Die Rating-Agentur Fitch sieht die deutschen Großbanken auf einem guten Weg, sich dem Profitabilitätsniveau ihrer europäischen Wettbewerber anzunähern. Diese Annäherung sei allerdings erst mittelfristig möglich, sagte Thomas von Lüpke, der bei Fitch das deutsche Bankenteam leitet, in Frankfurt bei der Vorstellung der neuesten Studie zu den fünf deutschen privaten Großbanken. Jeweils im Herbst und im Frühjahr erstellt die Rating-Agentur den Bericht "Major German Banks" zu Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Postbank, Dresdner Bank und Hypovereinsbank. Das mögliche Aufschließen der bisher mit Ausnahme des Branchenprimus Deutsche Bank bei der Profitabilität eher schwachen deutschen Banken zu den europäischen Konkurrenten sieht von Lüpke von zwei Seiten: Die deutschen Großbanken hätten ihr 2005 bereits stark verbessertes Renditeniveau in einem noch schleppenden Markt erzielt. Für sie bestehe mit einer weiteren Erholung des Marktes dementsprechend noch Aufholpotenzial. In anderen Volkswirtschaften - beispielsweise Großbritannien oder Spanien - sei eine weitere Verbesserung der Bankenrentabilität nur schwer vorstellbar. Dort sieht von Lüpke hingegen mittel- bis langfristig das Rückschlagspotenzial dominieren. Daher müsse ein Aufschließen der deutschen Banken nicht zwingend bedeuten, dass sie die häufig zum internationalen Standard erklärte Rendite von 25 % vor Steuern erzielen müssten. Wahrscheinlich werde man sich "irgendwo in der Mitte treffen", so von Lüpke.
Fitch traut den Großbanken internationale Aufholjagd zu
Im vergangenen Jahr sind die deutschen Großbanken Fitch zufolge einen großen Schritt voran gekommen. Fitch-Analystin Sabine Bauer erklärt: "Die deutschen Banken haben ihre Position durch Restrukturierung und Konsolidierung gestärkt und für die meisten wird Integration die nächste Aufgabe." Die Commerzbank hatte die Eurohypo übernommen, die Postbank die BHW. Die HVB wurde hingegen von der Unicredit gekauft und die Dresdner befindet sich seit geraumer Zeit in der Integration in die Mutter Allianz AG. In der Kosteneffizienz hätten die deutschen Großbanken mittlerweile das Niveau der internationalen Wettbewerber erreicht. Aber bei der Ertragsentwicklung hinkten die hiesigen Institute immer noch hinterher. Dort sieht Bauer demzufolge eine der wesentlichen Aufgaben für die weitere Verbesserung der Positionen. Mit Blick auf die Rating-Aussichten für die fünf Banken identifizieren die Fitch-Analysten jeweils unterschiedliche Schlüsselfaktoren. Bei der Deutschen Bank sehen sie offensichtlich keine wesentlichen Verbesserungspotenziale mehr in der Aufstellung. Dort wäre eine schlichte Ausweitung des Geschäftes förderlich für eine Rating-Verbesserung. Bei der HVB hingegen sehen die Fitch-Analysten eine erfolgreiche Integration in die Unicredit-Gruppe als wichtigsten Rating-Faktor. Die Dresdner Bank könne über eine Stärkung des Cross Selling, also den Verkauf von mehr Produkten an den gleichen Kunden, in der Gunst der Analysten steigen. Die Commerzbank könne vor allem über den Verkauf von Krediten profitieren und bei der Postbank sei nach der BHW-Übernahme die Kapitalisierung der wesentliche Rating-Treiber. Eine Kapitalmaßnahme der "gelben Bank" erwarten die Fitch-Analysten allerdings nicht.
Commerzbank: Nase vorn beim Risikomanagement
Bei der Nutzung von Marktchancen spielt vor allem das Risikomanagement eine wichtige Rolle. "Nur wer seine Risiken kennt und im Griff hat, kann daraus Kapital schlagen", weiß Wolfgang Hartmann (Foto), Chief Risk Officer und Vorstand der Commerzbank. Während die Interdependenz von Chancen- und Risikomanagement bei vielen Kreditinstituten erst nach und nach in voller Schärfe erkannt wird, gilt die Commerzbank auf diesem Gebiet als Vorreiter und praktiziert seit vielen Jahren eine "Best of Practice", sieht sich im Risikomanagement unter den deutschen Banken gar als Marktführer.