Bei dem verheerenden Erdbeben an der japanischen Ostküste am Freitagmorgen könnte sich die Belastung für die Rückversicherungsbranche trotz der hohen Zahl zerstörter Gebäude und Güter in Grenzen halten. Für eine tragfähige Prognose sei es zwar noch zu früh, urteilt James Vickers, Chairman von Willis Re International & Specialty, am Freitag. Der versicherte Schaden sei jedoch gleich aus einer Reihe von Gründen begrenzt.
So gehöre die am schwersten betroffene Region nicht zu den Wirtschaftszentren der Insel, so Vickers. Auf dem weltweit viertgrößten Versicherungsmarkt Japan böten Sachversicherer zudem Erdbebenschutz nur über Zusatzpolicen an. Diese aber würden nur in geringem Maß nachgefragt. Wohnimmobilien würden schließlich angesichts der häufigen Erdbeben nicht über Versicherungsgesellschaften, sondern über einen staatlichen Versicherungspool versichert, fügte Vickers hinzu. Üblicherweise kaufen derartige Versicherungspools keine Rückversicherung für die von ihnen übernommenen Risiken.
Japanische Erstversicherer hätten zudem einen Teil des Erdbebenrisiko auf den eigenen Büchern gelassen, sagte eine mit dem internationalen Rückversicherungsmarkt vertraute Person am Freitag Dow Jones Newswires. Sie hätten nicht das komplette Risiko rückversichert, da es in jüngster Vergangenheit kein schweres Beben gegeben habe.
Nach einer Schätzung der Investmentbank Jefferies International könnte der Marktschaden des Bebens bei rund 10 Mrd USD liegen. Die Belastung auf den Büchern der Rückversicherer und von Lloyds of London werde davon nur rund 5% betragen, so Analyst James Shuck in einer am Berichtstag in London veröffentlichten Studie. Nur rund 10% der Haushalte hätten in Japan Erdbebenpolicen abgeschlossen, die zudem nur einen Bruchteil der Schäden erstatteten. Dies sei die Erklärung, warum bei dem großen Erdbeben in Kobe 1995 nur rund 3 Mrd USD versicherter Schaden anfiel, obwohl der wirtschaftliche Schaden 100 Mrd USD betrug.
Die drei weltweit führenden Rückversicherer Munich Re, Swiss Re und Hannover Re hatten am Freitag übereinstimmend erklärt, für eine erste Schätzung der entstandenen Schäden oder der Schadensbelastung einzelner Unternehmen sei es zu früh.
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Angesichts der unklaren Lage in Japan hält es der Rückversicherer Munich Re für "viel zu früh", die volkswirtschaftlichen und die versicherten Schäden aus dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami zu beziffern. In einer Mitteilung vom Montagmorgen heißt es, es werde noch eine Weile dauern, bis "zumindest näherungsweise" feststehe, welche Lasten einzelne Rückversicherer wie Munich Re zu tragen hätten.
Die Folgen der Naturkatastrophe seien komplex, außerdem verändere sich die Situation fortwährend. Sicher sei, dass bei der Deckung von privaten Erdbebenschäden nur "ein sehr kleiner Teil" des Risikos ins Ausland transferiert wird. Auch dürften die Folgen der schweren Unfälle in den japanischen Atomkraftwerken die private Versicherungswirtschaft "nicht signifikant" betreffen.