Trippelschritte statt großer Sprung - die Commerzbank will mit dem Rückkauf eigener Hybridanleihen ihr hartes Kernkapital stärken. Die weit aufklaffende Milliardenkapitallücke könnte dadurch um bis zu 600 Mio EUR gestopft werden. Die Großbank hatte ihre Kapitallücke auf 2,94 Mrd EUR beziffert, am Markt wird aber bereits über einen Bedarf von rund 5 Mrd EUR spekuliert. Weitere, einschneidendere Maßnahmen sind daher notwendig. In Zugzwang ist das Frankfurter Institut auf Grund der härteren Eigenkapitalanforderungen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA).
Mit der am Montag angekündigten Transaktion können Investoren hybride Eigenmittelinstrumente (Trust Preferred Securities) an die Bank zurück verkaufen. Für die Transaktion stellt der DAX-Konzern 600 Mio EUR zur Verfügung. Das ausstehende gesamte Nominalvolumen aller Trust Preferred Securities, die Teil des Ankaufsangebots sind, beträgt rund 2,23 Mrd EUR.
Der Deal werde sich einmalig positiv auf das Konzernergebnis unter IFRS auswirken und führe zudem zu einer Erhöhung des Core-Tier-1-Kapitals. Details hierzu wurden nicht genannt.
Geplant sei, die Hybridanleihen zu rund 50% ihres Nominalwertes zurückzukaufen. Damit könnte die Commerzbank mit dem eingesetzen Kapital Hybridanleihen im Gesamtwert von rund 1,2 Mrd EUR vom Markt nehmen, erklärte ein Sprecher am Montag. Somit könnte sich diese Maßnahme mit bis zu 600 Mio EUR positiv auf das harte Kernkapital auswirken, durch den Kapitalgewinn den die Bank aus dem günstigeren Rückkauf eigener Schulden erzielt. Hybridanleihen zählen direkt zum Eigenkapital und müssen damit nicht wie risikobesicherte Anlagen (RWA) mit Kapital unterlegt werden.
"Allerdings fehlen nun vermutlich immer noch 4 Mrd EUR", sagte ein Händler mit Blick auf die Anforderungen der EBA und die im Markt kursierenden Spekulationen zu einem Kapitalbedarf von 5 Mrd EUR. Bis Mitte 2012 müssen Europas Banken eine harte Kernkapitalquote von 9% ausweisen. Analysten wie Dirk Becker von Kepler Equities spekulieren daher schon länger, dass die Commerzbank Anteile an den profitablen Tochterunternehmen Comdirect oder der polnische BRE Bank verschärbeln könnte, um die Kapitallücke zu stopfen.
Bis vor kurzem hatte die Commerzbank einen solchen Verkauf noch kategorisch ausgeschlossen, aber kürzlich bestätigte ein Insider, dass auch über eine solche Maßnahme nachgedacht werde. Bei der BRE Bank hält die Commerzbank aktuell 70% der Anteile; bei der Comdirect 80%. Wenn beide Beteiligungen auf rund 51% reduziert würden, könnte das dem Unternehmen rund 800 Mio EUR einnehmen, glaubt Becker. Rund 3 Mrd EUR könnte ein kompletter Verkauf beider Units bringen.
Für Becker ist der Teilverkauf eine plausible Idee, da das Frankfurter Institut aus seiner Sicht sonst kaum Chancen hat, den von der EBA ermittelten Kapitalbedarf zu decken. Außerdem sind beide Unternehmen bereits börsennotiert, ein Verkauf von Anteilen dadurch einfach. "Comdirect könnte gegebenenfalls sogar ein Kandidat für den MDAX sein, wenn der Freefloat größer wird", glaubt Becker. Das würde dann sicherlich auch Investoren zum Einstieg verleiten, die den Index mit ihren Produkten abbilden.
Aktuell kämpft die Commerzbank mit einem bunten Strauß an Maßnahmen darum, die von der Europäischen Bankenaufsicht EBA festgelegten Eigenkapitalauflagen zu erfüllen. Zu den bereits beschlossenen Maßnahmen gehört eine Einschränkung der Neukreditvergabe außerhalb von Deutschland und Polen, kein Neugeschäft bei der Eurohypo, Gewinnthesaurierung und die Reduktion der risikogewichteten Anlagen (RWA) um 30 Mrd EUR. Letzteres würde unter den Basel 2,5 Richtlinien, nach Berechnungen von Dow Jones, zu einer Freisetzung von rund 1,3 Mrd EUR Kapital führen.
