Auswirkungen und Herausforderungen für Banken und Unternehmen

Die Rolle des Risikomanagements unter Basel IV


Die Rolle des Risikomanagements unter Basel IV Studie

Die Einführung von Basel IV, das ab dem 1. Januar 2025 in Kraft tritt, markiert eine neue Ära der Bankenregulierung, die erhebliche Auswirkungen auf das Risikomanagement und die Kapitalanforderungen von Banken und Unternehmen haben wird, so eine aktuelle Veröffentlichung von Creditreform Rating (Rolle von Ratings in der neuen Ära der Bankenregulierung). Diese Reform, die als Überarbeitung der bestehenden Kapitalanforderungsregulierung (Capital Requirements Regulation, CRR III) bekannt ist, bringt wesentliche Veränderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Behandlung von Kreditrisiken und die Anforderungen an das Eigenkapital. In diesem Artikel werden die Kernaspekte der neuen Regelungen und ihre Bedeutung für das Risikomanagement im Finanzsektor beleuchtet.

Basel IV zielt darauf ab die Widerstandsfähigkeit und Stabilität von Banken zu erhöhen

Basel IV zielt darauf ab, die Widerstandsfähigkeit und Stabilität des Bankensektors in der Europäischen Union durch die Einführung strengerer Regeln für die Bewertung von Kreditrisiken und höhere Eigenkapitalanforderungen zu stärken. Zu den wichtigsten Änderungen gehören die Überarbeitung des Kreditrisiko-Standardansatzes (KSA) und die Einführung differenzierterer Bewertungen für Kredit- und operationelle Risiken. Auch die Anforderungen an die Offenlegung werden erweitert, und es gibt neue Regelungen zur Behandlung von Marktrisiken und für Spezialfinanzierungen. Eine zentrale Neuerung ist die Einführung des sogenannten Output Floors, der eine Untergrenze für die nach internen Modellen berechneten Eigenmittelanforderungen festlegt. Diese müssen mindestens 72,5% der Eigenkapitalanforderungen betragen, die sich bei Berechnung aller Risikopositionen nach dem Standardansatz ergeben.

Auswirkungen auf das Risikomanagement der Banken

Für Banken bedeutet die Umsetzung von Basel IV, dass sie mehr Eigenkapital vorhalten müssen, was die Kosten für das Risikomanagement erheblich erhöhen kann. Besonders betroffen sind Kreditinstitute, die stark auf interne Modelle zur Risikomessung setzen. Diese internen Modelle wiesen tendenziell geringere Risiken als der Standardansatz aus, was bisher zu geringeren Eigenkapitalanforderungen führte. Mit der Einführung des Output Floors wird die Differenz jedoch begrenzt, was zu höheren Kapitalanforderungen für diese Banken führt. Diese regulatorischen Veränderungen werden voraussichtlich zu einer Überprüfung der internen Risikomanagementstrategien führen und könnten die Kreditvergabepolitik der Banken erheblich beeinflussen.

Folgen für Unternehmen und Kreditnehmer

Auch für Unternehmen, insbesondere für solche ohne externes Rating ("Unrated Corporates"), wird Basel IV weitreichende Folgen haben. Die neuen Vorschriften könnten zu höheren Kreditkosten führen, da die Eigenkapitalanforderungen für Unternehmen ohne externes Rating im Durchschnitt höher sind als für Unternehmen mit Rating. Dies könnte Banken dazu veranlassen, bei der Kreditvergabe selektiver vorzugehen und die Kreditverfügbarkeit für risikoreichere Unternehmen oder Investitionen einzuschränken.

Ein bemerkenswerter Aspekt ist, dass Mitte 2024 nur 9,2% der 1.125 deutschen Großunternehmen über ein externes Rating verfügten. Da Unternehmen mit einem externen Rating tendenziell günstigere Finanzierungskonditionen erhalten, könnte dies bedeuten, dass viele Unternehmen ohne Rating mit höheren Finanzierungskosten konfrontiert werden könnten. Für Unternehmen, die sich auf Fremdfinanzierung stützen, wird die Erlangung eines Ratings zu einem strategischen Schwerpunkt, um Zugang zu günstigeren Finanzierungsquellen zu erhalten und ihre Marktposition zu verbessern.

Die Bedeutung externer Ratings im Kontext von Basel IV

Die Einführung von Basel IV schafft Anreize für Unternehmen, ein externes Rating in Auftrag zu geben, um ihre Finanzierungskosten zu optimieren. Ratings bieten Banken eine objektive Einschätzung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens, was wiederum die Risikogewichtung und damit die Eigenkapitalanforderungen beeinflusst. Branchenanalysen zeigen, dass insbesondere kapitalintensive Branchen wie die Automobil- und die Chemieindustrie relativ hohe Anteile an Großunternehmen mit externem Rating aufweisen. In den technologieintensiven Wirtschaftszweigen wie dem Maschinenbau und der Metallindustrie sind dagegen nur relativ wenige Großunternehmen geratet. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn die Unternehmen die Vorteile eines externen Ratings zur Verbesserung ihrer Finanzierungskonditionen erkennen.

