CRO Gipfel 2008: Chancen und Risiken des Klimawandels


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Schwere Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben und Hitzewellen sind auf dem Erdball heute allgegenwärtig. Der Hurrikan "Katrina", der im August 2005 den Südwesten der USA verwüstete oder Zyklon "Nargis", der Anfang Mai dieses Jahres über Birma wütete und tausende Menschenleben kostete, zeigen das Ausmaß der ungeheuren Kraft, mit der sich die Natur zu wehren versucht. Das Wort Hurrikan wurde ursprünglich von den Mayas verwendet und bedeutet so viel wie "Gott des Windes". Andere Namen für tropische Wirbelstürme sind Zyklon (Indien), Taifun (im westlichen Pazifik) oder tropical cyclone (Australien).

Doch nicht nur in weit entfernten Gebieten dieser Erde sorgen Unwetter für Angst und Zerstörung, auch in Mitteleuropa kommt es vermehrt zu stärkeren Wetterereignissen. Dies wird sich auch so schnell nicht ändern. So berichtete Prof. Dr. Peter Höppe, Leiter des GeoRisikoForschungszentrums der Münchner Rückversicherungsgesellschaft, auf dem CRO Gipfels, der vom 1. bis 3. Juni 2008  in Heiligendamm (auch bekannt als "Weiße Stadt am Meer") stattfand, von den aktuellen Erkenntnissen der Klimaentwicklung und der Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft. Mehr als 100 Chief Risk Officer, Risikoexperten und Vorstände diskutierten über aktuelle Trends und Entwicklungen in den Themengebieten Risikomanagement und Compliance.

Er konnte aufzeigen, dass nicht nur die Häufigkeit der großen Naturkatastrophen und  deren Ausmaß immer größer, sondern auch die Gebiete, in denen sie auftreten, immer untypischer werden. So war der Hurrikane "Catarine" (nicht zu verwechseln mit Katrina) im Jahr 2004 der erste seiner Art im Südatlantik, oder "Vince" im Oktober 2005 der erste Hurrikane mit einer Zugbahn in Richtung Europa. Dies sind nur einige Beispiele für die Superlative der letzten Jahre. Peter Höppe konnte jedoch auch verdeutlichen, dass der Trend zu großen Naturkatastrophen, wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Stürmen oder Hitzewellen, in den kommenden Jahren zunehmen wird.

Die Erwärmung schreitet immer schneller voran

So zog auch bereits der Welt-Klimabericht, der im Jahr 2007 vorgestellt wurde, eine deutliche Bilanz: Der Weltklimarat der Vereinten Nationen sieht den Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit als Verursacher des Klimawandels. Laut Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC: Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) liegt die Wahrscheinlichkeit, dass seit Mitte des 20. Jahrhunderts ganz überwiegend die anthropogen erhöhten Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre die globale Erwärmung verursachen, bei über 90 Prozent. Der lineare Erwärmungstrend zwischen den Jahren 1906 und 2005 beträgt 0,74 °C. Allerdings war dieser Trend mit 0,13 °C/Dekade über die letzten 50 Jahre schon annähernd doppelt so groß wie über den gesamten Hundertjahreszeitraum. Mit anderen Worten: Die Erwärmung schreitet immer schneller voran. Das IPCC erwartet, dass sich die meisten beobachteten Trends fortsetzen: Die globale Mitteltemperatur wird in den kommenden 20 Jahren um ca. 0,2 °C/Dekade ansteigen; selbst wenn alle Emissionen auf dem Stand des Jahres 2000 blieben, würde sich die Temperatur um ca. 0,1 °C/Dekade erhöhen.

Anzahl der Naturkatastrophen steigt

Lag doch die Zahl im Jahr 1950 noch bei durchschnittlich drei Katastrophen jährlich, so überschreiten wir derzeit die Trendmarke von zehn großen Naturkatastrophen pro Jahr.  Neben der Häufigkeit steigt auch stetig das Ausmaß der großen Naturkatastrophen. Un der Trend ist eindeutig: Die Berechnungen der Münchener Rück zeigen aktuelle einen jährlichen Gesamtschaden von derzeit 70 Mrd. US-Dollar. Von den Gesamtschäden sind jedoch nur etwa 50 Prozent tatsächlich versichert (vgl. Abbildung). Als Gründe für diese alarmierende Entwicklung sieht Peter Höppe die zunehmende Bevölkerungszahl und deren Konzentration auf Ballungsgebiete, verbunden mit deren steigenden Lebensstandard, die Auswirkungen auf die sich  verändernden  Umweltbedingungen haben. So ist allein in den letzten dreißig Jahren die Jahresdurchschnittstemperatur vom Mittelwert jährlich ca. um 0,5°C gestiegen. Dies zeigt auch eine Erhebung der "Climate Research Unit" (UK) aus diesem Jahr, wonach die zehn wärmsten Jahre, seit der Wetteraufzeichnung, innerhalb der letzten elf Jahre lagen. Als Hauptursache für die extremen Wetterbedingungen sieht Peter Höppe, auch Mitglied des Klimarates der Bayrischen Staatsregierung, die stetig steigende CO2–Konzentration in der Erdatmosphäre, sowie die signifikant erhöhte Oberflächentemperatur der Weltmeere, die Grundlage für die vermehrte Entstehung von Stürmen ist.


Abbildung: Große Naturkatastrophen: Gesamtschäden und versicherte Schäden –
absolute Werte und Langfristtrends [Quelle: MunichRe]


Chancen und Risiken in den unterschiedlichen Branchen

Der Klimawandel hat zudem erhebliche Auswirkungen auf verschiedenste Wirtschaftszweige. Die Tourismusbranche wird sich mit zurückgehenden Umsätzen in den Skigebieten und optionalen Reisezielen beschäftigen müssen. Der Energiesektor hat in der Zukunft mit einer stärkeren Nachfrage nach Kühlung zu rechnen. Die Wasserverknappung wird die konventionelle Energieerzeugung, neben dem knapper werdenden Öl, zunehmend verteuern, zudem wird die Nachfrage nach CO2-neutraler Energietechnik weiter steigen. Die Baubranche wird in Zukunft einen erheblichen Beitrag dazu leisten können, die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern. Die Notwendigkeit der Gesellschaft sich an die veränderten Wetterbedingungen anzupassen wird der Bauindustrie neue Möglichkeiten eröffnen, so wird man sich gegen Sturm- und Hochwasserschäden schützen müssen. Daneben werden die "grünen" Technologien bis zum Jahr 2030 um jährlich durchschnittlich 8 Prozent wachsen. Die Versicherungswirtschaft wird in Zukunft eine tragende Rolle in der Anpassung an die sich ändernden Klimabedingung haben, so Höppe. So wird beispielsweise ein klimaneutrales und nachhaltiges Handeln mit risikoadäquaten Prämien "belohnt". Der Klimawandel ist ein relevantes ökonomisches Problem, dessen Management eine Vielzahl von wirtschaftlichen Chancen bietet. Fazit: "Der Klimawandel findet bereits statt und kann nur noch gebremst, aber nicht mehr gestoppt werden!"


[Bildquelle oben: GeekPhilosopher/Satellitenbild des Hurrikans Mitch, der vom 22. Oktober bis zum 8. November 1998 in Mittelamerika wütete, wobei mehr als 10.000 Menschen ums Leben kamen.]

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