Laut einer Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management (Vallendar) im Auftrag der Union Investment hat Diversifikation als Instrument der Risikosteuerung auch während der Finanzmarktkrise funktioniert, wird jedoch nach wie vor nicht von allen Investoren in ausreichendem Maße genutzt.
Angesichts knapper Risikobudgets können viele institutionelle Investoren bei der Kapitalanlage kaum noch Risiken eingehen. Als Folge dominieren gegenwärtig Sicherheitsaspekte die Strategien von Großanlegern. Durch die Streuung ihres Vermögens auf unterschiedliche Anlageklassen und Märkte können Investoren das Risiko erheblich senken. Diese Erkenntnis ergebe sich aus einer Analyse der Asset-Allocation, bei der die nach Risiko-Ertrags-Aspekten optimale Streuung von zehn wichtigen Anlageklassen und -segmenten mittels Portfolio-Optimierung ermittelt wurde. Die exemplarische Asset Allocation wurde auf der Basis realer Indizes aus dem Anlageuniversum Aktien, Renten und Alternative Investments mit einer Datenhistorie von 20 Jahren erstellt. Dabei zeigte sich, dass Investoren über die Verteilung ihres Vermögens auf unterschiedliche Anlageklassen (Diversifikation) das Risiko erheblich verringern können.
Diversifikationseffekte in der Finanzmarktkrise weitgehend stabil
"Aus unserer Sicht war auch während der Finanzmarktkrise der Nutzen der Diversifikation gegeben", so Professor Lutz Johanning von der WHU – Otto Beisheim School of Management. Die Diversifikationswirkung ergibt sich insbesondere aufgrund der Korrelationen (d. h. dem Ausmaß des Gleichlaufs der Renditen) und der Volatilitäten (Schwankungsbreiten) der einzelnen Anlageklassen.
In der Studie wurde in einem zweiten Schritt analysiert, wie sich die Korrelationen und Volatilitäten der verschiedenen Anlageklassen in den Krisenjahren 2007 bis 2009 verhalten haben und wie sich diese Parameter relativ zu den Vorjahreswerten verschoben haben. Im Ergebnis zeigen sich zwar Änderungen der einzelnen Parameter, allerdings bleiben die relativen Verhältnisse weitgehend stabil.
"Trotz gegenteiliger Behauptungen hat die Diversifikation als wichtiger Baustein im Risikomanagement auch während der Finanzmarktkrise funktioniert", so die Erkenntnis von Alexander Schindler, der im Vorstand von Union Investment das Geschäft mit institutionellen Kunden verantwortet. Insbesondere Staatsanleihen aus den USA, Europa und Japan hätten während der Finanzmarktkrise ein hohes Diversifikationspotenzial entfaltet. Angesichts dieser Ergebnisse warnte Schindler jedoch vor einer Fehleinschätzung: Die Nutzung unterschiedlicher Anlageklassen sei ein sinnvolles Instrument der Risikosteuerung, aber keine Garantie für sichere Anlagen und hohe Erträge. Das Absinken der Rendite-Niveaus über alle Anlageklassen hinweg im Zuge der Finanzkrise sei auch über die Diversifikation nicht auszugleichen und bereite vielen Investoren nach wie vor Kopfzerbrechen. Hier sei vor allem aktives Management gefordert. Insgesamt führe aus Gründen der Risikoreduktion aber kein Weg an einer ausgewogenen Streuung des Investmentvermögens vorbei.
Nachholbedarf bei der Diversifikation
Angesichts dieser Einschätzung überrascht ein weiterer Befund der Studie, für die insgesamt 83 institutionelle Anleger (Banken, Pensionskassen, Versicherungen oder Stiftungen) nach der Anzahl der eingesetzten Anlageklassen befragt wurden. 27 Prozent der Befragten gaben an, für ihre Kapitalanlage maximal ein bis zwei Anlageklassen zu nutzen. 35 Prozent weisen einen mittleren Diversifikationsgrad von drei Anlageklassen auf, während 17 Prozent der Großanleger vier Anlageklassen einsetzen. Lediglich 19 Prozent der Investoren verfügen über ein sehr gut diversifiziertes Portfolio mit fünf oder sechs Anlageklassen.
Der hier erkennbare mäßige Streuungsgrad der Kapitalanlage lasse die Annahme zu, dass einige Investoren in Sachen Diversifikation nicht ihren Risikopräferenzen entsprechend investiert sind. Dabei hätte die aktuell festzustellende hohe Risikoaversion eigentlich vermuten lassen, dass die Diversifikation als Instrument des Risikomanagements deutlich stärker von den Investoren genutzt werde. Wie die Studienautoren vermuten, scheinen sich einige Anleger ihres niedrigen Diversifikationsgrades offenbar nicht einmal bewusst zu sein. Allerdings könne das Ergebnis aber auch als Beleg dafür gesehen werden, dass Investoren oftmals nachgelagerte Diversifikations-Strategien wie die Auswahl unterschiedlicher Regionen und Länder, die Einzeltitelselektion oder die Auswahl unterschiedlicher Investmentkonzepte und Fondsmanager zum Einsatz brächten. "Im Gegensatz zur Hauptebene der Anlageklassen sind bei diesen Subebenen die Diversifikationseffekte für das Rendite-Risikoprofil des Gesamtportfolios allerdings nicht so ausgeprägt", so die Erkenntnis von Johanning.
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Kommentare zu diesem Beitrag
Wenn die Union Investment mit solchen Insitutionen arbeitet, sei es drum.
Allerdings muss ich Herrn Schindler widersprechen: Die Risikodiversifikation hat nicht WÄHREND der Finanzmarktkrise funktioniert, sondern davor und danach auch wieder. Denn hätte sie WÄHREND der Finanzmarktkrise funktioniert, wäre es wahrscheinlich nicht zu diesem Dominoeffekt von Kollapsen gekommen und wir hätten heute nicht diese strengen Stresstests mit Korrelationen von 1.
@Nazivergangenheit Otto Beisheim: Der Name kommt im Ausland nicht besonders gut an und könnte auch zu Reputationsproblemen führen. Daher sprechen die meisten Studenten auch lieber von der WHU. Es ist ja nachgewiesen, dass Otto Beisheim als SS-Kanonier und SS-Sturmmann gekämpft hat; unter anderem im 8. SS-Artillerie-Regiment, das der 1. SS-Panzer-Division "Leibstandarte-SS Adolf Hitler" unterstand. Aber dafür hat sich wohl nach dem Krieg niemand interessiert ;-(
Hat denn die Union Investment kein Internet?
http://www.stern.de/politik/deutschland/ns-vergangenheit-jagdszenen-im-idyll-550864.html
Über die zusammenbrechenden Korrelationen lässt sich sogar bei einer Suche über Google etwas finden: http://www.boerse-online.de/aktie/nachrichten/deutschland/:Korrelation--Immer-oefter-mit-dem-Schwarm/614827.html
Ebenfalls lässt sich dies bei Rohstoffen etc. gut beobachten...
Eine andere Studie, die ich dazu gelesen habe, finde ich im Moment leider nicht.