Am Wochenende war in einem Bericht des "Spiegel" erklärt worden, dass in Berlin darüber nachgedacht werde, die Commerzbank komplett zu verstaatlichen. Es sei immer klar gewesen, dass die Commerzbank bei Kapitalerhöhungen notfalls auf den Bund zurückgreife, der bereits 25% an der Bank halte, sagte ein Händler. "Bei einer Kapitalerhöhung dürften aber auch Privatinvestoren mitziehen", erklärte er. Es mache keinen Sinn, davon auszugehen, dass der Bund 100% halten werde. Zumal Commerzbank-Chef Martin Blessing in den vergangenen Monaten mehrfach mitgeteilt hat, dass er nicht noch einmal staatliche Hilfe beanspruchen will.
Dass er noch nicht alles ihm verbleibende Pulver verschossen hat, zeigt Blessing mit der jetzigen Transaktion. Die Angebotsperiode für den Rückkauf der Hybridanleihen beginnt am 5. Dezember und endet voraussichtlich am 13. Dezember 2011, teilte die Bank mit. Joint Dealer Manager für das Ankaufsangebot sind die Commerzbank, Credit Suisse und J. P. Morgan.
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Commerzbank schließt kleines Stück ihrer Kapitallücke
Trippelschritte statt großer Sprung - die Commerzbank will mit dem Rückkauf eigener Hybridanleihen ihr hartes Kernkapital stärken. Deutschlands zweitgrößte Bank könnte mit diesem Schritt ihre milliardenschwere Kapitallücke um immerhin rund 600 Mio EUR stopfen. Weitere, einschneidende Maßnahmen werden aber notwendig sein.
Das Frankfurter Institut kündigte am Montag an, Investoren könnten Anleihen der Commerzbank, sogenannte hybride Eigenmittelinstrumente (Trust Preferred Securities), an die Bank zurückverkaufen. Dafür stellt die Bank 600 Mio EUR zur Verfügung. Da die Papiere zum Teil mehr als die Hälfte an Wert verloren haben, kann die Bank sie deutlich unter ihrem Nennwert zurückkaufen und mit dem so entstehenden Buchgewinn ihr Eigenkapital stärken.
Mit ihrem Angebot könnte die Commerzbank Hybridanleihen im Gesamtwert von rund 1,2 Mrd EUR vom Markt nehmen - das wäre knapp die Hälfte des gesamten Volumens ihrer ausstehenden Papiere dieser Art. LBBW-Analyst Olaf Kayser erläuterte: "Mit 600 Mio EUR Kapitalaufwand könnte es der Commerzbank gelingen, ihre Schulden um 1,2 Mrd EUR zu reduzieren." Der anfallende Buchgewinn in Höhe von rund 600 Mio EUR werde sich dann direkt im harten Kernkapital der Bank niederschlagen.
Die Bank plant konkret, die Hybridanleihen für 40% bis 52,5% ihres Nennwertes zurückzukaufen. Für die Investoren wäre die Annahme des Angebot dennoch ein gutes Geschäft, schließlich notieren die Anleihen derzeit nur noch bei rund 35% bis 43% ihres ursprünglichen Wertes. Analysten von BNP Paribas glauben deshalb auch, dass das Angebot auf mehr Nachfrage stoßen dürfte als vergleichbare Angebote der jüngsten Vergangenheit.
Die Commerzbank hatte vor Monaten den eigenen Kapitalbedarf mit 2,94 Mrd EUR beziffert. Am Markt wird aber bereits über eine Lücke von rund 5 Mrd EUR spekuliert. In Zugzwang gekommen ist das Frankfurter Institut auf Grund der härteren Eigenkapitalanforderungen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), die das Institut ohne erneute Inanspruchnahme von Staatshilfe schließen will.
Trotz der Maßnahme zur Stärkung des Kernkapitals blieb die Erleichterung der Investoren am Montag aus. Am Aktienmarkt standen die Anteilsscheine unter Druck. Sie notierten am Nachmittag in einem freundlichen Gesamtmarkt knapp 3% schwächer bei 1,46 EUR und waren damit größter Verlierer im DAX.
Zwar sei die Maßnahme ein Schritt in die richtige Richtung, "allerdings fehlen nun vermutlich immer noch 4 Mrd EUR", sagte ein Händler. Denn bis Mitte 2012 müssen Europas Banken nach den verschärften Eigenkapitalrichtlinien eine harte Kernkapitalquote von 9% nach Basel 2,5 ausweisen. Bei Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal hatte die Bank kürzlich zwar eine harte Kernkapitalquote von 9,4% ausgewiesen, diese wurde aber nach den weniger strengen Basel II-Vorgaben errechnet. LBBW-Anaylst Kayser sieht daher die Transaktion nur als einen ersten Schritt, dem beispielsweise eine Kapitalerhöhung von 1 Mrd bis 2 Mrd EUR im kommenden Jahr folgen könnte.
