BaFin stellt Risikomanagement der WestLB in Frage


Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hinterfragt mit einer Sonderprüfung das Risikomanagement der WestLB, so die Financial Times Deutschland in einem aktuellen Bericht. „Es wird bei der WestLB eine Sonderprüfung geben, um den Sachverhalt der Organisation des Handelsgeschäfts der Bank zu klären“, sagte eine BaFin-Sprecherin der FTD. Diese soll in der kommenden Woche starten. Anlass dafür seien die Vorkommnisse im Eigenhandel gewesen und die daraus erfolgten Strafanzeigen gegen zwei Ex-WestLB-Mitarbeiter.

„Die Sonderprüfung haben wir selbst mit initiiert“, sagte ein Sprecher der Bank. Sie sei erwünscht und zu erwarten gewesen. Am Dienstag hatte die Bank gegen zwei ehemalige Mitarbeiter und gegen unbekannt Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf erstattet, unter anderem wegen möglicher Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz. Mit der Sonderprüfung zeigt die BaFin, dass sie das Risikomanagement der Bank infrage stellt. Die WestLB wird von der Bankenaufsicht ohnehin ständig überwacht. Eine sogenannte Anlassbezogene Sonderprüfung nach Paragraf 44 Kreditwesengesetz ist daher außergewöhnlich.

Eigenhandel wird in Frage gestellt

"Man wird die Frage stellen, ob man überhaupt im Eigenhandel tätig sein muss", sagte eine mit der Situation vertraute Person am Freitag zu Reuters. "Das bedeutet nicht zwingend, dass der Bereich geschlossen wird. Aber es wird diskutiert." Untersucht werde vom WestLB-Management zudem, ob sich die Bank zumindest aus Teilen des Eigenhandels zurückziehe und risikoreiche Positionen zurückfahre.

Die Bank wollte sich hierzu nicht äußern. In einem Schreiben an Mitarbeiter kündigte WestLB-Chef Thomas Fischer an, die "Strategien und Strukturen" im Eigenhandel zu überprüfen. Nach Worten eines Insiders umfasst das Segment acht Beschäftigte und erwirtschaftet jährlich Erlöse von rund 100 Millionen Euro. Nach Fehlspekulationen mit VW-Stamm- und -Vorzugsaktien entstand der WestLB Finanzkreisen zufolge per Ende März ein Verlust im höheren zweistelligen Millionenbereich. Kurz vor Ostern mussten zwei Mitarbeiter der Handelsabteilung, darunter ein Bereichsleiter, wegen des Vorwurfs des Verstoßes gegen interne Handelsregeln ihren Hut nehmen.

Auch die Politik interessiert sich für die Risikokontrollen der Bank

Die Verluste im Eigenhandel werden auch den Landtag in Nordrhein-Westfalen beschäftigen: Für kommenden Donnerstag hat die Opposition das Thema auf die Tagesordnung im Haushalts- und Finanzausschuss gesetzt. "Solche Risikogeschäfte gehören nicht zu den Aufgaben der Bank", sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Sylvia Löhrmann zu Reuters und verwies auf den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Instituts, primär die regionale Wirtschaft zu unterstützen. "Es entsteht der Eindruck, bei der WestLB werde gezockt. Hier muss Herr Fischer eingreifen." Der Vorfall erschwere zudem den angestrebten Verkauf des knapp 38-prozentigen Anteil des Landes. "Jede Irritation wie der nun aufgetretene Verlust im Eigenhandel sorgt dafür, dass sich der Marktwert der Bank verschlechtert", sagte Löhrmann.

"Wir erwarten eine Stellungnahme von Vorstandschef Thomas Fischer", sagte der Finanzexperte der SPD-Landtagsfraktion, Martin Börschel, der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagausgabe). "Ich fürchte, das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht." Das Finanzministerium - im Aufsichtsrat über Minister Helmut Linssen (CDU) vertreten - ließ offen, ob das Land generelle Mängel im Risikomanagement der Bank sieht. Eine Sprecherin räumte aber ein, die Frage sei berechtigt, ob die WestLB solche riskanten Eigenhandelsgeschäfte tätigen müsse.

[Quelle: Reuters, FTD]

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