Organisation, Governance, Cash- & Liquiditätsrisikomanagement , Zins- und Währungsrisikomanagement

Corporate Treasury Management


Sebastian Bodemer/Roger Disch: Corporate Treasury Management: Organisation, Governance, Cash- & Liquiditätsrisikomanagement , Zins- und Währungsrisikomanagement, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2014, 382 Seiten, 59,95 Euro, ISBN 978-3-7910-3344-0 Rezension

Nach Ansicht der Autoren ist die Entwicklung des Corporate Treasury in den letzten zehn Jahren beeindruckend. Bestand das Treasury zunächst in der Form des Schatzmeisters bzw. Kassenwarts, der für die Ausführung des Zahlungsverkehrs zuständig war, entwickelte sich dieser weg vom Mitarbeiter des Rechnungswesens hin zu einer selbstständigen Einheit im Unternehmen. Während der Finanzkrise 2007 und 2008 war der Treasurer als ständiger Berater des Chief Financial Officer nicht mehr wegzudenken, so die Autoren weiter. Diese Aussage muss sicherlich insoweit relativiert werden, da nicht in allen Unternehmen Finanzrisiken die gleiche Relevanz aufweisen und vielfach das Financial Risk Management vom Corporate Risk Management mit abgedeckt wird.

Nach Ansicht der Autoren ist der Treasurer stärker in Diskussionen zu den Themenstellungen Working Capital und Supply-Chain-Management involviert. Zusätzlich entwickelte er sich zum Risikomanager, der Zins-, Währungs-, Rohstoff-, Finanzierungs- und Kreditrisiken steuert und so den Erfolg des operativen Geschäfts des Unternehmens unterstützt. Die Autoren sind davon überzeugt, dass hierbei ein Blick zu den Banken hilfreich ist, „die aufgrund ihres Geschäftsmodells und des regulatorischen Umfelds seit jeher ein Risikomanagement vorhalten“.  Diese Aussage ist sicherlich etwas gewagt, da gerade die Banken in den letzten Jahren eben gerade nicht – und vor allem auch im Vergleich zu den komplexen Geschäftsmodellen der Automobilindustrie oder der Prozessindustrie – durch ein ausgefeiltes Risikomanagement  positiv aufgefallen sind.

Trotz alledem sind die Autoren davon überzeugt, dass der Corporate Treasurer Risikomessmethoden wie Szenarioanalysen, Stresstests und @Risk-Modelle aus der Bankenwelt übernehmen und für seine Zwecke adaptieren kann. In diesem Kontext entstanden neue Methoden wie Cashflow-at-Risk oder Cost-at-Risk. Die Autoren weisen darauf hin, dass es zum Corporate Treasury und den unternehmensspezifischen Facetten kaum Literatur gibt. Diese Aussage stimmt so nicht, wurde doch die erste Auflage des Standardwerks "Erfolgsfaktor Risiko-Management" (Romeike/Hager) bereits im Jahr 2003 veröffentlicht. Weitere Publikationen unter anderem von Hager (2004) und Priermeier (2005) folgten.

Mit dem Buch beabsichtigen die Autoren diese vermeintliche Lücke zu schließen. Hierbei wollen sie eine Übersicht über die Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines modernen Corporate Treasury geben, die Inhalte praxisorientiert und mit zahlreichen nachvollziehbaren Beispielen und Fallstudien beschreiben.

Das Buch ist in insgesamt sechs Kapitel gegliedert, die jeweils unabhängig voneinander durch den Leser bearbeitet werden können. Kapitel 1 umfasst eine Einführung in die Aufgaben und die Organisation eines modernen Corporate Treasury. Dabei werden die verschiedenen Risikoarten abgegrenzt, der Risikobegriff und Risikomessmethoden grundsätzlich definiert und organisatorische Aspekte wie die Aufbauorganisation eines Risikomanagements vorgestellt. Das  Liquiditätsrisikomanagement und dessen unterschiedliche Perspektiven werden in Kapitel 2 im Detail beleuchtet sowie mögliche Steuerungsmaßnahmen vorgestellt. Das Liquiditätsrisikomanagement im engeren Sinne nutzt primär qualitative Methoden, um das Risiko zu minimieren. Die Haltung einer Liquiditätsreserve sowie die Diversifikation der Refinanzierungsquellen sind von großer Bedeutung. Darüber hinaus wird auch die Liquiditätsnotfallplanung dargestellt, die Unternehmen bei der Bewältigung einer Liquiditätskrise helfen kann. Kapitel 3 setzt sich mit dem Cash- und Liquiditätsmanagement und dem Zahlungsverkehr auseinander. Dabei wird auf die Herausforderungen der Liquiditätsplanung genauso wie auf mögliche Cash-Pooling-Lösungen eingegangen. Im Weiteren wird auf die Themenstellungen Netting und Payment Factory/Inhouse Bank eingegangen, die – nach Ansicht der Autoren –  weitere elementare Bausteine in der Zentralisierung und Professionalisierung eines Treasury sind.

Kapitel 4 stellt das Zinsrisikomanagement aus Unternehmenssicht vor. Zinsrisiko kann entweder auf Basis der Barwert- oder der GuV-Perspektive gesteuert werden. In Abhängigkeit der Zinsrisikodefinition werden unterschiedliche Risikomessmethoden wie Duration, Fixed-to-Floating-Ratio und @Risk-Modelle vorgestellt. Darüber hinaus werden anhand konkreter Beispiele Zinsderivate zur Absicherung des Zinsrisikos angewendet und deren Vor- und Nachteile erörtert.

Kapitel 5 befasst sich mit dem Währungsrisikomanagement. In einem ersten Schritt wird anhand einer Zeitreihenanalyse ein erstes Gefühl für das Währungsrisiko entwickelt. Danach werden Risikomessmethoden und Absicherungsmöglichkeiten unter Verwendung von Währungsderivaten aufgezeigt.

Kapitel 6 rundet das Thema Corporate Treasury ab und befasst sich mit unterschiedlichen, Treasury-nahen Themen. Zahlreiche im Buch aufgeführte Beispiele können mit den vom Verlag als Download angebotenen Excel-Spreadsheets nachvollzogen werden.

Fazit: Das Buch liefert eine fundierte, kompakte und praxisorientierte Einführung in die Welt des Corporate Treasury Managements.

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