Zur Stärkung des Kapitals hätte die Commerzbank auch die Möglichkeit, sich gewinnbringend von profitablen Beteiligungen trennen. Dirk Becker, Analyst bei Kepler Equities, spekuliert schon länger, dass die Commerzbank Anteile an den profitablen Tochterunternehmen comdirect oder der polnischen BRE Bank verscherbeln könnte. Bis vor kurzem hatte die Commerzbank einen solchen Verkauf noch kategorisch ausgeschlossen, aber kürzlich bestätigte ein Insider, dass auch über eine solche Maßnahme nachgedacht werde. An der BRE Bank hält die Commerzbank aktuell 70%; an der comdirect 80%. Wenn beide Beteiligungen auf rund 51% reduziert würden, könnte das Unternehmen rund 800 Mio EUR einnehmen, glaubt Becker. Etwa 3 Mrd EUR könnte ein kompletter Verkauf beider Beteiligungen bringen.
Für Becker ist der Teilverkauf eine plausible Idee, da das Frankfurter Institut aus seiner Sicht sonst kaum Chancen hat, den von der EBA ermittelten Kapitalbedarf zu decken. Außerdem sind beide Unternehmen bereits börsennotiert, ein Verkauf von Anteilen dadurch einfach. Die "comdirect könnte gegebenenfalls sogar ein Kandidat für den MDAX sein, wenn der Freefloat größer wird", glaubt Becker. Das würde dann sicherlich auch Investoren zum Einstieg verleiten, die den Index mit ihren Produkten abbilden.
Andere Maßnahmen zur Verbesserung der harten Kernkapitalquote hat die Commerzbank bereits angekündigt. Zu den beschlossenen Maßnahmen gehört eine Einschränkung der Neukreditvergabe außerhalb Deutschlands und Polens, der Verzicht auf Neugeschäft bei der Eurohypo, Gewinnthesaurierung und die Reduktion der risikogewichteten Anlagen (RWA) um 30 Mrd EUR.
Eine Unterstützung durch den Staat, der mit 25% immerhin schon größter Einzelaktionär des Frankfurter Instituts ist, will Commerzbank-Chef Martin Blessing auf jeden Fall verhindern. Dennoch wird über einen solchen Schritt spekuliert. Am Wochenende hatte "Der Spiegel" unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, dass in Berlin bereits darüber nachgedacht werde, die Commerzbank komplett zu verstaatlichen.
Das Bundesfinanzministerium (BMF) verweist bei den Thema nur darauf, dass noch keine Zahlen zum Kapitalbedarf bekannt seien. BMF-Sprecher Johannes Blankenheim sagte bei einer Pressekonferenz in Berlin, solange dieses nicht der Fall sei, "kann man dazu derzeit noch nichts sagen, also auch nichts zu diesem Thema". Die Commerzbank wollte die Spekulationen nicht kommentieren.
Dass er sein Pulver noch nicht verschossen hat, zeigt Blessing mit der jetzigen Transaktion. Investoren können nun ihre Hybridanleihen der Commerzbank bis zum 13. Dezember andienen. Welche weiteren Schritte der Commerzbank-Chef gehen muss, um sich selbst treu zu bleiben, werden die nächsten Monate zeigen. Die Commerzbank muss die harte Kernkapitalquote von 9% bis Ende Juni 2012 erreicht haben.
[Bildquelle: Commerzbank AG]
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Die Ratingagentur "Standard & Poor's" (S&P) wird einem Bericht der "Financial Times" (FT) zufolge die Ratings der "AAA"-Länder des Euroraums noch am Montag auf "Creditwatch negative" setzen. Wie das Blatt ohne Angaben von Quellen berichtet, sind die betreffenden Regierungen bereits davon in Kenntnis gesetzt worden. Der für die Region EMEA zuständige S&P-Analyst Moritz Krämer lehnte einen Kommentar auf Anfrage ab. Neben Deutschland verfügen im Euroraum Frankreich, die Niederlande, Österreich, Finnland und Luxemburg über eine erstrangige Bonität.
Die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) hat für eine ganze Reihe von Banken aus der Eurozone den Ausblick auf "Credit Watch" mit einer negativen Implikation gesetzt. Zudem werde man sich in Kürze detaillierter zu einzelnen der betroffenen Banken äußern, hieß es in einer Mitteilung am Mittwochabend weiter.
Von dem Schritt betroffen sind unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Deutsche Postbank, UniCredit SpA sowie Societe Generale. Zur Begründung wurde auf die Senkung des Ausblicks für 15 der 17 Staaten der Eurozone auf "Credit Watch" mit einer negativen Implikation zu Wochenbeginn verwiesen.