Das Wirtschaftsklima im Euroraum hat sich im dritten Quartal 2012 wegen der wieder aufflammenden Euro-Krise eingetrübt. Die Hoffnungen der Wirtschaftsexperten auf eine Erholung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten sind geschwunden. Zuvor hatte sich das auf Basis einer Umfrage des ifo Instituts unter Wirtschaftsexperten ermittelte Wirtschaftsklima zwei Quartale in Folge verbessert. Der Indikator liegt nun deutlicher als bisher unter seinem langfristigen Durchschnitt, wie das ifo Institut mitteilte. Sowohl die aktuelle Lagebeurteilung als auch die Erwartungen fielen ungünstiger aus als im zweiten Quartal.
Der ifo-Indikator für das Wirtschaftsklima im Euroraum ging auf 88,9 Punkte zurück. Im zweiten Quartal hatte er bei 100,3 Zählern gelegen. Der Indikator für die Lagebeurteilung sank auf 103,5 von 114,7 Zählern, der für die Erwartungen fiel auf 80,3 Punkte von 91,8 im Vorquartal.
In Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Zypern liegt die Bewertung der aktuellen Wirtschaftslage nach Angaben des ifo Instituts unverändert auf Rezessionsniveau. In Belgien, Frankreich, Irland, den Niederlanden und Slowenien wird die wirtschaftliche Lage nur wenig besser beurteilt. In Deutschland, Estland und Finnland liegen die Einschätzungen zur aktuellen Lage weiterhin im positiven Bereich, sie haben sich im Vergleich zur Vorquartalsumfrage aber leicht verschlechtert.
Der wirtschaftliche Ausblick für die kommenden sechs Monate hat sich in den meisten Mitgliedsländern gegenüber dem Vorquartal eingetrübt. Lediglich in Irland und den Niederlanden sind die Erwartungen merklich gestiegen und deuten auf eine vorsichtige Erholung der Konjunktur hin.
Die Inflationserwartungen für 2012 sind im Euroraum von 2,4 Prozent auf 2,2 Prozent gesunken. Die kurzfristigen Zinsen werden nach Ansicht der befragten Experten in den nächsten sechs Monaten zurückgehen, die langfristigen Zinsen nur leicht anziehen. Die Mehrheit der Experten im Euroraum rechnet mit einem Anstieg des US-Dollar in den nächsten sechs Monaten.
An der vom ifo Institut in Zusammenarbeit mit der Internationalen Handelskammer in Paris im Juli durchgeführten Umfrage für den Euroraum beteiligten sich 274 Experten.
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Der Frühindikator der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat im Juni für den Euroraum weiterhin ein schwaches Wirtschaftswachstum signalisiert. Innerhalb des Euroraums zeigen auch die Indikatoren für Deutschland und Frankreich, obwohl beide ebenfalls geringfügig gesunken sind, eine Fortsetzung des schwachen Wachstums an. In Italien zeichne sich eine stärkere Verlangsamung ab, teilte die OECD weiter mit. Dagegen zeige der Frühindikator für Großbritannien erste Anzeichen einer Belebung der Wirtschaftsaktivität.
Insgesamt deutet der OECD-Frühindikator auf eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den meisten großen Mitgliedsländern. So wird für Japan und die USA ein Nachlassen des Wachstumstempos signalisiert. In China, Indien und Russland ist laut Frühindikatoren weiterhin eine Abschwächung zu erwarten. In Brasilien dürfte die Belebung der Aktivität etwas schwächer verlaufen als im vergangenen Monat signalisiert.
Der OECD-Frühindikator ging im Juni auf 100,3 zurück von 100,4 Punkten im Vormonat. Der Indikator für den Euroraum sank auf 99,4 von 99,5 im Vormonat. Der Indikator für Deutschland stellte sich auf 99,3, nachdem er im Mai bei 99,4 gelegen hatte.
Das Bundeswirtschaftsministerium blickt mit wachsender Skepsis in die konjunkturelle Zukunft. Das geht aus dem Bericht des Ministeriums zur wirtschaftlichen Lage im August hervor, der dem Handelsblatt vorliegt. Zwar erweise sich die deutsche Wirtschaft derzeit "in einem schwierigen europäischen Umfeld weiterhin als recht robust", heißt es in dem Bericht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) "dürfte im zweiten Quartal weiter moderat zugenommen haben". Nach dem wachstumsstarken ersten Quartal habe sich die Dynamik angesichts einer international schwächeren Entwicklung allerdings merklich abgeschwächt. Die Aussichten für die Wirtschaft seien daher "mit erheblichen Risiken behaftet"
Positiv bewertet das Ministerium die Entwicklung der Exporte: "Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit und einem stark nachgefragten Produktsortiment bleibt der Trend der deutschen Ausfuhren auch angesichts schwächerer Absatzmärkte aufwärts gerichtet. Die Ausfuhren nahmen im zweiten Quartal um 1,6 Prozent zu", heißt es in dem Bericht weiter.
