Finanzstabilitätsbericht der Deutschen Bundesbank

Bundesbank sieht Stabilisierung der Finanzmärkte aber warnt vor Euphorie


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In ihrem diesjährigen Finanzstabilitätsberichts stellt die Deutsche Bundesbank Fortschritte bei der Stabilisierung des Finanzsystems fest. Gleichzeitig warnen die Währungshüter jedoch vor verfrühter Euphorie. Wie die Bundesbank erläutert, sah sich auch das deutsche Finanzsystem im Zuge der internationalen Finanzmarktkrise einem enormen und beispiellosen Druck ausgesetzt. Nur durch außergewöhnliche fiskal- und geldpolitische Maßnahmen konnte ein systemischer Zusammenbruch verhindert werden. Die Finanzmärkte haben sich mittlerweile zwar deutlich erholt und auch der Wachstumsausblick hellte sich zuletzt spürbar auf. Dennoch sind für die deutschen Banken weitere Belastungen absehbar. "Die Finanz- und die damit unmittelbar verknüpfte Wirtschaftskrise können keineswegs als überwunden angesehen werden", so das Fazit von Vorstandsmitglied Hans-Helmut Kotz (Foto).

Hans-Helmut Kotz, Deutsche Bundesbank (Bildquelle: Deutsche Bundesbank)Weiterhin große Herausforderungen für das deutsche Finanzsystem

Der Bericht beschreibt die Fortschritte bei der in Gang gekommenen Sanierung des deutschen Finanzsystems. So haben die deutschen Banken ihre Bilanzsummen merklich konsolidiert und die Eigenkapitalausstattung verbessert. Aufgrund einer moderaten Verschuldung der inländischen Nicht-Finanz-Unternehmen sowie der privaten Haushalte sei die Ausgangslage für die Bewältigung der Finanzkrise in Deutschland zudem vergleichsweise günstig.
Dennoch sieht sich das deutsche Finanzsystem weiterhin beträchtlichen Herausforderungen gegenüber. Die Verluste aus Verbriefungsinstrumenten dürften ihren Höhepunkt nach Ansicht der Bundesbank zwar überschritten haben. Bei den Buchkrediten bestehe jedoch noch ein (von der weiteren konjunkturellen Entwicklung abhängiger) erheblicher Wertberichtigungsbedarf.

Modellbasierten Schätzungen der Bundesbank zufolge könnte sich dieser zwischen 50 und 75 Mrd. Euro bewegen. Die zu erwartenden Abschreibungen entsprechen aber naturgemäß nicht automatisch dem ausstehenden Kapitalbedarf. Zur Deckung anfallender Verluste könnten zunächst die aktuell guten operativen Erträge sowie die bereits getätigten Verlustrückstellungen herangezogen werden. "Das deutsche Bankensystem sollte die gegenwärtig günstige Phase nutzen, um weitere Risikovorsorge zu treffen und die Kapitalpolster aufzustocken", lautet dementsprechend eine wichtige Forderung von Kotz. Dies sei unerlässlich, auch um einer angebotsseitig bedingten potenziellen Kreditverknappung dauerhaft entgegen zu treten.

Währungshüter mahnen Reformen an

Zur Vorbeugung künftiger Krisen spricht sich die Bundesbank dafür aus, die von den nationalen und internationalen Gremien diskutierten Reformen sobald wie möglich umzusetzen. Im Mittelpunkt der Bemühungen habe dabei die stabilitätskonforme Gestaltung einzelwirtschaftlicher Anreizstrukturen zu stehen. Schwachstellen im Regulierungswerk sollten behoben und die Widerstandsfähigkeit der Marktteilnehmer gestärkt werden. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Kapital- und Liquiditätspuffer, mit denen Krisen abgewehrt werden können, künftig angemessen sind", betonte Bundesbank-Vorstand Kotz in diesem Zusammenhang.

Der Bericht hebt zudem hervor, dass die traditionelle Einzelinstitutsüberwachung durch eine makroprudenzielle Aufsicht mit systemischem Blickwinkel zu ergänzen ist. Um die Finanzstabilität sicherzustellen, müsse der Endogenität von Risiken Rechnung getragen werden. Systemweite Rückkoppelungen (etwa im Zusammenhang mit prozyklischen Eigenkapitalregeln oder Liquiditätsspiralen) seien bei einer stabilitätssichernden Politik ebenfalls zu beachten. Die Deutsche Bundesbank habe auf diese Herausforderung bereits reagiert und zur Intensivierung ihrer makroprudenziellen Analyse im Mai 2009 einen neuen Zentralbereich Finanzstabilität geschaffen.

