Als endogenes Risiko wird das Risiko bezeichnet, welches durch innerhalb des Systems (wie dem Kapitalmarkt) erzeugte Schocks entsteht und verstärkt wird. Das heißt, endogenes Risiko ist systemimmanent. Im Gegensatz dazu wird exogenes Risiko durch Schocks erzeugt, die außerhalb des Systems entstehen.
Anhand von zwei Fallstudien, nämlich zur Krise bei dem Hedge-Fonds LTCM 1998 und zur scharfen Korrektur des US-Dollar/Yen-Wechselkurses im Oktober 1998, werden die ökonomischen Hintergründe endogener Risiken verdeutlicht. Anschließend werden endogene Risiken abstrakt untersucht: Unter welchen Voraussetzungen sie entstehen, welche Faktoren ihre Intensität bestimmen und welchem Grundmuster sie folgen. Darüber hinaus wird dargelegt, wie endogene Risiken durch regulatorische Bestimmungen für den Finanzmarkt, wie zum Beispiel durch Rechnungslegungsvorschriften oder Basel II, entstehen und wie dies Auswirkungen auf die Finanzsystemstabilität haben kann. Daraufhin werden die Eigenheiten eines Liquiditätsrückgangs und Korrelationsanstiegs sowie deren Konsequenzen behandelt und die Rolle endogenen Risikos präzisiert. Hierbei wird unter anderem auf eine Untersuchung 30-tägiger rollierender Korrelationen zwischen den Renditen verschiedener internationaler Aktien- und Anleiheindizes zurückgegriffen.
Endogenes Risiko darf aber nicht als universelle Erklärung für Kapitalmarktkrisen missverstanden werden, denn letztlich ist bei jeder Kapitalmarktkrise eine Analyse der ökonomischen Wirkungsketten nötig. Das Phänomen "endogenes Risiko" kann längst nicht alle krisenhaften Zustände erklären. Die Natur des endogenen Risikos kann jedoch über Ausprägung und Dauer einer Krise entscheiden. Eine ausgewogene Vermögensstrukturierung und ein weiterentwickeltes (Investment-) Risikomanagement müssen sich mit diesen Risiken befassen.
Autor: Christoph A. Horst
Der Autor ist Diplom-Kaufmann und in der Vermögensverwaltung für Institutionen und vermögende Privatkunden in Hamburg tätig.
Der vollständige Artikel erschien in Ausgabe 02/2011 der Zeitschrift Risk, Compliance & Audit (RC&A).
Weitere Themen in der RC&A 02/2011:
> Keep it smart & simple: Expertenempfehlungen zur Gestaltung eines Risikomanagements
> Risikofrühwarnsysteme für Verbundgruppen: Notwendigkeit und Konzeptionsanregungen
> Gute Frage: Was ist ein Währungskrieg?
> Lean Risk Management für den Mittelstand
> Risiken kalkulierbar machen: Verfeinerte Bonitätsbewertung mit dem Bonitätsindex
> Aktuelle Buchvorstellungen
> Produkte, Unternehmen, Märkte, Termine
[Bildquelle: iStockPhoto]