Allerdings wird eingeräumt, dass der Gegenwind stärker geworden sei. Die Impulse aus dem Außenhandel dürften daher in den kommenden Monaten moderater ausfallen. Der Rückgang der Warenausfuhren im Juni um 1,5 Prozent sei ein Warnsignal.
Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe bezeichnet das Ministerium als beachtenswert stabil: "Dem nur leichten Rückgang der Industrieproduktion um 0,5 Prozent im zweiten Quartal stand ein kräftiger Anstieg der Erzeugung im Bauhauptgewerbe um 4,4 Prozent gegenüber."
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland vor allem wegen der europäischen Schuldenkrise mit erheblichen Risiken belastet und ist inzwischen weniger zuversichtlich.
Die deutsche Wirtschaft erweise sich zwar "in einem schwierigen europäischen Umfeld weiterhin als recht robust", heißt es in dem aktuellen Monatsbericht des Ministeriums zur wirtschaftlichen Lage im August. Die gesamtwirtschaftliche Leistung dürfte im zweiten Quartal moderat zugenommen haben. "Das Geschäftsklima in Deutschland trübte sich allerdings merklich ein und signalisiert das Risiko einer schwächeren Entwicklung in den kommenden Monaten", heißt es weiter.
Nach dem wachstumsstarken ersten Quartal habe sich die Dynamik angesichts einer auch international etwas schwächeren Entwicklung erwartungsgemäß merklich abgeschwächt. Vor allem die Schuldenkrise in einigen Ländern des Euroraums wirke erneut belastend, schüre Verunsicherung und führe zu Zurückhaltung in der Wirtschaft. Das habe seinen Ausdruck in der Entwicklung der einschlägigen Stimmungsindikatoren gefunden. "Die weiteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben daher auch erst einmal verhalten und sind mit erheblichen Risiken behaftet", schreiben die Konjunkturexperten des Ministeriums.
Die nach dem verhaltenen Winterhalbjahr aufkeimende Hoffnung auf eine rasche Belebung der Weltwirtschaft haben sich laut BMWi nach der erneuten Verschärfung der Banken- und Euroschuldenkrise als verfrüht erwiesen. Nach wie vor bleibe die leichte Erholungstendenz der Weltwirtschaft "vorerst fragil".
Positiv aufgestellt sehen die Ministeriumsexperten die deutsche Exportwirtschaft, erwarten für die kommenden Monate jedoch mehr Gegenwind. "Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit und einem stark nachgefragten Produktsortiment bleibt der Trend der deutschen Ausfuhren auch angesichts schwächerer Absatzmärkte aufwärts gerichtet", schreiben die Experten. Die Ausfuhren seien im zweiten Quartal um 1,6 Prozent gestiegen. Der Rückgang der Ausfuhren im Juni um 1,5 Prozent sei jedoch "ein Warnsignal". Aus Ministeriumssicht dürften die Impulse aus dem Außenhandel daher in den kommenden Monaten "moderater ausfallen".
Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe erweise sich bislang als beachtenswert stabil. Dem nur leichten Rückgang der Industrieproduktion um 0,5 Prozent im zweiten Quartal habe ein kräftiger Anstieg der Erzeugung im Bauhauptgewerbe um 4,4 Prozent gegenübergestanden. Der Bau werde weiter durch niedrige Zinsen und ein verändertes Anlegerverhalten begünstigt. Die Perspektiven für die Industrie seien demgegenüber "verhaltener". Darauf deuteten die deutlich gesunkenen Stimmungsindikatoren für die Industrie sowie die geringere Nachfragedynamik.
Den Beschäftigungsaufschwung am Arbeitsmarkt beurteilen die Ministeriumsexperten als "weiter intakt", wenn auch hier erste Abschwächungszeichen auszumachen sind. Die Aufwärtsdynamik des Arbeitsmarktes habe nachgelassen und die per saldo positiven Tendenzen am Arbeitsmarkt dürften in den kommenden Monaten durch die zögerliche konjunkturelle Entwicklung weiter gedämpft werden, schreiben die Ministeriumsexperten.
Die steigende Beschäftigung und die teilweise kräftigen Lohnerhöhungen schaffen laut BMWi weiter günstige Einkommens- und Konsumperspektiven als Voraussetzung für eine robuste binnenwirtschaftliche Nachfrage. So dürften die privaten Konsumausgaben im zweiten Quartal erneut zum Wachstum der Gesamtnachfrage beigetragen haben. Die allmähliche Abschwächung des Preisanstiegs auf Prozent im Juli habe diese Entwicklung unterstützt. "Gerade vor diesem Hintergrund ist bei der Energiewende darauf zu achten, dass der erstarkte private Konsum nicht durch steigende Strompreise abgewürgt wird", heißt es im Bericht.