Realistischer Polit-Thriller

Der Honiganzeiger


Sibylle Barden (2019): Der Honiganzeiger, 431 Seiten, Barden Publishing, Berlin 2019 Rezension

Der Polit-Thriller von Sibylle Barden beginnt mit dem Zitat des US-amerikanischen Journalisten Edward R. Murrow: "Eine Nation von Schafen wird bald eine Regierung von Wölfen haben". Ein sehr ähnliches Zitat wird auch dem römischen Satiriker und Sittenrichter Juvenal zugeordnet. Wahrscheinlich gab es sowohl im Römischen Reich viele Bürger, die lieber Schaf als Wolf waren. Und heute ist es nicht anders. Stellt sich die Frage, wer die Wölfe sind. Das Buch liefert recht schnell die Antwort.

Oligarchen teilen sich im Jahr 2028 den Kontinent untereinander auf, kaufen und verkaufen ganze Länder. Die globale Ordnung ist komplett aus den Angeln gehoben. Wieso 2028? Befinden wir uns nicht bereits heute in einer Weltunordnung. Die geopolitische Welt befindet sich in einem massiven Erosionsprozess. Und seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist die internationale Staatengemeinschaft mit dem Phänomen der "gescheiterten Staaten“ (failed states) konfrontiert. Über sechzig Staaten zählen zu dieses "failed states“ und sind nicht in der Lage, staatliche Basisfunktionen zu erfüllen. Sie können die Sicherheit der Bevölkerung nicht garantieren, keine Wohlfahrtsmaßnahmen ergreifen und es herrscht keine Rechtsstaatlichkeit vor.

Das Buch von Sibylle Barden liefert ein spannendes Szenario über ein Europa im Schockzustand: Die Europäische Vision ist beerdigt, der Euro abgeschafft. Und Frankreich existiert nicht mehr. Die Welt wird neu aufgeteilt – und Deutschland steht vor der feindlichen Übernahme durch internationale Oligarchen. In den Straßen herrscht Anarchie. Aber immerhin wurden der Pannenflughafen BER im Jahr 2028 endlich eröffnet.

Das Buch ist ein Polit-Thriller und doch recht nach an der Realität und skizziert ein Szenario (ist es ein Realistic-Case- oder doch eher ein Worst-Case-Szenario?), dass den Leser aufrütteln und hoffentlich auch die Entscheiderebene aus Politik und Wirtschaft erreichen wird.

In diesem Chaos soll der unauffällige Diplomat Till von Herlichingen Deutschland im Jahr 2018 vor der feindlichen Übernahme durch internationale Oligarchen retten. Vom Bundeskanzler wird auf eine Mission geschickt und tritt Investmentbanker beim Weltwirtschaftsforum in Davos, Faschisten an der Wall Street und verfällt einer geheimnisvollen Frau in Monte Carlo und wird am Ende als Lockvogel in der deutschen Botschaft in London eingesetzt.

Das Buch basiert auf einer soliden Recherche der Autorin. Diese beginnt bei Timothy Geithner, dem vormaligen Finanzminister in der ersten Obama-Regierung, der im Jahr 2016 sein gesammeltes Wissen zur Finanzkrise an der Yale University in einer Vorlesungsreihe konsolidiert hat. Weiteres Wissen wurde am King’s College in London (Causes and Consequences of War), der Princeton University und weiteren Think Tanks eingesammelt. Durch diese Realitätsnähe wird hoffentlich auch der politisch apathische Bürger und Konsument wachgerüttelt und entwickelt sich wieder zu einem mündigen Bürger. Es würde sich lohnen: Ein alternatives und positives Szenario hätte ein reale Chance.

[ Bildquelle Titelbild: Barden Publishing ]
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