Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt und damit Zinsen quasi abgeschafft. Die EZB hat den Hauptrefinanzierungssatz in der Eurozone um 10 Basispunkte auf 0,15 Prozent gesenkt und erstmals in der Geschichte den Einlagesatz auf einen negativen Wert von minus 0,1 Prozent gesenkt.
Der Bundesverband deutscher Banken hat sich kritisch zur Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank geäußert. Damit müssen die Banken draufzahlen, wenn sie Geld über die Mindestreserve hinaus bei der EZB parken. Dieser negative Zins werde aber "kaum zur gewünschten Belebung der Kreditvergabe und des Interbankenmarktes führen", kritisiert Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Verbands.
Die Folgen negativer Einlagezinsen seien mehr als ungewiss, so Kemmer. In der Eurozone mangele es nicht an Liquidität. Die Kreditvergabe an Unternehmen stocke vielmehr wegen der hohen Verschuldung südeuropäischer Unternehmen und entsprechend hohen Kreditrisiken. Anstatt Geld zu verleihen würden die Banken entweder ihre Überschussliquidität weiter abbauen oder lieber Verluste durch den negativen Einlagenzins in Kauf nehmen, so der Verband.
Die EZB setzt in den Negativzins die Hoffnung, dass die Kreditvergabe von Banken insbesondere an Unternehmen der Euro-Peripherie angekurbelt wird. Dagegen hagelte es von deutscher Seite seit Tagen Proteste. Sparkassen, Versicherungen, Volks- und Raiffeisenbanken haben noch Anfang der Woche in einem gemeinsamen Appell vor einer Enteignung der Sparer gewarnt. Der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, sagte zu einem negativen Einlagezins: "Die Banken werden entsprechend reagieren und die Kosten umlegen".
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Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hat die Beschlüsse der EZB kritisiert. „Das ist der verzweifelte Versuch, mit noch billigerem Geld und Strafzinsen auf Einlagen die Kapitalströme nach Südeuropa umzuleiten und so dort die Wirtschaft anzukurbeln“, sagte er am Donnerstag in München. „Das kann deshalb nicht funktionieren, weil dort vorher die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden müsste durch Reformen des Arbeitsmarktes. Die Zeche zahlen jetzt alle jene, die Geld langfristig anlegen, also die Sparer und die Besitzer von Lebensversicherungen.“