Betrugsbekämpfung erhält beim Risikomanagement mehr Gewicht


Durch Wirtschaftskriminalität entstehen Unternehmen jährliche Schäden in Milliardenhöhe. Dabei haben wirtschaftskriminelle Handlungen nach Angaben des Berliner Institute Risk & Fraud Management lediglich 2 % Anteil an den vom Bundeskriminalamt registrierten Straftaten. Diese zwei Prozent reichen allerdings aus, um 62 % der ermittelten Schadenssumme zu verursachen – und damit ist nur ein Teil der aufgedeckten Wirtschaftskriminalität und der nachgewiesenen Schäden erfasst. Vor diesem Hintergrund wird es kaum verwundern, dass eine institutionaliserte Betrugsbekämpfung immer mehr zum Bestandteil des professionellen Risiko- und Credit Managements wird. Offenbar haben viele Unternehmen auf diesem Gebiet enormen Nachholbedarf: “Beim heutigen Status quo gehe ich davon aus, dass etwa 98 % aller Credit-Management-Methoden und -Ansätze den Risikofaktor Mensch nicht berücksichtigen”, sagt Prof. Dr. Helmut Rödl, Mitglied des Gesamtvorstandes der Creditreform. Obwohl grundsätzlich alle Branchen betroffen sind, gebe es erkennbar risikosensitive Wirtschaftszweige, die in jüngster Zeit vermehrt Opfer bandenmäßigen Betrugs geworden seien, so Rödl auf einer Veranstaltung des International Bankers Forum (IBF) in Hamburg. Dazu zählen beispielsweise Leasinggesellschaften, deren Frühwarn- und Ratingsysteme überlistet werden, indem vorgebliche Kunden Verträge über bereits tätig gewesene Firmenmäntel abschließen. Solche grundsätzlich legal zu erwerbenden Mantelgesellschaften verfügen teilweise über respektable Bonitätsindizes, sodass einem Risikomanager die betrügerische Absicht auf den ersten Blick oft nicht auffällt.

Kreditversicherungen als Instrument des Risikomanagements

Hier will auch der Verein für Credit Management (VfCM) mehr Aufklärungsarbeit leisten und hat die Fraud-Komponente jetzt in seine Qualifizierungsprogramme aufgenommen. Falsche Hoffnungen will VfCM-Vorsitzender Jan Schneider-Maessen aber nicht wecken: “Wer vorsetzlich betrügen will, wird immer einen Weg finden”. Denn: Auch die Anbieter von Risikomanagement-Instrumentarien, wie z.B. Kreditversicherer, sind nicht gegen Kriminalität gefeiht. Als Unternehmer bewege man sich stets in dem Spannungsverhältnis von Chance und Risiko, sagt Stefan Brauel, Vorstand der Coface Deutschland. Der Verbindung von Finanzierung und Risikoabsicherung komme deshalb eine große Bedeutung zu, bei der ein Dreiecksverhältnis von Kreditversicherungen, Banken und Unternehmen für alle Beteiligten von großem Nutzen sei. “Banken können ihre Kreditforderungen an Kunden werthaltiger machen, indem sie eine Kreditversicherung einbeziehen, und Unternehmen können ihre Position gegenüber Kreditgebern verbessern, indem sie durch die Kreditversicherung ihr Risikomanagement aufwerten”, so Brauel. Den Win-Win-Win-Effekt unterstreicht auch André Schulten, Partner bei CatCap in Hamburg. Sofern Unternehmen über genügend Finanzierungsspielraum verfügten und ihr Risiko möglichst beherrschten, profitierten alle Beteiligten. Gemeinsam sei ihnen in jedem Fall, dass Banken und Versicherungen mit ihren Kunden in deren Risiko gehen: Banken, indem sie direkt Geld zur Verfügung stellen. Kreditversicherer, indem sie das Forderungsausfallrisiko übernehmen.

Foto: Stefan Brauel (Coface Deutschland), Dr. Stefan Hirschmann (Bank-Verlag), Prof. Dr. Helmut Rödl (Creditreform), Jan Schneider-Maessen (VfCM), André Schulten (CatCap) bei der Podiumsdiskussion des International Bankers Forum (IBF) in Hamburg.

 

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