Einfache Regel: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren


Das US-Finanzministerium hatte vor wenigen Tagen ein umfangreiches Maßnahmenpaket angekündigt, um die angeschlagenen, halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac zu unterstützen. So erhält der Staat auch die Möglichkeit, Aktien der beiden Gesellschaften zu kaufen. Die US-Notenbank erklärte ferner, den angeschlagenen Hypothekenbanken Zugang zum Diskontfenster zu gewähren. Auslöser für das Maßnahmenpaket des Finanzministeriums waren die massiven Kurseinbrüche beider Unternehmen Ende vergangener Woche. Die Kursstürze setzten ein, nachdem der ehemalige Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, William Poole, erklärte, die beiden Hypothekenfinanzierer seien praktisch pleite. Nach dem fairen Wert bei der Rechnungslegung sei Freddie Mac insolvent, der faire Wert von Fannie Mae könne im kommenden Quartal sogar negativ sein, erklärte Poole, der im März in den Ruhestand gegangen war. Daher müsse der Kongress anerkennen, dass beide Hypothekenfinanzierer zahlungsunfähig seien.

Die anhaltende Stärke der Hypothekenfinanzierer spielt eine zentrale Rolle dabei, das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems und der Finanzmärkte zu erhalten", begründete US-Finanzminister Henry Paulson die Maßnahmen. Die Bilanzsumme von Fannie Mae und Freddie Mac beläuft sich insgesamt auf etwa 1.433,6 Mrd. US-Dollar an ausgereichten Hypothekenkrediten. Hinzu kommen noch die nicht in der Bilanz ausgewiesenenen, aber von den Agencies garantierten Mortgage Backed Securities (MBS) im Wert von zusammen 3.500 Mrd. US-Dollar. Dem steht ein Kernkapital bzw. eine Risikotragfähigkeit von 83,3 Mrd. US-Dollar gegenüber.

Bei Fannie Mae und Freddie Mac werden zusammen rund 40 Prozent aller privaten US-Immobilienkredite mit einem Gesamtwert von 5,2 Bio. US-Dollar verwaltet. Seit Anfang des Jahres haben Freddie Mac-Aktien 87 Prozent an Wert verloren, Fannie Mae büßte um bis zu 80 Prozent ein. Bei einem Kollaps der beiden Marktteilnehmer rechnen Experten mit einem völligen Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes.

Fannie Mae, ursprünglich Federal National Mortgage Association, wurde im Jahr 1938 gegründet und im Jahr 1968 privatisiert und gilt als die weltweit größte Hypothekenbank. Der Erfolg von Fannie Mae (ursprünglich Federal National Mortgage Association, FNMA) kann unter anderem darauf zurückgeführt werden, das das staatsnahe Unternehmen aufgrund einer erstklassigen Bonitätsbewertung sich zu einem günstigeren Zins refinanzieren konnte als andere Marktteilnehmer. Freddie Mac demgegenüber wurde im Jahr 1968 vom Kongress der Vereinigten Staaten als Federal Home Loan Mortgage Corporation gegründet und kauft Hypothekenkredite von Banken auf, fasst diese Kredite in Pakete zusammen und verkauft diese als Mortgage Backed Securities auf den Kapitalmarkt.

Fannie und Freddie können daher auch als Zwitterkonstrukte betrachtet werden: Private Unternehmen, die von der Regierung gesponsert werden. Kurzum: Gewinne werden an die Shareholder ausgeschüttet, die Verluste trägt der Steuerzahler.

 

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