Der Internationale Währungsfonds hat seine Einschätzung der Kreditrisiken verschärft. Wie der IWF in dem Global Financial Stability Report schreibt, haben sich die Kreditrisiken vor allem vor dem Hintergrund des Einbruchs am US-Hypothekenmarkt und der kreditfinanzierten Unternehmensübernahmen (Leveraged Buyout - LBO) erhöht. So hätten die Ratingagenturen eine große Menge von Ratings von Wertpapieren mit Hypothekenbezug heruntergestuft. Zudem hätten sich die Spreads in diesem Bereich deutlich erhöht. Der IWF verweist darauf, dass sich die Probleme im LBO-Bereich schon zur Jahresmitte abgezeichnet hätten. Verschärft würden sie nun dadurch, dass die Ratingagenturen ihre Modellannahmen hinsichtlich der strukturierten Produkte, die mit Hypotheken hinterlegt seien, revidierten. Dadurch erhöhe sich auch die Unsicherheit der Ratings für den Markt der strukturierten Finanzprodukte insgesamt. Eine gestiegene Unsicherheit attestiert der IWF auch dem Finanzsystem der entwickelten Volkswirtschaften. Gerade hier und im Besonderen in den USA sei das Engagement in den Bereichen Nonprime-Hypotheken und LBO besonders hoch. Eine erhöhte Risikowahrnehmung zeigt sich laut IWF schon jetzt in Zinsswaps und Kreditausfall-Swaps mit Bezug zu einigen Investmentbanken. Zwar seien die möglichen Verluste dieser Institute angesichts ihrer Kapitalisierung wohl zu verkraften, doch stelle die Unsicherheit hinsichtlich des tatsächlichen Ausmaßes und der Lokalisierung dieser Verluste in Folge der Korrektur an den Kreditmärkten eine potenzielle Bedrohung der Finanzstabilität dar. In zwei unterschiedlichen Berechnungsmodellen kommt der IWF zu dem Ergebnis, dass sich die Verluste aus Nonprime-Hypotheken in den USA auf 170 Mrd. bis 200 Mrd. USD belaufen könnten. Dem einen Szenario liegt ein Rückgang der Hauspreise im ersten Jahr um 5 % bei anschließender Stabilisierung zugrunde. Von den anfallenden 170 Mrd. USD Ausfällen über die volle Laufzeit der Hypotheken würden nach dieser Rechnung 25 % direkt vom Bankensystem zu absorbieren sein und die restlichen 130 Mrd. EUR auf Asset Backed Securities und ähnliche Papiere entfallen. Ein anderes Modell beziffert den Schaden auf 200 Mrd. USD.
Wachstumsrisiken haben sich deutlich erhöht
Darüber hinaus haben sich die Risiken für die globale Finanzstabilität offenbar deutlich erhöht. Wie der IWF schreibt, ist die Periode seit dem im April veröffentlichten vorherigen Bericht von gestiegenen Kredit- und Marktrisiken sowie einer höheren Volatilität geprägt. In der Folge hätten sich die Investoren weltweit aus bestimmten Risiken zurückgezogen, wodurch es zu einem Anstieg der Kredit-Spreads in höheren Risikoklassen sowie zu einer erhöhten Volatilität an den Anleihe- und Aktienmärkten gekommen sei. Der IWF verweist darauf, dass im Weiteren der Mangel an Preisen und Sekundärmärkten für bestimmte strukturierte Kreditprodukte sowie Unsicherheiten hinsichtlich der Lokalisierung und des Ausmaßes möglicher Verluste zu einer Störung einiger Geldmärkte geführt hätten. Hierdurch wiederum seien einige Institute in Finanzierungsschwierigkeiten geraten, deren Gläubiger Kreditlinien nicht erweitert hätten, weil sie bei ihren Schuldner Vermögenswerte von niedriger Qualität und mangelhafter Liquidität vermuteten. In der Folge sahen sich Zentralbanken zu erheblichen Liquiditätsspritzen veranlasst. Der IWF warnt in seinem Bericht davor, die Folgen dieser Ereignisse zu unterschätzen. Der derzeit laufende Anpassungsprozess dürfte noch eine Weile anhalten, heißt es. Kurzfristig sei wohl nicht mit einer Normalisierung der Kreditkonditionen zu rechnen. Die Organisation geht davon aus, dass einige Praktiken im Markt für strukturierte Kreditprodukte geändert werden müssen. Hinsichtlich der ökonomischen Implikationen äußert sich der IWF zurückhaltend. Die Weltwirtschaft sei am Beginn der Finanzmarktturbulenzen solide gewachsen, das gelte vor allem für die Schwellenländer. Zudem hätten einige in systemischer Hinsicht wichtige Finanzinstitutionen am Beginn der Turbulenzen über eine Kapitalausstattung verfügt, die Kreditverluste in dem wohl zu erwartenden Ausmaß verkraftbar erscheinen lasse. Insgesamt geht der IWF davon aus, dass das Weltwirtschaftswachstum trotz der anhaltenden Finanzmarktkorrektur solide bleiben wird, wenn auch eine gewisse Verlangsamung zu erwarten sei. Zudem hätten sich die Wachstumsrisiken deutlich erhöht.