Der Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hat vor der wachsenden Konkurrenz durch die chinesische Industrie sowohl auf den internationalen Märkten als auch auf dem für die deutsche Industrie wichtigen chinesischen Markt gewarnt. Mit staatlicher Unterstützung unternehme die chinesische Industrie derzeit große Anstrengungen, um von Low-Tech- in High-Tech-Bereiche aufzusteigen und damit in Segmente des deutschen Maschinenbaus vorzudringen.
Danach planen mehr als die Hälfte der chinesischen Wettbewerber in den kommenden fünf Jahren einen gezielten Ausbau der Exportaktivitäten. In der "ersten Welle" stehen südostasiatische Exportmärkte und Indien im Fokus. Ab 2015 sollen in einer "zweiten Welle" auch Europa und Amerika mit Maschinentechnologien aus dem mittleren Marktsegment penetriert werden. Die deutsche Industrie müsse der fortschreitenden Internationalisierung der chinesischen Anbieter begegnen und die eigene Marktposition etwa durch Akquisitionen verteidigen, heißt es in der Studie.
Chinesen haben klares Ziel definiert
China hat im 12. Fünfjahresplan als Ziel formuliert, "High-end Produktionsausrüstungen" zu entwickeln. Die Impuls-Stiftung des VDMA hatte eine Studie in Auftrag gegeben, die Strategien des chinesischen Wettbewerbs in acht Sparten des Maschinenbaus (Werkzeugmaschinen, Textilmaschinen, Thermoprozesstechnik, Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik, Pumpen, Holzbearbeitungsmaschinen, Gießereimaschinen sowie Hütten- und Walzwerkeinrichtungen) entlang der Wertschöpfungskette genauer zu analysieren. Insgesamt wurden 319 Interviews in 122 ausgewählten chinesischen Unternehmen geführt. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die Chinesen den Technologieabstand zum deutschen Maschinenbau realistisch einschätzen. Dennoch: Im wachsenden mittleren Marktsegment und im Service sind sie stärker – und das mittelfristig nicht nur in China, so die Autoren der Studie.
Für den deutschen Maschinenbau bedeuten die Studienergebnisse, dass trotz noch bestehender Technologie- und Qualitätsvorteile akuter Handlungsbedarf in der Überprüfung der einzelnen Wertschöpfungs-strategien im China-Konzept bestehen.
Die Studie zeigt auf, dass das größte Potenzial für den deutschen Maschinenbau in China im mittleren Technologiesegment liegt. Auf dieses Segment müssen die deutschen Unternehmen ihr Angebot verstärkt ausrichten und ihre Produkte noch besser an die Kundenbedürfnisse anpassen. Das kann auch einmal Mut zu Good enough bedeuten, so die Autoren. Denn mit Hilfe dieser "Good enough"-Strategie konnten sich chinesische Hersteller erfolgreich im mittleren Marktsegment positionieren und hier auch gegenüber technologisch hochwertigeren Maschinen und Anlagen ausländischer Hersteller behaupten. Die Technologielücke im oberen Marktsegment ist für den Großteil der chinesischen Marktteilnehmer jedoch nach wie vor zu signifikant, um in naher Zukunft erfolgreich eine valide Marktposition zu erreichen, so das Ergebnis der Studie. Die Studie zeigt aber auch auf, dass die deutschen Unternehmen sich nicht an die Spitze der Technologiepyramide abdrängen lassen dürfen. Denn dort ist der Markt zu klein. Das gelte auch vor dem Hintergrund einer verstärkten Preissensitivität im chinesischen Markt. Die Autoren bilanzieren: Wenn wir das mittlere Technologiesegment nicht ausreichend bedienen, verlieren wir sukzessive Marktanteile und überlassen den Markt ganz den chinesischen Wettbewerbern.
Lokale Serviceleistungen müssen verbessert werden
Auch im Service überlassen die deutschen Maschinenbauer noch viel zu viel Potenzial dem lokalen Wettbewerb, so die Studie. Die deutschen Maschinenbauer müssten überlegen, wie sie lokale Serviceleistungen, beispielsweise gemeinsam mit anderen deutschen Maschinenbau-Unternehmen, in Zukunft schneller bereitstellen könnten.
China ist mit einem Volumen von rund 17 Milliarden Euro (2012) nicht nur der größte Exportmarkt des deutschen Maschinenbaus, sondern mit einem Umsatzvolumen von 678 Milliarden Euro (2012) auch der mit Abstand größte Maschinenproduzent der Welt. Im Vergleich: Das Umsatzvolumen des deutschen Maschinenbaus lag bei 248 Milliarden Euro (2012). Die VDMA-Volkswirte gehen für 2014 von einem Umsatzzuwachs am Standort China von sieben Prozent aus.
Auch bei den Exporten hat China stark aufgeholt und ist mit einem Anteil von 11,1 Prozent an den weltweiten Maschinenausfuhren inzwischen auf den dritten Platz vorgerückt, nur noch knapp hinter den USA. Deutschland war mit einem Anteil von 15,9 Prozent an den weltweiten Maschinenexporten allerdings auch 2012 die Nummer eins.
Download der kompletten Studie:
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+++ China treibt M&A im Maschinen- und Anlagenbau voran +++
Chinesische Unternehmen und Investoren haben die globalen M&A-Aktivitäten im Maschinen- und Anlagenbau 2013 wesentlich vorangetrieben. Allein im vierten Quartal schlossen chinesische Käufer 17 Deals (ab 50 Millionen US-Dollar) weltweit ab. Damit konnte China im Jahr 2013 seine M&A-Aktivitäten im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppeln, wie aus einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor geht. Bezogen auf das Gesamtjahr waren chinesische Firmen und Investoren an 20 Prozent aller Deals beteiligt, dies ist der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Allerdings zielten die Transaktionen überwiegend auf den heimischen Markt.