Der deutsche Außenhandel ist im August deutlich besser gelaufen als erwartet, was die Chancen auf ein anhaltendes Wirtschaftswachstum im dritten Quartal steigen lässt. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts nahmen die Exporte gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 2,4 Prozent zu, während die Importe lediglich um 0,3 Prozent zulegten. Das war der stärkste Exportanstieg seit Januar 2012. Volkswirte hatten dagegen mehrheitlich einen Exportrückgang erwartet.
Die Ausfuhren lagen unbereinigt um 5,8 Prozent und die Einfuhren um 0,4 Prozent höher als im August 2011. Die saisonbereinigte Handelsbilanz wies einen Überschuss von 18,3 Milliarden Euro auf. Erwartet worden war ein Plus von nur 15,5 Milliarden. Der Vormonatsüberschuss wurde von 16,1 auf 16,3 Milliarden Euro revidiert.
Der Außenhandel ist bereits im zweiten Quartal die wichtigste Stütze des deutschen Wirtschaftswachstums gewesen. Zwischen April und Juni war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent gestiegen, nachdem es im ersten Quartal um 0,5 Prozent zugelegt hatte. Beobachter sind wegen der schwachen Entwicklung der Frühindikatoren, wie ifo-Geschäftsklima und Einkaufsmanagerindizes, skeptisch, dass die deutsche Wirtschaft auch im dritten Quartal noch gewachsen ist. Die guten Außenhandelsdaten machen eine positive Entwicklung wahrscheinlicher. Allerdings müssen sie noch um die Entwicklung der Export- und Importpreise bereinigt werden.
Der unbereinigte Handelsbilanzüberschuss verringerte sich im August auf 16,3 Milliarden Euro von 16,9 Milliarden. Für die Leistungsbilanz meldeten die Statistiker einen unbereinigten Überschuss von 11,1 Milliarden Euro. Erwartet worden war ein Plus von 11,0 Milliarden.
Deutsche Produktion sinkt wie erwartet
Die Produktion im produzierenden Gewerbe Deutschlands ist im August wie erwartet gesunken, nachdem sie im Juli nicht ganz so stark wie bisher angenommen gestiegen war. Nach Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums sank die Produktion gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent, was genau den Erwartungen der von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte entsprach. Im Juli war die Produktion nach revidierten Angaben um 1,2 Prozent gestiegen. Vorläufig war der Zuwachs mit 1,3 Prozent angegeben worden. Nach Angaben des Ministeriums dürfte die Produktion durch einen Ferieneffekt "leicht nach unten überzeichnet" gewesen sein. Tendenziell sei sie aber stabil. Im Durchschnitt der Monate Juli und August nahm sie gegenüber Mai/Juni um 0,8 Prozent zu.
Der Rückgang der Gesamterzeugung im August beruhte vor allem auf der schwachen Entwicklung im Bauhauptgewerbe, dessen Produktion um 2,8 Prozent sank. Die Industrieproduktion sank um 0,5 Prozent, wobei die Erzeugung der Hersteller von Vorleistungsgütern um 1,3 Prozent abnahm. Die Investitionsgüterproduzenten hielten ihre Erzeugung auf dem Stand des Vormonats, während die Produktion von Konsumgütern um 0,3 Prozent ausgeweitet wurde.
Das Bundeswirtschaftsministerium beurteilte die Industriekonjunktur skeptisch: "Der konjunkturell bedeutsame Bereich der Industrie kann sein Niveau bislang halten. Die rückläufige Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen signalisiert allerdings eine verhaltenere Entwicklung."
Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gewachsen, nachdem sie im ersten Quartal noch um 0,5 Prozent zugelegt hatte. Angesichts schwacher Frühindikatoren, wie ifo-Geschäftsklima und Einkaufsmanagerindizes, befürchten viele Beobachter, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal geschrumpft ist. Allerdings liegt die Produktion per August noch spürbar über dem Niveau des zweiten Quartals, was ein Wirtschaftswachstum möglich erscheinen lässt.
Der Frühindikator, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unter anderem für Deutschland berechnet, deutet für August ein sich abschwächendes Wirtschaftswachstum an. Gleiches gilt für die Eurozone.
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