Strategien für Unternehmen ohne Rating

Unternehmen ohne externes Rating, aber mit hoher Bilanzbonität könnten trotz der neuen Regelungen von Basel IV wettbewerbsfähig bleiben. Analysen zeigen, dass viele Großunternehmen in verschiedenen Branchen eine sehr hohe Eigenkapitalausstattung aufweisen, was auf eine starke finanzielle Stabilität hinweist. Diese Unternehmen könnten in Zukunft ein gutes externes Rating erhalten, was ihnen helfen würde, bessere Kreditkonditionen zu sichern. Beispielsweise weisen vier von fünf nicht gerateten Großunternehmen in den konsumnahen Dienstleistungen eine Eigenkapitalquote von mindestens 30% auf, was auf eine besonders hohe finanzielle Stabilität in diesem Sektor hinweist.

Strategische Anpassungen im Risikomanagement

Die Einführung von Basel IV erfordert von Banken und Unternehmen eine proaktive Anpassung ihrer Risikomanagementstrategien. Banken müssen ihre internen Modelle überprüfen und sicherstellen, dass sie den neuen Anforderungen entsprechen. Gleichzeitig sollten Unternehmen frühzeitig die Auswirkungen der neuen Regelungen auf ihre Finanzierungskosten und die Verfügbarkeit von Krediten analysieren. Unternehmen könnten in Betracht ziehen, ihre Kapitalstruktur zu optimieren und ihre Bilanzbonität zu stärken, um sich auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen.

Fazit und Ausblick

Die neuen Regelungen unter Basel IV werden erhebliche Auswirkungen auf das Risikomanagement und die Kapitalanforderungen sowohl für Banken als auch für Unternehmen haben. Die Reformen zielen darauf ab, die Stabilität des Bankensektors zu erhöhen und das Risikobewusstsein zu schärfen. Für Unternehmen wird die Erlangung eines externen Ratings zu einem entscheidenden Faktor für die Optimierung ihrer Finanzierungskosten. Insgesamt stellt Basel IV eine signifikante Veränderung der Finanzlandschaft dar, die eine sorgfältige Planung und strategische Anpassung erfordert, um die neuen Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

Mit der Einführung von Basel IV steht der Finanzsektor vor einer neuen Ära des Risikomanagements. Die Bedeutung eines robusten und zukunftsorientierten Risikomanagements wird angesichts der strikteren regulatorischen Anforderungen weiter zunehmen. Banken und Unternehmen sind gleichermaßen gefordert, ihre Strategien zu überdenken und sich auf die neue Realität vorzubereiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Zugang zu Finanzierungsquellen zu sichern.

Die wesentlichen Ergebnisse der Analyse:

>> Die Änderungen bedeuten für Kreditinstitute, dass sie mehr Eigenkapital vorhalten und mit höheren operativen Kosten für das Risikomanagement rechnen müssen.
>> Dies dürfte aus 3 Gründen zu tendenziell höheren Kreditkosten führen, insbesondere für Unternehmen ohne Rating.
>> Nur jedes zehnte deutsche Großunternehmen verfügt über ein externes Rating (9,2 % der 1.125 Großunternehmen, Jahresumsatz von mind. 500 Mio. Euro, weder Tochterunternehmen eines multinationalen Konzerns aus dem Ausland, noch Teil eines deutschen Konzerns, Stand Mitte 2024). Blick auf die Branchenverteilung:
> Hohe Anteile an Großunternehmen mit externem Rating: Automobilindustrie (27,6%), Logistikbranche (26,3%) und die chemische Industrie (17,9%). 
> Niedrige Anteile in den technologieintensiven Wirtschaftszweigen: (10,3% im Maschinenbau, 11,5% in der Metallindustrie). 
> Noch geringer ist der Anteil in der Elektroindustrie (6,5%) und in der Konsumgüterindustrie (7,7%).
>> Creditreform Rating erwartet, dass die Bereitschaft, ein externes Rating in Auftrag zu geben, langfristig zunehmen wird, da die reformierten Eigenkapitalanforderungen Anreize für eine Bonitätsbeurteilung durch eine Ratingagentur schaffen.
Stellvertretend für die Bilanzbonität wurden die Eigenkapitalquoten der Unternehmen berechnet:
Mindestens jedes zweite Großunternehmen verfügt über eine Eigenkapitalquote von mehr als 30%.
> Der Einzelhandel (37,0%), der Logistiksektor (42,9%) und die Automobilindustrie (38,1%) weisen eine starke Tendenz zu niedrigen Eigenkapitalquoten von unter 10% auf.

 

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[ Bildquelle Titelbild: Generiert mit AI ]
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