Mit der fortschreitenden Digitalisierung erlebt die Geschäftswelt einen gewaltigen Wandel – und dazu gehört auch die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Lieferketten verwalten. Auf dem heutigen Markt ist die digitale Entwicklung von Lieferkettensystemen von entscheidender Bedeutung. Durch den Einsatz von Daten können Unternehmen sowohl die Sicherheit ihrer globalen Lieferketten als auch deren Effizienz auf allen Ebenen drastisch verbessern.
Die in den vergangenen Jahren vermehrt auftretenden externen Schocks wie die Corona-Pandemie, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und der jüngste Konflikt im Nahen Osten haben wiederholt zu erheblichen Störungen in den Lieferketten mit weitreichenden Auswirkungen auf Unternehmen geführt. Zu den Folgen zählen gestiegene Kosten, unzufriedene Kunden und Einbußen bei Umsatz und Gewinn. Eine reibungslos funktionierende Lieferkette, die über entsprechende Alternativen verfügt, wird zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.
Für Unternehmen wird es zudem dringlicher, sich auf allen Ebenen verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen. Mit dem voranschreitenden Klimawandel verschärfen sich die regulatorischen Maßnahmen, insbesondere durch die erwartete Lieferketten-Richtlinie der Europäischen Union (EU). Unternehmen werden künftig verpflichtet sein, spezifische Sorgfaltspflichten zu erfüllen, um die negativen Auswirkungen ihrer Wertschöpfungskette auf die Umwelt und die Menschenrechte transparent zu machen und möglichst zu verhindern. Im Falle der Nichteinhaltung dieser Richtlinie, ähnlich wie beim deutschen Lieferkettengesetz, sind Geldbußen zu erwarten.
Präzise Datenbereitstellung als Schlüsselkomponente
Diese Entwicklungen verdeutlichen die wachsende Bedeutung für Unternehmen, ihre Lieferkette zu verstehen und kontinuierlich zu überwachen. Dafür sind interne und externe Daten aller Art, auf aktuellem Stand und sauber aufbereitet, entscheidend. Je besser ein Unternehmen seine Lieferanten kennt und je mehr Daten und Fakten es zu diesen hat, umso besser kann die Einkaufsabteilung erkennen, wo Risiken in der Lieferkette liegen und angemessen darauf reagieren. Dazu sollten Daten zur jeweiligen Industrie oder der Region, aus der ein Lieferant stammt, herangezogen werden, denn wirtschaftliche und vor allem auch die politische Lage vor Ort kann erheblichen Einfluss auf einzelne Unternehmen haben. Aus diesem Grund spielen auch Länderdaten bei der Einschätzung von Risiken eine wichtige Rolle.
Die Nutzung von Daten ist zudem bedeutend, um alternative Strategien zu entwickeln. Dies umfasst die Diversifizierung der Lieferanten, die Erkundung alternativer Lieferrouten und die Verringerung der Abhängigkeit von Unternehmen in instabilen Regionen. Bei einer tatsächlichen Störung der Lieferkette erhält ein Unternehmen auf diese Weise die Möglichkeit, rasch zu reagieren. Die umfassende Auswertung von Daten ermöglicht im Idealfall die frühzeitige Erkennung externer Störungen, mit der Chance, diese zu verhindern oder zumindest durch eine zügige Reaktion ihre Auswirkungen zu mildern.
Wie eine digitale Plattform Unternehmen vorantreibt
Um ein derartiges System innerhalb eines Unternehmens zu etablieren, das die Überprüfung und Bewertung sämtlicher Prozesse in der gesamten, global ausgerichteten Lieferkette gemäß den ESG-Standards ermöglicht und diese Bewertungen für Geschäftspartner, Investoren und Verbraucher transparent und nachvollziehbar macht, sind zuverlässige ESG-Daten von allen Geschäfts- und Handelspartnern unerlässlich. Diese Daten müssen zudem stets auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Mit solchen Daten lassen sich Lieferanten dann nicht nur bezüglich der Einhaltung von Umweltstandards oder der Menschenrechte einstufen. Sondern darüber hinaus kann die laufende Überwachung dazu beitragen, Eine digitale Plattform, die sämtliche dieser Prozesse abbildet und automatisiert, ist unverzichtbar. Angesichts der enormen Datenmenge ist es für die Mitarbeiter praktisch unmöglich, dies manuell umzusetzen. Mit einer Plattform, die alle erforderlichen Daten enthält, können beispielsweise Lieferketten effektiver diversifiziert, Routen optimiert und alternative Verkehrsmittel genutzt werden. Zusätzlich ermöglicht sie die Identifizierung und Nutzung weiterer Lieferanten mit unterschiedlichen Risikocharakteristika.
Unternehmen, die zuverlässige, sauber aufbereitete ESG-Daten von allen Geschäfts- und Handelspartnern auf der digitalen Plattform einbinden und auf dem aktuellen Stand halten, haben die Möglichkeit, Prozesse entlang der global ausgerichteten Lieferkette gemäß der ESG-Standards zu überprüfen und zu bewerten. Damit lassen sich Lieferanten nicht nur laufend überwachen, sondern Unternehmen stellen sicher, dass sie alle gesetzlichen Bestimmungen einhalten. Letztlich ermöglicht dies, die Lieferkette transparent und nachvollziehbar für Geschäftspartner, Investoren und Verbraucher zu gestalten.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, eine große Menge Daten abzufragen und auf dem aktuellen Stand zu halten. Hier kann es sinnvoll sein, auf externe Anbieter zurückzugreifen, die nachweislich über hochwertiges Datenmaterial verfügen und dieses kontinuierlich auch aus externen Quellen anreichern. Dadurch können die Leistung der Lieferkette und das Risikomanagement optimiert oder beispielsweise auch Trends bei der Beschaffung von Rohstoffen frühzeitig erkannt werden. Die Vorteile einer effizienten Datennutzung reichen aber noch weiter: Eine glaubwürdige Nachhaltigkeits-Strategie kann die Mitarbeiterbindung stärken, weil diese hinter ihrem Arbeitgeber stehen, Kosten senken und sich positiv auf die gesamte Umweltbilanz auswirken. Die Optimierung und Überwachung der Lieferkette durch eine professionelle Datennutzung sollte deshalb gerade für global tätige Unternehmen höchste Priorität haben.
Autorin:
Christin Schmidt
Senior Compliance & ESG Consultant
Dun & Bradstreet