Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten werden nach Aussage des Bundesbankpräsidenten und EZB-Ratsmitglieds Axel Weber noch eine Weile anhalten. "Diese Unsicherheit wird uns noch eine Weile begleiten; sicherlich bis zum Jahresende und wohl noch darüber hinaus", sagte der Notenbanker der "Börsen-Zeitung" laut Vorabmeldung. Wenn im Januar die großen amerikanischen Finanzinstitute und dann Ende Februar die deutschen ihre Bilanzen veröffentlichen und die Bewertungen in den Bilanzen realistisch ausfallen, werde dies auch wieder zu einer Stärkung des Vertrauens und damit zur Stabilisierung der Finanzmärkte beitragen, erklärte Weber weiter. Das Mitglied im geldpolitischen Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht bereits Verbesserungen an den angespannten Finanzmärkten, auch wenn die Märkte "noch nicht wieder vollständig normal" funktionierten. Zudem könne immer noch jede schlechte Nachricht zur Folge haben, dass es erneut zu Verunsicherung und Ausschlägen an den Märkten komme, warnte Weber. Die "Lehre" aus der Kreditkrise ist nach Auffassung des Bundesbankpräsidenten, dass man der Komplexität vieler neuer Finanzprodukte mit den Ratings gerecht werden müsse. "Es reicht bei vielen strukturierten Produkten wie Collateralized Loan Obligations oder Asset Backed Commercial Papers nicht mehr aus, einfach ein Ausfallrisiko zu beziffern. Hier sollte das Liquiditäts- und Marktrisiko zusätzlich bewertet werden", erklärte Weber weiter. Insofern wäre Weber zufolge die Ergänzung der bisherigen Rating-Nomenklatur um eine eigene speziell für strukturierte Produkte wünschenswert. Mit Blick auf die Ratingagenturen gab der Notenbanker zu bedenken, dass ein "AAA"-Rating Banken nicht von der Verantwortung einer eigenständigen Risikobewertung entbinde, weil die Agenturen lediglich komplementäre Analysen böten. Weber zeigte sich zuversichtlich, dass die Anforderungen von Basel II, das im kommenden Jahr implementiert wird, Verbesserungen beim Risikomanagement der Kreditinstitute bewirken dürften. Ob es später noch Feinjustierungen geben müsse, werde man erst im Laufe der Zeit sehen. Den geldpolitischen Kurs der EZB bezeichnete Weber als richtig. "Im Nachhinein erwies sich die Zinsanhebung als richtig", so Weber und fügte hinzu: "Ich habe Ende 2005 aber keinen Hehl daraus gemacht, dass der Prozess der Normalisierung aus meiner Sicht zügig verlaufen sollte". Zurzeit sehe er nach wie vor mittelfristig Inflationsrisiken im Euroraum. "Wir müssen deshalb handlungsbereit bleiben", merkte Weber an udn fügte hinzu, der Straffungszyklus der EZB sei lediglich wegen der Finanzmarktturbulenzen unterbrochen worden.