Beurteilung von Abschlüssen nach HGB und IFRS

Die Bilanzanalyse


Peter Küting/Claus-Peter Weber: Die Bilanzanalyse – Beurteilung von Abschlüssen nach HGB und IFRS, 11., überarbeitete Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2015, 667 Seiten, 49,95 Euro, ISBN 978-3-7910-3413-3. Rezension

Vor allem die bisherigen und potenziellen Eigen- und Fremdkapitalgeber haben ein Interesse daran, sowohl über die Zweckmäßigkeit ihrer Kapitalanlage als auch über deren Sicherheit adäquate Informationen zu erhalten. Im Vordergrund steht die Frage nach dem Geschäftspotenzial. Ist die Bonität ausreichend, um ein weiteres Kreditengagement zu rechtfertigen? Kann das Unternehmen auch künftig seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen? Erlauben die Daten eine Prognose über die künftige Geschäftsentwicklung? Bei allen Fragestellungen wird deutlich, externe Bilanzdaten sind eine wichtige und wesentliche Informationsquelle für die Entscheidungsfindung.

War in den 90er Jahren die Bilanzanalyse noch stark an den Richtlinien des HGB orientiert, so ist in der Gegenwart eine Analyse allein nach national gültigen Regelungen des HGB nicht mehr ausreichend. Immer mehr Unternehmen bilanzieren nach den Regeln des International Financial Reporting Standard (IFRS).  

Die positive Resonanz zur den Vorauflagen des Buches hat die Herausgeber ermutigt, die Publikation  mit dem Untertitel "Beurteilung von Abschlüssen nach HGB und IFRS", in der 11. Auflage zu publizieren. Thematisch untergliedert ist das Buch in die Abschnitte:

  • Grundlagen der Bilanzanalyse,
  • Grundlagen der Bilanzpolitik,
  • Traditionelle Bilanzanalyse als Kennzahlenrechnung,
  • Moderne Ansätze der Bilanzanalyse,
  • Besonderheiten der Konzernbilanz.

 Sorgfältig und intensiv werden die Unterschiede zwischen den Regeln des HGB nach dem  "Vorsichtsprinzip" und den IFRS basierend auf dem "Zukunftsprinzip" herausgearbeitet.
Sind die Regeln des IFRS im Gegensatz zum HGB wirklich zukunftsbezogen? Der Leser erfährt die Unterschiede der jeweiligen Rechnungslegungsvorschriften.  Neuerungen der nationalen und internationalen Rechnungslegung sind berücksichtigt. Ebenso wenig fehlt der Hinweis auf die geplanten Änderungen durch das Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (BiRUG).

Auf Basis der Grundlagen der Bilanzanalyse werden eine Vielzahl von Kennzahlen und Kennzahlengruppen vorgestellt und kritisch gewürdigt. Trotz aller Möglichkeiten und modernen Analysemethoden weisen die Autoren darauf hin, dass jede Analyse Einschränkungen unterliegt. So werden Ermessensspielräume in der Regel nicht berichtet. Dasselbe gilt auch für ausgeübte Wahlrechte.

Insbesondere in den USA hat die Bilanzanalyse vergleichsweise eine lange Tradition. Mathematisch-statistische Verfahren wurden bereits in einfachster Form in den 30er Jahren angewendet. In Deutschland fanden moderne Analyseverfahren  in den 80er Jahren praktische Bedeutung. Moderne und in der Praxis angewendete Ansätze wie Scoring oder Rating-Verfahren, Multivariate Diskriminanzanalyse oder die Methode nach dem Saarbrücker Modell werden beschrieben. Trotz aller Verfahren und Methoden bleibt die Schwierigkeit, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann ein Unternehmen in die krisenhafte Periode eintritt.

Auf jeden Fall erfordert eine moderne ganzheitliche Unternehmensanalyse sowohl eine erfolgs- und bilanzwirtschaftliche Kennzahlenanalyse, als auch die Untersuchung strategischer Kriterien wie Branchen-, Marktstellungs- und Geschäftsmodell.

Das vorliegende und empfehlenswerte Buch enthält informativ gut aufbereitete Informationen zur Beurteilung von Abschlüssen nach HGB und IFRS. Positiv hervorzuheben ist, dass jederzeit sowohl ein Querlesen als auch ein punktuelles Lesen möglich ist. Wer sich mit dem Thema Bilanzanalyse in Theorie und Praxis befasst, der wird immer wieder gern auf dieses Buch zurückgreifen.

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