Bedeutung der "Calculative Culture"

Entscheidungsfindung in Risikoworkshops verstehen


Entscheidungsfindung in Risikoworkshops verstehen: Die Bedeutung der Kultur Wissenschaft

Die Analyse von Risiken in Organisationen erfordert oft die Zusammenarbeit vieler Einzelpersonen, die relevante Erkenntnisse zu diesen Risiken beisteuern können. Risikoworkshops bieten einen strukturierten Prozess für eine solche Zusammenarbeit. Stakeholder, Fachexperten und andere relevante Personen kommen während eines Risikoworkshops zusammen, um potenzielle Risiken, denen eine Organisation gegenübersteht, zu identifizieren und zu bewerten. Ein Hauptziel eines Risikoworkshops ist es, die Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen jedes Risikos zu bewerten und Strategien zu deren Minderung oder Handhabung zu entwickeln. Risikoworkshops ermöglichen es Organisationen, potenziellen Risiken effektiv zu antizipieren und darauf zu reagieren, wodurch ihre Resilienz und Leistung gesteigert werden.

Moderatoren von Risikoworkshops stehen vor der Herausforderung, das Wissen und die Ressourcen der Teilnehmer optimal zu nutzen, oft unter strikten zeitlichen Einschränkungen. Sie müssen einen Prozess für den Risikoworkshop auswählen, der die Risikobewertung mit den Interessen der Organisation in Einklang bringt. Es ist allgemein bekannt, dass die Entscheidungsfindung von Gruppen durch individuelle kognitive Verzerrungen und durch Verzerrungen beeinflusst wird, die aus der Gruppeninteraktion entstehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den die Moderation berücksichtigen muss, ist jedoch die vorherrschende Calculative Culture innerhalb der Organisation.

Anette Mikes benennt in ihrem Artikel "Risk Management and Calculative Cultures" zwei Calculative Cultures, die dominieren können, wie eine Organisation Risiken angeht: Quantitativer Enthusiasmus und Quantitative Skepsis. Während Quantitativer Enthusiasmus durch eine starke Affinität zu mathematischen Modellen und statistischen Analysen gekennzeichnet ist, um Risikobewertungen zu liefern, die als genau und objektiv betrachtet werden, neigen quantitative Skeptiker dazu, einer Überbeanspruchung von Modellen und Daten misstrauisch gegenüberzustehen. Quantitative Skeptiker argumentieren zum Beispiel, dass quantitative Analysen irreführend oder vereinfacht sein können.

Mit Hilfe von Computersimulationen haben wir den Einfluss der vorherrschenden Calculative Culture auf die Effektivität von Risikoworkshops untersucht. In einem agentenbasierten Modell eines Risikoworkshops vergleichen wir die Effektivität von Workshops mit Agenten aus einer Kultur des Quantitativen Enthusiasmus (unter Verwendung von Baysian Networks als kognitive Architektur der Agenten) mit Agenten aus einer Kultur der Quantitativen Skepsis (unter Verwendung von Constraint Satisfaction Networks als kognitive Architektur).

Wir sehen in den Simulationsergebnissen, dass die Calculative Culture beeinflusst, wie die Risikobewertungen erreicht werden und welche Bewertungen von der Gruppe vorgenommen werden. Bei Diskussionen unter Quantitativer Skepsis kommt es vor, dass die Gruppe ihre vorherrschende Bewertung abrupt ändert, nach langen Perioden der Stagnation – ein Muster, das sich bei Diskussionen unter Quantitativem Enthusiasmus nicht zeigt. Unsere Studie bietet Einblicke, wie ein Moderator die Gruppenarbeit während Risikoworkshops leiten sollte (beispielsweise, wie viel Zeit sie für einen Risikoworkshop einräumen sollten), abhängig von der Calculative Culture, die in der Organisation vorherrscht. Das Forschungspaper und das Modell wurden als Open Access veröffentlicht und sind kostenlos verfügbar.


Lucia Bellora-Bienengräber, Clemens Harten & Matthias Meyer (2023) The effectiveness of risk assessments in risk workshops: the role of calculative cultures, Journal of Risk Research, 26:2, 163-183

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