Analog zur Entwicklung in den USA beeinflusste die Finanzmarktkrise im zweiten Quartal 2008 auch die Kreditvergabepolitik der österreichischen Banken, vor allem im Firmenkundenbereich. Laut einer Umfrage der Österreichischen Nationalbank (OeNB), bei der die Kreditmanager führender Banken ihre Einschätzung zur Kreditentwicklung im zweiten Quartal 2008 sowie einen Ausblick auf das dritte Quartal abgegeben haben, wurden im zweiten Vierteljahr zum vierten Mal hintereinander die Richtlinien für Unternehmenskredite etwas verschärft. Hauptgrund für die etwas strengere Kreditpolitik war die geänderte Risikoeinschätzung der Banken im Hinblick auf die allgemeinen Konjunkturaussichten sowie in Bezug auf branchen- oder firmenspezifische Faktoren.
Die geänderte Risikoeinschätzung machte sich auch bei den Kreditkonditionen bemerkbar. So wurden zum vierten Mal hintereinander die Zinsspannen für risikoreichere Kredite sowie – in etwas geringerem Ausmaß – für Kreditnehmer durchschnittlicher Bonität angehoben. Alle anderen abgefragten Bedingungen für die Vergabe von Unternehmenskrediten wurden ebenfalls restriktiver gehandhabt. Im Privatkundengeschäft blieben die Kreditrichtlinien im zweiten Quartal 2008 sowohl für Wohnbau- als auch für Konsumfinanzierungen dagegen konstant, wobei die Zinsmargen leicht angehoben wurden.
Im Zuge der aktuellen Befragungsrunde wurde – wie schon bei den vorangegangenen drei Terminen – zusätzlich zur regulären Erhebung eine Reihe von Fragen über die Effekte der Krise auf Refinanzierung und Kreditrichtlinien der Banken aufgenommen. Das grundsätzliche Bild hat sich gegenüber den vorangegangenen drei Umfragen nicht wesentlich geändert. Die Kreditinstitute gaben weiterhin an, dass sich großvolumige Refinanzierungen über Schuldverschreibungen und über den Geldmarkt in den letzten drei Monaten schwieriger gestaltet haben.