Österreichische Nationalbank sieht keine Kreditklemme

Ähnlich wie die Deutsche Bundesbank sieht auch die Österreichische Nationalbank (OeNB) keine eindeutigen Hinweise für das Bestehen einer Kreditklemme. Allerdings deuteten Umfragen bei Unternehmen darauf hin, dass ein Teil der Unternehmen nach wie vor mit verschärften Kreditvergabekonditionen konfrontiert ist. Der Anteil jener Unternehmen, der in den letzten Monaten eine Verschärfung registriert hat, ist weitaus höher, als jener, der von einer Lockerung berichtet. Dies betrifft insbesondere die Kreditnebenkosten sowie das Beibringen von Sicherheiten und Informationserfordernisse. Auch Beschränkungen der Kredithöhe bzw. der Kreditlinien wurden bei einigen Unternehmen registriert. Diese Beobachtungen stehen im Einklang mit den durch die wirtschaftliche Abkühlung hervorgerufenen Herabstufungen in der Bonitätsbeurteilung vieler Unternehmen durch die kreditgebenden Banken.

Die seit Jahresbeginn beobachtete Abschwächung der Kreditdynamik in der Alpenrepublik dürfte nach Einschätzung der OeNB zum überwiegenden Teil auf den bis zur Jahresmitte beobachtbaren starken konjunkturellen Einbruch zurückzuführen sein, der mit rückläufigen Investitionen verbunden war. Entlastend für die Unternehmen wirkt die in Folge der Zinssenkungsschritte der EZB seit Oktober 2008 gesunkene Zinsbelastung bei allen ausstehenden Krediten. Einige Unternehmen berichten auch von Kreditangebotsbeschränkungen. Das Risiko, dass die Nachhaltigkeit der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung dadurch beeinträchtigt werden könnte, dass das Kreditangebot der Banken hinter dem Bedarf der Unternehmen zurückbleibt, wird aber derzeit als nicht sehr groß eingeschätzt.

Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte geht spürbar zurück

Das Jahreswachstum des aushaftenden Kreditvolumens der österreichischen Banken an die Unternehmen hat sich laut der OeNB-Statisktik seit Jahresbeginn markant abgeschwächt. Während es bis Jahresende 2008 mit einer Jahreswachstumsrate von durchschnittlich acht Prozent noch erstaunlich robust war, hat sich diese Wachstumsrate sukzessive auf 2,1 Prozent im September 2009 reduziert. In der kurzfristigen Dynamik stagnierte die Nettokreditausweitung im Durchschnitt der Monate seit Januar des vergangenen Jahres.

Bei einigen der sehr großen österreichischen Unternehmen ist bereits wieder eine Entlastung bei den Finanzierungsbedingungen zu beobachten. Dies hängt auch mit der seit letztem Frühjahr festzustellenden Belebung des Unternehmensanleihenmarktes zusammen. Einige Unternehmen haben den nun wieder relativ kostengünstigen Rentenmarkt als Alternative zum längerfristigen Bankenkredit in Anspruch genommen. Die österreichischen Unternehmen emittierten laut der Emissionsstatistik seit Jahresbeginn brutto rund 7,6 Mrd. Euro, der Großteil davon wurde seit April begeben. Die Beanspruchung des Rentenmarktes steht jedoch nur wenigen Unternehmen mit gutem Rating offen. Die Eigenmittelaufnahme über den Aktienmarkt ist dagegen seit Mitte 2008 de facto zum Erliegen gekommen und bis zum Ende des dritten Quartals waren keine nennenswerten Neuemissionen zu verzeichnen.

Bei den Krediten an die privaten Haushalte hat sich das Jahreswachstum im Laufe des vergangenen Jahres ebenso wie bei den Unternehmenskrediten reduziert, allerdings lässt sich hier bereits seit dem Jahr 2005 ein trendmäßiger Rückgang des Wachstums beobachten. Die Jahreswachstumsrate sank von 3,6 Prozent vor einem Jahr auf nunmehr 0,3 Prozent im September 2009. Laut der Zinssatzstatistik erfolgte die Weitergabe der Leitzinssenkungen bei Kreditzinssätzen von neu begebenen Haushaltskrediten bislang in allen Kategorien zwar in hohem Ausmaß, aber noch nicht vollständig. Bei den volumensstärksten Kategorien (mit Bindungsfrist bis zu einem Jahr) sanken die Durchschnittszinssätze bei Konsum- und Wohnbaukrediten jeweils um 2,5 Prozentpunkte.

Download Finanzstabilitätsbericht 2009:


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

W&W AM /13.01.2010 17:15
Nach der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte vollzog die US-Wirtschaft im Jahresverlauf 2009 die konjunkturelle Trendwende. Experten der W&W Asset Management GmbH (W&W AM) gehen davon aus, dass das Wachstum weiterhin positiv bleiben, jedoch ohne Dynamik verlaufen wird. Die Nachwirkungen der Finanzkrise werden noch lange spürbar bleiben. Erstmals seit dem zweiten Quartal 2008 verzeichnete die US-Wirtschaft im dritten Quartal 2009 wieder eine positive Wachstumsrate mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um annualisiert 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Mit diesem Wachstum hat die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2009 die Rezession überwunden. Vor allem die Konsumnachfrage der Privathaushalte hatte die konjunkturelle Erholung vorangetrieben.

Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass diese Dynamik nahezu ausschließlich fiskalpolitischen Impulsen zu verdanken war. Zukünftig kann der Konsument na Einschätzung der W&W Asset Management die Wirtschaft nicht in ähnlich starkem Maß stützen, da eine weitere Entschuldung der Privathaushalte und damit eine Einschränkung des Konsums unerlässlich seien. Trotzdem erwarten die Experten aufgrund einer positiven Entwicklung wichtiger Frühindikatoren sowie der Auftragseingänge, dass sich die begonnene Entspannung der Wirtschaft zumindest im ersten Halbjahr 2010 fortsetzt. Bereits in der zweiten Jahreshälfte werden die Effekte der Fiskalpolitik allerdings nachlassen und die Wachstumsraten niedriger ausfallen. Für das Gesamtjahr 2010 rechnen die Experten der W&W so mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,5 Prozent. Gemessen an dem scharfen wirtschaftlichen Einbruch bleibt die Dynamik des Aufschwungs insgesamt voraussichtlich schwach. Auch in den kommenden Jahren ist als Folge der Finanzkrise weiterhin von unterdurchschnittlichen Wachstumsraten auszugehen. Die Gefahr eines erneuten Abgleitens in die Rezession, des so genannten „double dip“, erscheint laut de Prognosen der W&W Asset Management aber gering. Das Schlimmste sei in den USA somit voraussichtlich überwunden.

Inflation: Schwankungen sind auf Ölpreisentwicklung zurückzuführen
Die Inflationsrate in den USA zeigte sich in den vergangenen Monaten extrem schwankungsanfällig. Maßgeblich war diese ungewöhnliche Volatilität insbesondere auf die Entwicklung des Ölpreises zurückzuführen, die sich zunächst auch weiterhin prägend auf die Verbraucherpreise auswirken wird. Den größten inflationserhöhenden Effekt habe er laut den Prognosen der W&W Asset Management voraussichtlich im ersten Quartal 2010, so dass die Inflationsrate vorübergehend auf deutlich über zwei Prozent steigen könne. Diese Verzerrungen der Preissteigerungsrate werden zur Jahresmitte auslaufen, wenn sich die Ölpreisentwicklung beruhigen sollte.

Geldpolitik und Rentenmarkt: Langfristzinsen mit Anstiegspotenzial
Schwankungen auch auf dem Rentenmarkt: Aufhellende Konjunkturperspektiven führten ab dem zweiten Quartal 2009 zwar zu steigenden langfristi n Zinsen. Für Gegenimpulse sorgten allerdings zwischenzeitlich zurückhaltende Kommentare der US-Notenbank. Das Jahr 2009 schlossen 10-jährige US-Staatsanleihen mit einer Rendite von 3,8 Prozent. Der Jahresverlauf 2010 bringt nach Ansicht der W&W Asset Management weiteres Anstiegspotenzial. Vor dem Hintergrund einer zwar wenig dynamischen, aber anhaltend positiven Entwicklung der US-Wirtschaft und einer voraussichtlich restriktiver werdenden Fed können die Renditen steigen – insbesondere in der zweiten Jahreshälfte. Für 10-jährige US-Staatsanleihen prognostizieren die Experten beispielsweise Ende 2010 ein Renditeniveau von 4,5 Prozent.

Aktienmarkt: Ab der zweiten Jahreshälfte moderate Kursrückgänge erwartet
Mit den amerikanischen Aktienmärkten ging es ab dem Frühjahr 2009 wieder aufwärts – im vierten Quartal legten sie weiter zu, auch wenn die Kursdynamik jüngst etwas nachgelassen hat. Seit seinem Jahrestief Anfang März konnte der S&P 500 bis Ende 2009 einen Anstieg von 65 Prozent erzielen. Der sich aufhellende Konjunkturausblick, mögliche Gewinnüberraschungen der Unternehmen und das zu erwartende Kaufinteresse unterinvestierter Anleger lassen laut den Einschätzungen der W&W Asset Management vorerst weiterhin auf Kursanstiege in moderatem Maß schließen. In der zweiten Jahreshälfte 2010 hingegen rechnen die Experten damit, dass sich vor allem steigende Zinsen, eine nachlassende Konjunkturdynamik und ausbleibende Impulse von der Gewinnseite der Unternehmen bremsend auswirken werden. In der Folge werden Gewinnmitnahmen und damit moderate Kursrückgänge erwartet.
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