Deutschlands Spitzenbanker sagen dem europäischen Bankensektor eine düstere Zukunft voraus. Grund dafür sind höhere Kosten durch eine strengere Regulierung sowie ein hoher Margendruck, insbesondere in Deutschland. Einbußen drohen auch durch das schwache Wirtschaftswachstum in Deutschland und der Euro-Zone. Derzeit wachsen die USA deutlich stärker als die europäischen Länder.
Einer Studie der DZ Bank zufolge werden die mit der Bankenunion verbundenen Regulierungsvorhaben für die Kreditinstitute rund zehn Milliarden Euro jährlich betragen. Dem steht ein durchschnittlicher Jahresüberschuss von rund 9,5 Milliarden Euro in den vergangenen 15 Jahren gegenüber. In diesem Kontext warne DZ-Bank-Chef Kirsch davor, dass die Aufseher nach dem Motto "Immer höher, schneller, weiter" ständig immer höhere Regulierungshürden definieren und die Regulierung zum Selbstzweck verkomme. Eine KPMG-Studie über die "Auswirkungen regulatorischer Anforderungen von 2010-2015" aus dem vergangenen Jahr, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) und dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) erstellt wurde, komm zu einem ähnlichen Ergebnis und schätzt den Gesamtaufwand für die Umsetzung und Anwendung der unterschiedlichen Regulierungsmaßnahmen auf eine Größenordnung von rund 9 Milliarden Euro jährlich. Auf der anderen Seite kritisieren Aufseher und auch der Internationale Währungsfonds (IWF) die Banken für ihre Ertragsschwäche.
"Zum Glück einer Bank gehört nicht nur Stabilität, sondern auch Profitabilität", sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret vor wenigen Wochen auf einer Tagung. Nur sechs Prozent der deutschen Institute verdienten ihre Eigenkapitalkosten, mithin lebten 94 Prozent von der Substanz. In diesem Kontext fordern Bundesbank und Bafin die Banken daher dazu auf, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und auf das Ziel nachhaltiger Ertragsstärke auszurichten. Einfacher gesagt als getan: Denn die Krux liegt auch darin, dass es vor allem dann schwierig wird, eine angemessene Eigenkapitalrendite zu erwirtschaften, wenn die regulatorischen Eigenkapitalquoten hoch sind. In diesem Zusammenhang sprach Wolfgang Kirsch, Vorstandschef der DZ Bank heute eine "Gewinnwarnung für unsere Branche" aus.
Europäische Banken werden noch viele Jahre lang im globalen Wettbewerb in "einer schwachen Position" sein, prognostizierte Jürgen Fitschen, Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, bei der Branchenkonferenz "Finanzstandort Deutschland". "Die Ertragslage der Banken ist absolut nicht hinreichend", warnte er. Obwohl die Zahl der Banken in den vergangenen Jahren in Deutschland bereits stark gesunken ist, ist der Margendruck insgesamt weiterhin groß. Insbesondere im Privatkundengeschäft lässt sich nur schwer Geld verdienen. Zudem konzentrieren sich viele Banken auf den Mittelstand. Dieser ist aber mehr mit Eigenkapital ausgestattet als je zuvor, wie Fitschen sagte.
Die Bankmanager gehen daher von einer weiteren Verkleinerung der Branche aus. Angesichts der Marktdichte sei diese Konsolidierung "überfällig", sagte Fitschen. Die Vielfalt bleibe erhalten, das bedeute aber nicht, dass die Anzahl der Banken gleich bleibe.
Die Deutsche Bank sieht Fitschen auch in Zukunft als globale Universalbank. "Einige Institute müssen größer werden", sagte er. Andere wiederum werden sich seiner Einschätzung nach stärker lokal fokussieren. Einigen Banken fehle ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell, so Fitschen. Sie müssten sich nicht nur stärker von anderen Banken differenzieren, sondern auch ihre Kosten effizienter senken.
Hans-Dieter Brenner, Vorstandsvorsitzender der Helaba, räumte ein, dass für einen starken Sparkassensektor auch "maximal zwei bis drei Landesbanken" ausreichend wären. Neben der Helaba gibt es in Deutschland sechs weitere Landesbanken - die meisten von ihnen mussten in der Finanzkrise durch staatliche Mittel gestützt werden.