Die erste Runde der Bilanzprüfung bei Großbanken in der Eurozone durch die Europäische Zentralbank soll Ende Februar abgeschlossen werden. Das gab die Vize-Präsidentin der Bundesbank, Sabine Lautenschläger, am Donnerstagmittag bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts bekannt. Die EZB-Prüfer werden sich zunächst die Risikomodelle und das Eigenkapital genau anschauen.
Danach ist laut Lautenschläger die gesamte Bilanz an der Reihe, was bis Ende Juni erledigt sein soll. "Auf der Basis der Ergebnisse aus den ersten beiden Phase geht es mit dem Stresstest in die dritte Runde, die im Sommer startet", sagte Lautenschläger.
Der Banken-TÜV bei 130 großen Geldhäusern bereitet die Übernahme der gemeinsamen Bankenaufsicht durch die EZB vor. Sie soll Ende nächsten Jahres ihre Arbeit aufnehmen.
In ihrem Stabilitätsbericht warnt die Bundesbank vor den Gefahren der niedrigen Zinsen in der Eurozone. Weil die Renditen auf relativ sichere Anlage wie Staatsanleihen so niedrig sind, könnte das aus Sicht der Notenbanker die Anleger zu hochriskanten Investments verleiten. "Das Niedrigzinsumfeld belastet Banken und Versicherungen zunehmend", erklärte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. An den internationalen Finanzmärkten steige die Gefahr, dass auf der Suche nach Rendite hohe Risiken in Kauf genommen würden, so Dombret.
Vergangene Woche hatte die EZB überraschend den Leitzins um 25 Basispunkte auf das Allzeittief von 0,25 Prozent gesenkt. Bundesbankchef Jens Weidmann ging das zu schnell. Er wollte zunächst auf die neuen Projektionen zur Wirtschaftsentwicklung warten, die im Dezember vorgelegt werden.
Die geringen Zinsen belasten auch die Profitabilität der Institute. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben damit zu kämpfen, weil der Zinsüberschuss ihre wesentliche Einnahmequelle ist. Die Bundesbank geht davon aus, dass die Kreditinstitute weiter ihre Bilanzen verkürzen, um die Eigenkapitalregeln von Basel III zu erfüllen. Bundesbank-Vize Lautenschläger sagte, dass einige Banken die verschärften Vorschriften noch nicht erfüllten.
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In der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es nach den Worten von EZB-Direktor Yves Mersch noch keine Einigung darüber, wie bei den geplanten Stresstests Staatsanleihen bewertet werden sollen. Sicher sei aber, dass diese Papiere einen Druck unterliegen würden, sagte Mersch bei der 16. Euro Finance Week in Frankfurt.
Mersch sagte, der Respekt für bestehende Regelungen gebiete, Staatsanleihen zunächst weiterhin als risikofrei zu behandeln und auch zwischen Bank-und Handelsbuch zu unterscheiden. Er sagte aber auch: "Auf jeden Fall werden die Staatsanleihen im Stresstest einem Druck unterliegen."
Die von der Aufsichtsbehörde EBA vorgenommenen Stresstests waren noch von einer völligen Risikofreiheit der Staatsanleihen ausgegangen. Diese Tests hatten auch Institute bestanden, die kurze Zeit später durch den Schuldenschnitt für Griechenland in Bedrängnis geraten waren.
Bundesbankpräsident Jens Weidmann fordert, die Ausnahmen für Staatsanleihen mittelfristig abzuschaffen.