Euro- Gipfel beschließt Krisenhilfe für Banken

EU-Schutzschirm soll Finanzwelt retten


Die 15 Staaten der Euro-Zone haben sich darauf geeinigt, einen Schutzschirm für das Bankensystem aufzuspannen. Der EU-Werkzeugkosten ist prall gefüllt: Mit Liquiditätshilfen, Kapitalspritzen und neuen Bilanzierungsregeln für Banken soll die Notsituation bewältigt werden. Alle Teilnehmer des Krisengipfels waren sich darin einig, dass ein "wichtiges Signal" an die Märkte gesandt werden solle, eine klare Demonstration der europäischen Einigkeit im Angesicht der dramatischen Finanzkrise.

Kurz nach 20.30 Uhr verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel dann die Einigung: Die 15 Euro-Länder hätten sich auf Instrumente verständigt, die die Finanzmarktkrise "ein Stück weit beherrschbar" machen würden. Dazu zählten Liquiditätshilfen ebenso wie Kapitalspritzen und neue Bilanzierungsregeln für Banken. "Das ist in der Tat eine gemeinsame Aktion, die wir unternehmen", sagte der französische Staatschef Nicolas Sarkozy. "Dieser Plan betrifft alle Aspekte der Finanzkrise."

Im Geschäft zwischen den Banken haben sich die Euro-Staaten auf verschiedene Hilfen geeinigt, um die derzeit schwierigen Kreditbedingungen für die Marktteilnehmer zu verbessern. So soll beispielsweise mit Garantien für Kredite den Handel unter den Banken, der fast zum Erliegen gekommen ist, wieder in Gang bringen. Die Bürgschaften sollen auf fünf Jahre begrenzt werden. Als weitere Möglichkeit der Hilfe sieht das Gipfeldokument den Einstieg der Mitgliedstaaten bei Banken vor – etwa durch den Kauf stimmrechtlosen Vorzugsaktien. Der Preis solle den Marktwert des betreffenden Instituts berücksichtigen. Eine Beschränkung auf angeschlagene Unternehmen ist auch hier nicht vorgesehen. Der Preis solle den Marktwert des betreffenden Instituts berücksichtigen. Eine Beschränkung auf angeschlagene Unternehmen ist hier nicht vorgesehen. Die Banken sollten dabei allerdings bestimmten Bedingungen unterworfen werden. Außerdem soll mit neuen Bilanzierungsregeln den Banken erlaubt werden, ihre wertlos gewordenen Aktiva nicht zum Marktpreis verbuchen zu müssen.

Auf der Grundlage dieses EU-weit beschlossenen "Werkzeugkastens" wird die Bundesregierung Anfang der Woche ihr Stabilisierungsprogramm auf den Weg bringen. Experten gehen davon aus, dass das Paket einen 300 Milliarden Euro schweren Bürgschaftsrahmen umfasst, um den Interbankenhandel wieder auf die Beine zu bringen. Weitere hundert Milliarden Euro sollen der Rekapitalisierung der Banken diesen.

Jean-Claude Juncker, der luxemburgische Regierungschef und Vorsitzende der Euro-Gruppe, wies darauf hin, dass es nicht darum gehe, den Bankiers Unterstützung zu bieten, sondern vielmehr der Bevölkerung und den Unternehmen insgesamt. Dafür habe man ein Maßnahmenbündel vorgesehen, da einzelstaatliche Schritte keine Lösung brächten.

Das von der EU beschlossene Maßnahmenpaket basiert im Kern auf den bereits vor rund einer Woche initiierten Paket der britischen Regierung. Großbritannien hatte rund 500 Milliarden britische Pfund – umgerechnet rund 636 Milliarden Euro – an Finanzmitteln bereitgestellt, um den Interbankenhandel zu stabilisieren und zu garantieren und parallel das Eigenkapital – und damit die Risikotragfähigkeit – der Finanzinstitute mit bis zu 50 Milliarden Pfund zu stärken.

