Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Helmut Schleweis, hat in einem offenen Brief scharfe Kritik an EZB-Chef Mario Draghi geübt. Er habe zwar "viel Respekt vor Ihrer schwierigen Aufgabe, den Euro stabil und Europa zusammenzuhalten", schrieb Schleweis nach Angaben der Bild-Zeitung. "Was Sie aber machen, ist falsch. Seit Jahren werfen Sie immer mehr Geld auf den Markt. Sie haben den Zins abgeschafft. Und Sie haben in unvorstellbaren Größenordnungen hoch verschuldeten Staaten Geld geliehen."
Damit ändere Draghi "schrittweise Europa, Deutschland und das Leben von Millionen Menschen - nicht zum Guten, sondern langfristig zum Schlechten", warf Schleweis dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) vor. Er "schleife" die deutsche Sparkultur. Schulden zu machen, koste nichts, wer Geld bei der EZB anlege, müsse sogar etwas bezahlen. Das stelle die Regeln der Wirtschaft auf den Kopf, klagte Schleweis und forderte: "Wenn man in der Sackgasse ist, sollte man nicht noch das Tempo erhöhen." Es sei Zeit umzukehren - "Schritt für Schritt".
Klagen kamen unterdessen auch aus der Versicherungsbranche. "Wenn die EZB so weitermacht, wird das Niveau der Verzinsung, die sich aus Garantiezins und Überschussbeteiligung zusammensetzt, weiter schrumpfen", sagte der Vorstandschef der Nürnberger Versicherung, Armin Zitzmann, dem Handelsblatt. "Denn natürlich fressen sich die Niedrigzinsen weiter in die Bestände, wo derzeit auch noch hochverzinsliche Anleihen liegen." Die Wende der Notenbanken Richtung weiterer Zinssenkungen hat den Druck auf die Versicherungen laut Bericht wieder erhöht. Bei der Finanzaufsicht BaFin stehe ein Drittel der 84 deutschen Lebensversicherer unter besonderer Beobachtung.