Risikoworkshops sind eine gemeinschaftliche und strukturierte Anstrengung, um mögliche Risiken zu identifizieren und zu analysieren, denen eine Organisation gegenüberstehen könnte. Ein Risikoworkshop bringt Stakeholder, Fachexperten und andere relevante Personen zusammen, um potenzielle Risiken zu identifizieren, ihre Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen zu bewerten und Strategien zu ihrer Minderung oder Handhabung zu entwickeln. Risikoworkshops tragen dazu bei, potenzielle Bedrohungen für eine Organisation zu identifizieren und zu adressieren, die Entscheidungsfindung zu verbessern und die Wahrscheinlichkeit und Auswirkung negativer Ergebnisse zu minimieren.
Der richtige Ansatz zur Organisation von Diskussionen ist entscheidend für einen erfolgreichen Risikoworkshop. Ein gut gestalteter Diskussionsprozess kann die Zusammenarbeit fördern, zur Teilnahme ermutigen und die potentiell verfügbaren Informationen nutzen, um die Entscheidungsfindung zu verbessern. Allerdings ist die Erforschung tatsächlicher Risikoworkshops für Forscher herausfordernd. In der Regel steht keine objektiv korrekte Benchmark-Risikobewertung als Maß für die Effektivität des Diskussionsprozesses im Risikoworkshop zur Verfügung. Um diese Herausforderung zu bewältigen, nutzen wir Computersimulationen von Risikoworkshops. Durch den Einsatz eines agentenbasierten Modells zur Simulation von Diskussionen und Bayesian Networks zur Modellierung der Kognition der Agenten bezüglich Risiken können wir zu jedem Zeitpunkt der Diskussion in die Köpfe der simulierten Teilnehmer schauen. Dadurch können wir die Auswirkungen von Prozessänderungen auf die Effektivität von Risikoworkshops messen und verstehen. Unser Ziel ist es, Leitlinien zu identifizieren, die Workshop-Moderatoren befolgen können, um die Effektivität ihrer Workshops zu steigern.
Eine unserer wichtigsten Erkenntnisse ist, dass die Entscheidungen der Moderation bei Risikoworkshops, wie etwa die Zusammensetzung der Gruppe und die Regeln während der Gruppendiskussion, die Risikobewertung der Gruppe beeinflussen. Selbst wenn bewährte Best Practices für die Moderation von Gruppenarbeiten befolgt werden, etwa die Teilnehmer gleichberechtigt diskutieren zu lassen (um eventuelle Unterschiede in der Hierarchie zwischen den Teilnehmern zu überwinden), kann die Moderation in der Regel nur die Bewertung von (tatsächlich) hohen Risiken oder (tatsächlich) niedrigen Risiken verbessern, aber nicht beides. Daher muss die Moderation die Prioritäten der Organisation in Bezug auf die Effektivität der Risikobewertung reflektieren und den Risikoworkshop-Prozess entsprechend gestalten. Das Forschungspaper und das Modell wurden als Open Access veröffentlicht und sind kostenlos verfügbar.
Clemens Harten, Matthias Meyer & Lucia Bellora-Bienengräber (2022) Talking about the likelihood of risks: an agent-based simulation of discussion processes in risk workshops, Journal of Accounting & Organizational Change, 18:1, 153-173.
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