenpleiten 2010 voraussichtlich noch einmal um zwei Prozent auf 26.900 Fälle steigen. In den neuen Bundesländern und in Berlin erwartet Euler Hermes dagegen bereits in diesem Jahr einen Rückgang: In den neuen Ländern um 1,7 Prozent auf 4.730 und in der Bundeshauptstadt um 1,9 Prozent auf 1.470 Fälle.
Bei den Insolvenzquoten ergibt sich wie schon in den Jahren zuvor auch 2010 ein ausgeprägtes Ost-West- und Nord-Süd-Gefälle. Einzige Ausnahme von diesem Muster ist Nordrhein-Westfalen, das mit einer Quote von 172 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen mit weitem Abstand an der Spitze aller Bundesländer liegt und sich auch weit über dem gesamtdeutschen Schnitt von 104 bewegt. Auf den nächsten Plätzen folgen Sachsen-Anhalt (140), Sachsen (128), das Saarland (117) und Schleswig-Holstein (114). Baden-Württemberg führt die Rangliste als bestes Bundesland mit einer Quote von 61 an, gefolgt von Bayern (69), Hessen (76) und Thüringen (81).
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