 

Kommentare zu diesem Beitrag

Robert /12.10.2008 22:27
Hätten die (staatlichen) Regulatoren, inkl. BaFin, vorher ihren Job verantwortungsvoll ausgefüllt, dann müsste jetzt nicht der Steuerzahler bluten. Warum haben die Überflieger Asmussen & Co die Geschäftsberichte der IKB nicht gelesen? Haben Sie vielleicht nicht gewusst, was ein Conduit, ein CDO oder eine Liquiditätslinie ist? Wahrscheinlich ist es so ...
Petra /12.10.2008 22:30
Meine Prognose: Für ein paar Tage wird die Börse sich beruhigen und viele Marktteilnehmer werden ihre Gewinne schnell realisieren. Danach kommt eine schnelle Ernüchterung und ein massiver Absturz. Nein, dies Rettungspaket wird den Finanzkrisen-Tsunami nicht aufhalten! ;-(
AntiFraud /12.10.2008 22:35
Wir brauchen dringend ein Schutzschild gegen kriminelle und gierige Manager und korrupte Politiker ... da helfen aber leider die Milliarden der EU-Staaten nicht.
Pokerface /13.10.2008 07:56
Leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein ... der Abschreibungsbedarf und die Überbewertungen sind gewaltig.
Stefan /13.10.2008 15:32
Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer heute: Die sich nun abzeichnenden Maßnahmen der europäischen Regierungen sprechen dafür, "dass es bei einer 'normalen' Rezession bleiben sollte und die Euro-Wirtschaft nicht wie Japan in den 1990er Jahren in eine langjährige Depression abgleitet". Abwarten ...
Rikarda /13.10.2008 21:00
Nach der AIG hat es nun auch einen weiteren Versicherer erwischt. Am Freitag musste in Japan die Yamato Life Insurance Co mit insgesamt 2,7 Mrd. USD Verbindlichkeiten Gläubigerschutz beantragen. Der Versicherer ist damit das erste japanische Unternehmen aus dem Finanzsektor, das Opfer der internationalen Finanzkrise geworden ist. Als Grund für das Scheitern wurde seitens der Finanzaufsicht ein "unzureichendes Risikomanagement" genannt.
Marcus /14.10.2008 18:06
Wer wird vom Rettungspaket der Bundesregierung profitieren? Fragt man Analyste, so gehen diese davon aus, dass das Paket wohl eher von den Landesbanken als von den großen Geldinstituten wie Deutsche Bank AG oder Commerzbank AG angezapft wird. Auch kleinere Banken könnten in einer weniger komfortablen Situation sein und somit auf die Bundeshilfe angewiesen sein, sagten Analysten heute. Jedoch könnten auch Großbanken zu einem solchen Schritt gezwungen werden, um möglichen Wettbewerbsnachteilen zu entgehen. Gegenüber Dow Jones Newswires äußerte sich UniCredit-Analyst Andreas Weese wie folgt: "Ich sehe bei keiner der Geschäftsbanken, die wir analysieren, dass akut auf der Agenda die Notwendigkeit einer Kapitalspritze des Staates steht. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es für einige Landesbanken nötig ist, die nicht die stärksten Kernkapitalquoten haben."
Ingmar /22.10.2008 19:19
Zusammengerechnet geben die EU-Staaten 2300 Milliarden Euro zur Bekämpfung der Finanzkrise aus (in Form von Bürgschaften, Garantien und Kapitalspritzen). Auch jenseits des Atlantiks ein ähnliches Bild: Binnen 48 Stunden gab der Kongress umgerechnet 1700 Milliarden Euro frei. Und wer zahlt die Zeche? Alle Steuerzahler müssen sie für die öffentlichen Schulden über kurz oder lang geradestehen. Und als Sparer drohen ihnen mit Anleihen des Bundes Vermögensschäden, wenn dieser infolge der Belastungen an Zahlungsfähigkeit einbüßt. Der Fall Island hat verdeutlicht, dass auch Staaten Pleite gehen können.
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