Schwindende Zuversicht der Unternehmen

Bürokratische Hürden als Risiko


Bürokratische Hürden als Risiko: Schwindende Zuversicht der Unternehmen News

Zwar ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal noch einmal knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt, die Unternehmen urteilen aber zunehmend skeptisch über die weitere Entwicklung. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) korrigiert deshalb nun seine Konjunkturprognose weiter nach unten. Nach einer Umfrage des Instituts wollen inzwischen deutlich weniger Unternehmen ihre Investitionen ausweiten.

Nachdem Ende Oktober schon der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ernüchternde Ergebnisse einer Unternehmensbefragung bekanntgab, legt nun das arbeitgebernahe IW kräftig nach. In ihrer "Konjunkturumfrage Herbst" malen die Kölner Ökonomen ein trübes Zukunftsbild. Als Konsequenz erwarten die Forscher jetzt nur noch rund 1,25 Prozent Wirtschaftswachstum in diesem und im kommenden Jahr. Sie korrigierten damit ihre Erwartungen "jeweils um gut einen Viertelprozentpunkt nach unten", sagte IW-Direktor Michael Hüther.

"Die Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen haben sich für 2015 spürbar eingetrübt", erklärt das IW in der Umfrage, an der rund 2.900 Unternehmen teilnahmen. Bei Investitionen und Neueinstellungen wollten viele Firmen deshalb vorsichtiger agieren als im Frühjahr 2014.

"Die Konjunktur tritt auf der Stelle", konstatierte Hüther bei einer Pressekonferenz. Seit drei Jahren befinde sich die Wirtschaftslage in einem Auf und Ab, das keinen Ansatz für ein selbsttragendes Wachstum biete. Zwar gleite die Konjunktur nicht in die Rezession ab, von einem ursprünglichen Wachstumspfad von knapp zwei Prozent sei die deutsche Wirtschaft aber "auf einen Pfad von nur noch gut ein Prozent" zurückgefallen.

Die schwache Konjunktur im Euroraum und der Ukraine-Konflikt wirken sich nach der Analyse der Ökonomen "zunehmend negativ auf deutsche Unternehmen aus". Für das Jahr 2015 erwarten laut der Umfrage nur noch 31 Prozent der befragten Firmen einen Produktionszuwachs, nachdem im Frühjahr 2014 noch 53 Prozent für das laufende Jahr mit einem Anstieg rechneten. Auch die Einschätzung zu den Exportaussichten hat sich deutlich verschlechtert: Nur noch 24 Prozent der Firmen erwarten für 2015 mehr Exporte, nach 34 Prozent im Frühjahr. 18 statt 8 Prozent rechnen mit einem Rückgang.

Das unsichere wirtschaftliche Umfeld, aber auch die hohen Energie- und Arbeitskosten wirken sich laut IW negativ auf die Investitionspläne aus: 30 Prozent der Firmen wollen 2015 mehr investieren, 23 Prozent dagegen voraussichtlich weniger als momentan. Im Frühjahr 2014 hatten noch über 44 Prozent der Unternehmen angegeben, mehr investieren zu wollen, und nur knapp 15 Prozent hatten eine Reduzierung angekündigt.

Man dürfe nicht auf eine starke Erhöhung der Investitionsperspektiven setzen, warnte Hüther. "Das bleibt weiterhin ein Hoffnungswert." In Ostdeutschland sei im Urteil der Unternehmen die Investitionsneigung erheblich stärker beeinträchtigt als in Westdeutschland, obwohl die Produktionsperspektiven im Osten nicht merklich schlechter seien als im Westen. Die Unternehmen in Ostdeutschland verspürten eine besondere Beeinträchtigung durch die Sanktionen gegen Russland.

Das gleiche Bild wie bei der Entwicklung der Investitionen zeigt sich laut dem Institut bei der Beschäftigung: Für kommendes Jahr rechnen demnach nur noch rund 24 Prozent der Unternehmen mit mehr Mitarbeitern; im Frühjahr waren es für das Jahr 2014 knapp 38 Prozent. Die Kölner Ökonomen gehen davon aus, dass die Firmenchefs sich mit Neueinstellungen auch deshalb zurückhalten, weil Werkverträge und Zeitarbeit stärker reguliert werden sollen.

IW-Direktor Hüther warnte die Politiker davor, die deutsche Wirtschaft zusätzlich zu belasten. "In den vergangenen zwölf Monaten hat sich in Deutschland einiges zu Lasten der Betriebe entwickelt", erklärte er, "zum Beispiel die Rente mit 63 und der Mindestlohn". Auch die strengere Regulierung der Zeitarbeit schaffe zusätzliche Kosten für die Unternehmen. "Dieses kleinteilige Ausstreuen von bürokratischen Hürden wird allgemein in seiner Bedeutung für die Konjunktur unterschätzt", betonte Hüther. Er forderte eine Stärkung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit und der Investitionsneigung, die durch wirtschaftspolitische Entscheidungen geschwächt worden seien.

Der DIHK war weiter gegangen und hatte angesichts trüberer Konjunkturaussichten einen Verzicht auf von der Koalition geplante Maßnahmen gefordert, die die Wirtschaft belasten würden. Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben forderte einen "Stopp für weitere Belastungen der Wirtschaft". Insgesamt verlangt der DIHK einen Verzicht auf 36 geplante Maßnahmen, darunter die Einführung der Pkw-Maut und die Ausweitung der Lkw-Maut, die Mietpreisbremse, die Frauenquote, Verschärfungen im Energiebereich und das Rückkehrrecht bei Teilzeitarbeit.

[ Bildquelle Titelbild: © gloszilla - Fotolia.com ]
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